Friedrich von Bodenstedt Zitate
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Noch keiner starb in der Jugend, Wer bis zum Alter gezecht.
Kein Weg ist so weit im ganzen Land als der von Herz und Kopf zur Hand.
Der Gram um Tote ist so schmerzlich nicht, Als wenn uns Lieb im Leben Treue bricht.
Ich habe die Natur eines Menschen immer am leichtesten an der Art seines Lachens erkannt.
Was du gesündigt an einem Menschen, mach es am andern wieder gut.
Das Glück der Ehe kann nur offenbaren, Wer es gesegnet an sich selbst erfahren.
Ein Weib, das sich nicht kleiden kann, Mag schön auch die Gestalt sein, Ist, was kein Dichter leiden kann, Und sollt‘ er noch so alt sein!
Klug zu reden ist oft schwer, Klug zu schweigen meist noch mehr.
Ein liebeleeres Menschenleben ist wie ein Quell, versiegt im Sand, weil er den Weg zum Meer nicht fand.
Der predigt von des Lebens Nichtigkeit, und jener von des Lebens Wichtigkeit; hör‘ beides wohl, mein Sohn, und merke dir: halb hat’s mit beiden seine Richtigkeit!
Magst du die Lüge noch so gut in das Gewand der Wahrheit kleiden, – der Dümmste ist nicht dumm genug, um beide nicht zu unterscheiden.
Wohl oft fand ich, was Aug‘ und Herz ergötzte, doch nie, was meine Heimat mir ersetzte.
Und steigen auch in der Jahre Lauf, Wenn der Tag des Lebens vollbracht ist, Erinnerungen gleich Sternen auf: Sie zeigen nur, daß es Nacht ist.
Ein graues Auge ein schlaues Auge; Auf schelmische Launen Deuten die braunen; Des Auges Bläue Bedeutet Treue; Doch eines schwarzen Augs Gefunkel Ist stets, wie Gottes Wege, dunkel!
Der Rose süßer Duft genügt, man braucht sie nicht zu brechen – und wer sich mit dem Duft begnügt, den wird ihr Dorn nicht stechen.
Schwer ist’s feurige Geister zu zügeln; Schwerer noch träge zu beflügeln.
Wunder wirkt oft im Gemüte ein geweihtes Dichterwort.
Aus tausend Traurigkeiten zur Krippe geh’n wir still, das Kind der Ewigkeiten uns alle trösten will.
Der kluge Mann greift nicht nach dem Fernen, Um Nahes zu finden; Und seine Hand greift nicht nach den Sternen, Um Licht anzuzünden.
Viele Menschen wollen lieber beneidet als bemitleidet sein.
Als Gebilde bloßen Fleißes wuchs nie eine Rose im Garten.
Wohl gibt es Fürsten, Die nach Wahrheit dürsten; Doch wenigen ward ein so gesunder Magen, Sie zu vertragen.
Im Winter trink‘ ich und singe Lieder aus Freude, daß der Frühling nah ist, und kommt der Frühling, trink‘ ich wieder, aus Freude, daß er endlich da ist.
Wie kommt bei vielen das schiefe Denken. Die reich doch mit Verstand beschenkt? Man kann sich das Gehirn verrenken, Wie man die Beine sich verrenkt.
Handle so, wie du kannst wollen, Daß auch andre handeln sollen.
Wer glücklich ist, der bringt das Glück und nimmt es nicht im Leben! Es kommt von ihm und kehrt zurück zu dem, der es gegeben.
Ist nicht im Innern Sonnenschein, von außen kommt er nicht hinein.
Such keine Weisheit und Erfahrung, In alter Bücher Staub vertieft; Die allerbeste Offenbarung Ist, die aus erster Quelle trieft.
Hin zum Lichte drängt das Licht, Doch der Blinde sieht es nicht.
Die Gunst der Zeit ist nicht zu bannen, Am schnellsten flieht das höchste Glück.
Launen sind nur dann unüberwindlich, wenn sie in unheilbaren Krankheiten oder in gemeiner Sorge ihren Grund haben, welche zu bannen die Kraft der davon Heimgesuchten nicht ausreicht.
Sanftmut wirkt größere Dinge als schneidende Gewalt.
Gibt man ungebeten Rat, er könnte, wenn befolgt, mißglücken, und dir legt man die Schuld der Tat als schwere Last dann auf den Rücken.
Niemand hört dir gläubig zu, wenn du bei deiner Belehrung beginnst: Ich bin klüger als du.
Der Spötter Witz kann nichts verächtlich machen, was wirklich nicht verächtlich ist.
Nur Liebe überbrückt die Kluft, die zwischen Sein und Nichtsein droht, daß, wie gepflückter Blumen Duft, doch etwas überlebt den Tod.
Wer sich nicht selbst achten kann und doch Ansehen in der Welt gewinnen will, der muß notgedrungen alle Mittel der Verstellung, der Kriecherei und Schmeichelei aufbieten, um sein Ziel zu erreichen.
Sanftmut ist eine christliche Tugend, aber wie alle christlichen Tugenden in dieser verderbten Welt schwer zu üben. Verlor doch Christus selbst die Geduld, als er die Wechsler und Händler mit der Peitsche aus dem Tempel jagte.
Daß Weisheit nach der Anmut strebt Hat man auf Erden oft erlebt, Doch daß die Anmut gern ihr Ohr Der Weisheit leiht, kommt seltener vor.
Der Mai des Lebens steht nicht lang in Blüte, er dünkt uns wie ein Traum in seiner Flucht; doch nur dem Aug‘ entfleit er: Im Gemüte reift manche seiner Blüten uns zur Frucht.
Die Kunst gedeiht nur in des Lebens Gunst, Und recht zu leben ist auch eine Kunst, So schwer wie alle Künste im Vereine Im steten Kampfe gegen das Gemeine.
Ein großes Unglück trägt der Mann mit Stolz, Doch unerträglich ist das kleine Elend.
Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in der Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.
Mein Verstand ist sehr verständig, Nennt mein armes Herz betört; Doch dies Herz liebt so unbändig, Daß es gar nicht auf ihn hört.
Im Bestreben uns zu trösten, schießt man leicht vorbei am Ziel; ist in uns der Schmerz am größten, fragen wir nach Trost nicht viel.
Zur Wahrheit führen rauhe, dunkle Bahnen, Erst später erfüllt sich, was wir früh schon ahnen.
Die lieblich tun mit allen will, Die macht es keinem recht: Die Tausenden gefallen will, Gefällt nicht einem recht.
Die schlimmsten Schmerzen sind auf Erden, Die ausgeweint und ausgeschwiegen werden.
Wer seine Freunde im Tode nicht ehrt, ist ihrer im Leben nicht wert gewesen.
Die eigentliche Prüfungszeit beginnt erst mit der Ehe. Es ist leichter zusammenzukommen als glücklich beisammenzubleiben.