Friedrich Schleiermacher Zitate
seite 2
Selbstliebe ist insofern sittlich, als sie alle andere Liebe in sich einschließt.
Soll der Knoten der Geschichte so auseinander gehn? das Christenthum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben?
Wie viel dazu gehört, in dieser Zeit nicht zu verkommen!
Bei den Franzosen werden die Naturgefühle als Studium betrieben, bei den Deutschen als Observanz.
Im Unendlichen steht alles Endliche ungestört nebeneinander, alles ist eins und alles ist wahr.
Die Wechselwirkung hat keinen Zweck als sich selbst.
Es ist ein Imperativ, daß die Menschen von allen Seiten angeregt werden müssen.
Alle wahre Geschichte hat zuerst einen religiösen Zweck gehabt und ist von religiösen Dingen ausgegangen
… so ist mir klar geworden, dass jeder Mensch auf eigene Art die Menschheit darstellen soll.
Wie manche Ehe mag nach überstandenem Sturme glücklicher und segensreicher geworden sein als sie vorher war.
Immer mehr zu werden, was ich bin, das ist mein einziger Wille.
Nur kühn den Stempel des Geistes jeder Handlung eingeprägt, damit die Nahen dich finden; nur kühn hinaus in die Welt geredet des Herzens Meinung, daß auch die Fernen dich hören!
Liebe ist die Synthesis zwischen Fantasie und Vernunft.
Sinnen Sie immer auf ein Geschenk für mich? Sind das nicht die schönsten und die einzig wahren Geschenke, deren man nicht bedarf?
Je mehr einer strebt durch Gewalt auf andere zu wirken, desto deutlicher zeigt er, daß er Vernunft und Liebe, wodurch allein der Mensch gelenkt werden soll, nicht anzuwenden versteht.
Sie [die Kinder] sind auch ein unmittelbarer Segen für das Haus, sie geben leicht eben so viel, als sie empfangen, sie erfrischen das Leben und erfreuen das Herz.
Das bloß harrende Hoffen ist nur das Hoffen der Toren. Man muß kämpfen, um zu hoffen, wie man hoffen muß, um zu ertragen.
Nicht von Gottes Strenge kommt es, wenn er viel verlangt vom Menschen, es kommt von seiner großen Milde: weil er will, daß die Seele sich weiter mache, auf daß sie recht viel zu empfangen und er ihr recht viel zu geben vermöge!
Immer gleich zu reagieren ist das Kennzeichen der Schwäche, jenes innre Crescendo der Empfindungen ist die Eigenheit energischer Naturen.
Das Verfahren der Staaten gegeneinander steht ganz unter derselben Beurteilung wie das sogenannte Moralische in der Gerechtigkeit.
Die Trägheit ist ein Fehler, der das Gemüt so herabwürdigt, daß ich sagen darf, er habe an allem Elend und Verderben, das in der Welt angetroffen wird, einen weit größeren Anteil als alle heftigen Leidenschaften zusammen.
Schäme dich, fremder Meinung zu sein, in dem, was das Heiligste ist.
Du sollst keine Ehe schließen, die gebrochen werden muß.
Wahre Wissenschaft ist vollendete Anschauung.
Hülfloser Kampf des Bessern, der die Sittlichkeit und Bildung sucht, mit dieser Welt, die statt deren nur Recht und Gebot kennt, statt Lebens nur todte Formeln bietet, statt freien Handelns nur Regel und Gewohnheit liebt.
Der religiöse Sinn stirbt gewöhnlich an indirekter Schwäche.
In Absicht auf das Beten gilt vom Vaterunser, was Omar von der Bibliothek sagt: Was nicht im Koran steht, ist gottlos. Unsere Kirchengebete und Fürbitten sind ganz dagegen.
Die Weisheit ist diejenige Qualität, durch welche alles Handeln des Menschen einen idealen Gehalt bekommt.
Lieben: das heißt Seele werden wollen in einem andern.
Sorge Dich nicht um das, was kommen mag, weine nicht um das, was vergeht; aber sorge, Dich nicht selbst zu verlieren, und weine, wenn Du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in Dir zu tragen.
Alles gefühlt zu haben, das ist der Reichtum des Lebens.
Kein Mensch soll nur Mittel zum Zweck für andere sein, jeder Mensch muß, wenn er daneben auch als dienendes Glied für andere Zwecke fungiert, zugleich als Selbstzweck, als Heiligtum für sich anerkannt werden.
Keine vertrautere Gabe vermag der Mensch dem Menschen anzubieten, als was er im Innersten des Gemüthes zu sich selbst geredet hat: denn sie gewährt ihm das Geheimste, was es giebt, in ein freies Wesen den offenen ungestörten Blick.
Der Mensch ist eine Ellipse; ein Brennpunkt ist das Gehirn, und der andere die Geschlechtsteile. Je weiter beide voneinander entfernt sind, desto größer ist die Differenz der Linien, welche zusammen der Axe gleich sind.
Man kann nicht jeden Tag etwas Großes tun, aber gewiss etwas Gutes.
Ein leeres Vorurteil ist das Alter. Die schnöde Frucht von dem trüben Wahn, daß der Geist abhänge vom Körper.
Geduld ist die Kunst zu hoffen.
Wie kann man die Stelle eines Freundes ersetzen; wer glücklich genug ist, deren mehrere zu haben, dem ist jeder einzelne etwas anderes; eine Doublette in der Freundschaft hat gewiß niemand.
Es soll die Sitte der inneren Eigentümlichkeit Gewand und Hülle sein, zart und bedeutungsvoll sich jeder edlen Gestalt anschmiegend und ihrer Glieder Maß verkündend, jede Bewegung schön begleiten.
Es gibt keinen schöneren Rahmen um einen großen Schmerz als eine Kette von kleinen Freuden, die man anderen bereitet.
So wie viele sagen: „das verstehe ich nicht, also taugt es nichts“, so sagen andere: „der versteht mich nicht, also taugt er nicht.“ Was ist wohl anmaßender?
So lange du noch deine inneren Zustände von äußeren Lagen und Umständen ableitest und also auch von diesen Hilfe erwartest, bist du noch nicht auf dem rechten Punkt; denn so lange wünschest du und willst nicht.
Was du der Welt bietest sei leicht ablösende Frucht! Opfere nicht den kleinsten Teil deines Wesens selbst in falschem Großmut! Laß dir kein Herz ausbrechen, kein Blättchen abpflücken, welches Nahrung dir einsaugt aus der umgebenden Welt.
Diejenigen, welche ihr Glück für Talent halten, sind geneigt, ihren Mangel an Unglück für bon sens zu halten, ihre Ungeschicklichkeit für Unglück und ihr Unglück für ein Produkt ihrer Genialität.
Überhaupt ist in der Welt nichts so schwierig wie das Heiraten.
Die Wohltat, die in der Gesinnung des Wohlwollens liegt, kann nur durch die Gesinnung erwidert und vergolten werden.
Nur selten sind Dienstboten zuverlässig genug und an Herz und Geist hinreichend gebildet, um einen bedeutenderen Einfluß auf das Erziehungsgeschäft erhalten zu dürfen.
Die Schule hat nicht nur die Kräfte und Fähigkeiten zu wecken und zu üben, sondern auch die Gesinnung zu entwickeln, insofern diese aus einem gemeinschaftlichen Leben hervorgeht.
Subjekt, Objekt und Subjekt-Objekt als Betrachtungsarten des Ich sind nur Kategorien der Anwendungen von Eins, Vieles und Alles.
Die Phantasie aber ist das eigentlich Individuelle und Besondere eines jeden.