Friedrich Schelling Zitate
Erst sei die Sache poetisch, ehe es das Wort ist.
Wir haben eine ältere Offenbarung als jede geschriebene, die Natur.
Der Irrtum ist nicht Mangel an Geist, sondern verkehrter Geist. Daher der Irrtum höchst geistreich und doch Irrtum sein kann.
Daß ich denke, Ich bin, ist, seit Cartesius, der Grundirrtum in aller Erkenntnis; das Denken ist nicht mein Denken, und das Sein nicht mein Sein, denn alles ist nur Gottes oder des Alls.
Ohne große allgemeine Begeisterung gibt es nur Sekten, keine öffentliche Meinung, nicht ein befestigter Geschmack, nicht die großen Begriffe eines ganzen Volkes, sondern nur die Stimmen einzelner willkürlich aufgeworfener Richter entscheiden über Verdienst.
Nur das schlechthin Allgemeine ist die Quelle der Ideen, und Ideen sind das Lebendige der Wissenschaft.
Das gefährlichste für die Menschheit ist die Herrschaft dunkler Begriffe. Es ist für ihn schon viel gewonnen, wenn diese nur überhaupt beschränkt ist, es ist alles gewonnen, wenn Begriffe zum absoluten Bewußtsein durchgedrungen.
Alle Regeln, die man dem Studierenden vorschreiben könnte, fassen sich in der einen zusammen: Lerne nur, um selbst zu schaffen. Nur durch dieses göttliche Vermögen der Produktion ist man wahrer Mensch, ohne dasselbe nur eine leidlich klug eingerichtete Maschine.
Nur das, was in Freiheit wahrhaft aus uns selbst kommt, hält die Seele wirklich und wahrhaft fest.
Wäre nicht das Nein, so wäre das Ja ohne Kraft.
Die Ansicht eines Weisen und den Rat eines Greisen soll man nicht von sich weisen.
Jede Wissenschaft wird Poesie, nachdem sie Philosophie geworden ist.
So ist denn der Anfang der Sünde, daß der Mensch aus dem eigentlichen Sein in das Nichtsein, aus der Wahrheit in die Lüge, aus dem Licht in die Finsternis übertritt, um selbst schaffender Grund zu werden, und mit der Macht des Zentrums, das er in sich hat, über alle Dinge zu herrschen.
Nicht wir sind in der Zeit, sondern die Zeit – oder vielmehr nicht sie, sondern die reine absolute Ewigkeit ist in uns!
Wir wollen bemüht sein, im Kreise derer, die teils nach Wahl, teils aus Zufall unsern Umgang bilden, unsere Tadelsucht und unsere Zunge so viel wie möglich im Zaume zu halten.
Kunst, Religion und Philosophie, dies sind die drei Spären menschlicher Tätigkeit, in denen allein der höchste Geist als solcher sich manifestiert.
Wenn die Architektur überhaupt die erstarrte Musik ist…
Der Mensch wird in dem Maße größer, als er sich selbst und seine Kraft kennen lernt. Gebt dem Menschen das Bewußtsein dessen, was er ist, und er wird bald auch lernen, zu sein, was er soll.
Es gibt keine höhere Offenbarung weder in Wissenschaft noch in Religion oder Kunst als die der Göttlichkeit des Alls: Ja, von dieser Offenbarung fangen jene erste an und haben Bedeutung nur durch sie.
Hier also der Widerspruch, daß der Mensch das, was er will, durch sein Wollen zunichte macht. Aus diesem Widerspruch entsteht jene innere umtreibende Bewegung, indem das Suchende das, was es sucht, gleichsam in einer beständigen Flucht vor sich her treibt.
Was wahr ist, ist wie das, was an sich selbst recht und schön ist, seiner Natur nach ewig, und hat mitten in der Zeit keine Verhältnis zu der Zeit.
Dies ist das Geheimnis der Liebe, daß sie solche verbindet, deren jedes für sich sein könnte und doch nicht ist, und nicht sein kann ohne das andere.
Glückseligkeit ist ein Zustand der Passivität.
Der Mensch erkennt nur, was er zu erkennen Trieb hat; es ist vergebliche Arbeit, Menschen etwas verständlich zu machen, was zu verstehen sie gar keinen Drang haben.
Jeder ernstliche Kampf findet seine Versöhnung. Nur die Lüge, die innere Unwahrheit, ist zur ewigen Qual verdammt.
Tugend ohne allen aktiven Eigenwillen ist verdienstlose Tugend. Daher man sagen kann, daß das Gute selber das Böse in sich schließe. Ein Gutes, wenn es nicht ein überwundenes Böses in sich hat, ist kein reelles lebendiges Gutes.
Glück ist ein Zustand der Passivität. Je glücklicher wir sind, desto mehr Passivität zeigen wir der Gesellschaft. Je freier wir werden, desto mehr nähern wir uns der Weisheit, umso weniger brauchen wir das Glück.
Die Kraft des Adlers im Flug bewährt sich nicht dadurch, daß er keinen Zug nach der Tiefe empfindet, sondern dadurch, daß er ihn überwindet, ja ihn selbst zum Mittel seiner Erhebung macht.
Ich frage selten: Wie kann das andern erscheinen? wenn ich vor mir selbst unbefangen und gerechtfertigt dastehe.
Alle Vortrefflichkeit in der Kunst, alle Bildung eines edlen Stoffes in angemessener Form geht aus der Beschränkung hervor, die der Geist sich selbst setzt.
Das Dunkelste und darum Tiefste der menschlichen Natur ist die Sehnsucht, gleichsam die innere Schwerkraft des Gemüts, daher in ihrer tiefsten Erscheinung Schwermut.
Die Liebe aber ist das Höchste.
Nur durch die Vollendung der Form kann die Form vernichtet werden, und dieses ist allerdings im Charakteristischen das letzte Ziel der Kunst.
Niemand geht so rein durch seine Zeit, daß sich ihm nicht vieles anhängt, was seinem eigentlichen Wesen gar nicht angehört.
Das Reich der Wissenschaften ist keine Demokratie, noch weniger Ochlokratie, sondern Aristokratie im edelsten Sinne. Die Besten sollen herrschen.
Ich folge dir, Geliebter, wohin du willst; denn dein Tun und Leben ist mir heilig, und im Heiligtum dienen – in des Gottes Heiligtum – heißt herrschen auf Erden.
Das gerade bildet die Halbwisser, die Halbaufgeklärten, die ohne alle tiefere Bildung, ja ohne die geringste Ahnung, wie viel dazu gehört, um über irgendeine die Menschheit interessierende Frage ein wahres oder erleuchtetes Wort zu sagen, über die tiefsten Gegenstände abzuurteilen.
Alle Ideen müssen sich zuvor im Gebiete des Wissens realisiert haben, ehe sie sich in der Geschichte realisieren; und die Menschheit wird nie eines werden, ehe ihr Wissen zur Einheit gediehen ist.
Gebt dem Menschen das Bewußtsein dessen, was er ist, er wird bald auch lernen, zu sein, was er soll: gebt ihm theoretische Achtung vor sich selbst, die praktische wird bald nachfolgen.
Es ist ein kühnes Wagestück der Vernunft, die Menschheit freizulassen und den Schrecken der objektiven Welt zu entziehen; aber das Wagestück kann nicht fehlschlagen, weil der Mensch in dem Maße größer wird, als er sich selbst und seine Kraft kennen lernt.
Alles Philosophieren besteht in einem Erinnern des Zustandes, in welchem wir eins waren mit der Natur.
Eine jede Sache, die nur in ihrem Grunde gut und tüchtig ist, hört bald auf, die Sache des Einzelnen zu sein; sie wird Allgemeingut mehrerer, das Höhere empfindender, zum Ganzen strebender Geister und muß zuletzt zu einer allgemeinen Anschauung gedeihen.
Die Erregung des Eigenwillens geschieht nur, damit die Liebe im Menschen einen Stoff oder Gegensatz finde, darin sie sich verwirkliche.
Unheimlich nennt man alles, was im Geheimnis, im Verborgnen, in der Latenz bleiben sollte und hervorgetreten ist.
Die höchste Verwicklung entsteht durch die Kollision der Staaten untereinander, und das höchste Phänomen der nicht gefundenen und nicht zu findenden Einheit ist der Krieg, der so notwendig ist als der Kampf der Elemente in der Natur.
Der Krieg ist notwendig wie der Kampf der Elemente in der Natur.
Schon längst ist eingesehen worden, daß in der Kunst nicht alles mit dem Bewußtsein ausgerichtet wird, daß mit der bewußten Tätigkeit eine bewußtslose sich verbinden muß.