Friedrich Theodor Vischer Zitate
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Das Leben ist schwer, das will Bedacht; Vor dir besonders nimm dich in acht!
Wenn die Menschheit nur zum Gemeinen noch lacht, Dann ist’s Zeit, daß sich alles verkracht.
Alles Erhabene muß in eine gewisse Dunkelheit gehüllt, der gemeinen Tätigkeit entrückt sein.
Wenn ein Hund seinem Herrn oder einem Freunde seines Herrn sich bemerkbar machen, seine Anwesenheit ihm anzeigen möchte,… so stupft er ihn ein weniges mit der Nase an die Wade an. – Mit seinem feinsten Organ. Wie zart!
Eine gründliche Revolution müßte sich auch dadurch bewähren, daß sie der Barbarei der modernen Kulturformen ein Ende machte.
Im Genie werden große Gedanken große Formen.
Natur, du seltsam Ding! An einem Ende gemein, Am andern seelisch fein Und doch geschloßner Ring.
Dem Tiere ist der Mensch sein Gott.
Man sollte eigentlich Unterricht darin nehmen, in Gemeinplätzen zu reden; hätte man es gut gelernt, so wäre man in Gesellschaft besser gelitten. Es kann den Menschen nicht angenehm sein, wenn man ihnen zumutet, auf dem Kopfe zu gehen.
Gott ist das Beste in allem.
Wir sind Teile von Gott, doch so klein, daß keine Zahl es ausdrückt. Also überhebe man sich nicht. Wer tüchtig ist, tut vielen gut, daher wächst seinem Teile von Gott so viel zu, daß er keine Niete mehr ist, sondern ein Zähler wird.
Ich bin so ganz der Meinung, eine Rede, die eine Rede ist, lebe nur im Vortrag, daß ich sie gedruckt eigentlich gar nicht sehen mag.
Der Witz ist eine Fertigkeit, mit überraschender Schnelle mehrere Vorstellungen, die nach ihrem inneren Gehalt und dem Nexus, dem sie angehören, eigentlich fremd sind, zu einer (Vorstellung) zu verbinden.
Jung sein ist Glück und vergeht wie Dunst, jung bleiben ist mehr und ist eine Kunst.
Menschen, die einander ohne tatsächlich klaren Grund nicht trauen, trauen sich selbst nicht.
Eine Welt, wo so viel gelacht wird, kann so schlecht nicht sein.
Wir wandeln auf Glatteis und sind keinen Augenblick sicher, daß wir nicht fallen.
Der Glaube, womit die Religion glaubt, nicht das, was dieser Glaube glaubt, ist die Bedeutung der Religion.
Freiheit ist heilig, Einheit ist notwendig.
Das reine und ungeteilte Wirken der Phantasie in einem Individuum ist Genie.
Das Moralische versteht sich immer von selbst. Ein rechter Kerl sucht, strebt und beschwert sich nicht darüber, sonder ist glücklich mit diesem Unglück der aufsteigenden und nie anlangenden Linie des Lebens. Das ist unser oberstes Stockwerk.
Ein Schwabe ist ein Gemüt, das heute von einer hohen Frau einen freundlichen Blick bekommt und morgen schon hofft, sie werde ihm in schwesterlicher Zutraulichkeit einen abgerissenen Knopf an den Rock annähen.
Wo immer die Kunst blühte, ruhte sie auf dem fruchtbaren Boden des Handwerks.
Der menschliche Geist muß seine Heimat in dem geheimen Schoß aller Wesen haben und daraus sein Schaffen holen. Es ist ihm, als ob er es noch von daher wisse, wie ihre Gestalt ursprünglich hätte werden sollen.
Die Mehrheit der Menschen besteht nicht gerade ganz aus Betrügern, Dieben, Mördern, aber aus sozialen Ungeheuern, und zwar durch alle Stände und beide Geschlechter.
Das Komische ist ein umgekehrtes Erhabene.
Wer keine große Seele hat, wird kein großes Kunstwerk erfassen.
Das Leben der Menschen ist eine Fläche mit vielen farblosen breiten Stellen und vielen dunklen Flecken. Das sind die Tage, wo man nichts Bedeutendes tut oder erlebt, und die Tage des Übels.
Der Pietist ist Religiöser von métier, der Pietist ist der Professionist der Religion, Pietist ist, wer nach Religion riecht.
Das Genie kennt gewissermaßen die Welt ohne Weltkenntnis, es findet viele Weltansätze in sich selbst und in seinem Erlebnis und besitzt die Gabe, aus diesen Ansätzen das zu dividieren, was sich bei anderen daraus entwickelt.
Zu Tübinger Studenten, die im Kolleg rauchten: Meine Herren, ich mache Ihnen hier keinen blauen Dunst vor, ersuche Sie aber, mir auch keinen vorzumachen.
Ich lasse meinen meisten Zorn an Schubladen, Töpfen, Hemdknöpfen und dergelichen aus. Das kommt den Menschen zugut, daß so viel Wut nach der Seite abläuft.