Friedrich Schleiermacher Zitate
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Sobald man die Gesellschaft nur als Mittel für den Egoismus braucht, muß alles schief und schlecht werden.
In sieben Sprachen schweigen.
Individualität kann man nicht ohne Persönlichkeit haben.
O wüßten doch die Menschen die Götterkraft der Phantasie zu brauchen, sie, die allein den Geist ins Freie stellt, ihn über jede Gewalt und jede Beschränkung weit hinausträgt!
Religion ist das Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit.
Ich will nicht sehen die gefürchteten Schwächen des Alters, kräftige Verachtung gelob ich mir gegen jedes Ungemach, welches das Ziel meines Daseins nicht trifft, und ewige Jugend schwör ich mir selbst.
Gott ist nach Leibniz wirklich, weil nichts seine Möglichkeit verhindert. In dieser Hinsicht ist Leibnizens Philosophie recht gottähnlich.
Laß dich gelüsten nach der Männer Kunst, Weisheit und Ehre.
Der Witz ist eigentlich eine Freilassung des Gemüts von den mechanischen Assoziationsgesetzen.
Wolle ja nicht mäßig sein im Handeln! Lebe frisch immerfort! Keine Kraft geht verloren, als die du ungebraucht in dich zurückdrängst.
Es trocknen in der Einsamkeit die Säfte des Gemütes; es stockt der Gedankenlauf; ich muß hinaus in mancherlei Gemeinschaft mit den anderen Geistern.
Die Außenwelt, die Welt vom Geist geleert, ist jedem von der Menge das größte und erste, der Geist ein kleiner Gast nur auf der Welt, nicht sicher seines Orts und seiner Kräfte.
Es ist unmöglich, daß einer Religion habe, dabei aber unsittlich; und ebenso unmöglich ist es, daß einer sittlich sein kann ohne Religion oder wahrhaft wissenschaftlich ohne sie.
Nur was ich selbst hervorgebracht und immer wieder aufs neue mir erwerbe, ist für mich Besitz.
Gibt es keine Menschen in eurer Nähe, die bei euch anklopfen und gern ein wenig mit euch leben möchten?
In nahen Bahnen wandeln oft die Menschen, und kommen doch nicht einer in des andern Nähe; vergebens ruft der ahnungsreiche und den nach freundlicher Begegnung verlangt: es horcht der Andere nicht.
Und wenn der Hunger sieben Jahre wanderte, er fände doch kein Nachtlager in dem Hause der Fleißigen.
Freundschaft ist Annäherung zur Individualität ins Unendliche und daher selbst ins Unendliche teilbar und perfektibel.
Das Lesen ist ein Thermometer, die Bildung des Volkes zu messen.
Was kann die Liebe mehr verherrlichen, als wenn man alles, was es Großes in der Welt gibt, mit hineinzieht in ihr Gebiet?
So einen klugen Gedanken hatte ich dem Chateaubriand kaum zugetraut, daß die Schöpfung die Darstellung von Gottes Imagination wäre. Nur der Gegensatz ist schlecht: der Mensch wäre die Offenbarung von Gottes Denkkraft.
Einige verhalten sich in der Gesellschaft wie unzerlegbare chemische Stoffe, sie bleiben immer auf dem Grunde liegen.
Wer sich zu einem bestimmten Wesen bilden will, dem muß der Sinn geöffnet sein für alles, was er nicht ist.
Knigge hat wie ein schlechter Wirt gehandelt und das wenige Artige in seinem Buche in die übelste Gesellschaft gebracht.
Praxis ist Kunst, Spekulation ist Wissenschaft, Religion ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche.
Religion ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche.
Eigentlich ist alles Handeln Krieg. Der eigentliche Krieg ist nur die roheste Darstellung davon.
Die Kinder sollen besser werden, als die Eltern waren, und so ein jedes heranwachsende Geschlecht sein erziehendes überragen.
Pantheismus ist die heimliche Religion der Deutschen.
Tränen sind das Salz des Lebens, wenn es aber versalzen ist, bleibt ein unauslöschlicher Durst zurück.
Thätigkeit allein, wie ausdauernd und angestrengt sie auch sein mag, gibt dem Menschen keinen bestimmten Wert; dieser hängt lediglich davon ab, worauf den eigentlich seine Thätigkeit gerichtet gewesen ist.
Stellet Euch auf den höchsten Standpunkt der Metaphysik und der Moral, so werdet Ihr finden, dass beide mit der Religion denselben Gegenstand haben, nämlich das Universum und das Verhältnis des Menschen zu ihm.
Jeder strebe danach, das, was er ist, an den Tag zu geben; seine unbequemen Eigenschaften in Schranken zu halten, das ist dann die Angelegenheit der anderen, und sie werden schon dafür sorgen.
Für den gibts Freiheit und Unendlichkeit, der weiß, was Welt ist und was Mensch, der klar das große Rätsel, wie beide zu scheiden sind, und wie sie in einander wirken, sich gelöst.
Die Liebe ist blind, das ist die gemeine Rede, deren Stempel nicht zu verkennen ist; aber ist sie nicht im Gegenteil allein sehend?
Wo die Obrigkeit den Vertrag verletzt, da ist kein Staat mehr und ein Ausbruch roher Gewalt.
Es ist ganz falsch, daß man viel sein kann ohne den Weltumgang zu verstehen.
List macht völlig unliebenswürdig, Intrige verhaßt; Klugheit ohne Ironie und Wohlwollen erkältet bis zum Unerträglichen.
Ein einziger freier Entschluss gehört dazu ein Mensch zu sein: wer den einmal gefasst, wird es immer bleiben; wer aufhört, es zu sein, ist es nie gewesen.
In Beziehung auf das große Heil der Welt bekommt alles Liebe und Gute eine größere Bedeutung.
Kinder sind nicht nur freundliche Lichtstrahlen des Himmels und Gottesgröße, die unser Haus verklären, sie sind auch ernste Fragen aus der Ewigkeit und schwere Aufgaben für die Zukunft.
Die freie Muße ist meine liebe Göttin, da lernt im unbefangenen Sinne der Mensch sich selber begreifen und bestimmen, da gründet der Gedanke seine Macht und herrscht dann leicht über alles, wenn die Welt Taten von ihm fordert.
Das einzige Kunstwerk, was manche Menschen darstellen, ist, daß sie an ihrer Unklugheit flicken.
Der Mensch kennt nichts als sein Dasein in der Zeit, und dessen gleitenden Wandel hinab von der sonnigen Höhe in die furchtbare Nacht.
Du sollst nicht geliebt sein wollen, wo du nicht liebst.
Das Zurückgehen auf die Naturtriebe bei den Stoikern ist ein Vorzug vor dem Kantianismus, weil es doch gewissermaßen das Vernünftigseinwollen deduziert.
Es stößt die Freiheit an der Freiheit sich, und was geschieht, trägt der Beschränkung und Gemeinschaft Zeichen.
Liebenswürdig ist, wer liebt, das heißt, wer überall im Endlichen das Unendliche findet. Groß, wer das Endliche um des Unendlichen willen wegwirft. Vollendet, wer beides vereinigt.