Friedrich Rittelmeyer Zitate
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Dazu ist ja eine Erde erdacht worden: daß auf ihr ein Ich werde, das frei sein kann und dann aus der Freiheit heraus zur Liebe sich findet.
Gott aufnehmen, heißt anfangen, wahrer Mensch zu werden.
Gebet ist Eroberung des Himmelreichs.
Wer sich prüfen will, was an ihm ist, der sehe zu, wohin seine Gedanken wandern, wenn er ihnen ihren Lauf läßt.
Möchtest du beim Sterben vor der Entdeckung bewahrt bleiben, daß du nicht gelebt hast!
Alle wahre Gemeinschaft ist Mitarbeiterschaft. Auch in der Ehe ist es nicht anders. Höchste Mitarbeiterschaft schafft höchste Gemeinschaft.
Wir wären alle nicht da, wenn Gott nicht den Gedanken gedacht hätte: diese Menschen möchte ich haben.
Es gibt eine Art, Freude zu machen, die uns auch der fremdeste Mensch nicht übel nehmen kann, die so zart und freundlich sich äußert, daß sich niemand durch die Gedanken an Gegenleistung gedrückt fühlt.
Was wir tun, das sprechen wir gewissermaßen in das Weltall, und irgendwann einmal wird uns ein Echo wiedertönen, und es wird uns sein, als sei es eine andere Stimme und doch ist es nur unsere eigene.
Unter Umständen nimmt man einem Menschen seinen besten Freund, wenn man ihm seine körperliche Schwäche nimmt.
Das Lebensgefühl der Menschen ist ganz außerordentlich verschieden. Könnten wir einmal nur fünf Minuten in der Haut eines anderen wirklich darinnen sein, so könnten wir aus diesem Erlebnis mehr Lebensweisheit mitbringen als aus großen Büchern.
Hüte dich, daß der Hauptkampf deines Lebens nicht darum geht, deine Fehler besser zu verbergen, statt sie immer besser zu überwinden.
Notzeiten sind immer Offenbarungszeiten.
Ein Weg kann nur helfen, wenn man ihn geht. Der kleinste Schritt auf dem Weg bringt weiter als das längste Denken über ihn, als inbrünstigste Andacht vor ihm.
Gebet ist Tat, höchste, freieste, innerste Tat des Menschen.
Mancher von uns wird sein persönliches Schicksal viel besser verstehen, wenn er es so ansieht: Das Schicksal kann mir keine Zeit lassen, ich muß vorwärts, ich soll dabei sein, wenn Neues hereinbricht.
In jedem Menschenleben, und sei es noch so bescheiden, kommt die Stunde, wo er einem anderen zum Licht werden kann.
Es wird dem Menschen geschenkt zur rechten Stunde, was er braucht; er muß warten können.
Lerne Lob und Tadel der Menschen betrachten als Arbeit Gottes an deiner Seele.
Die geistige Freiheit soll für immer verbunden bleiben mit ernster Gewissenhaftigkeit.
Vertrauen ist Magie.
Willst du Gottvertrauen gewinnen, so übe Dankbarkeit.
Mit Widerlegung beginnt die Anerkennung.
Daß man das Gute und Wahre nimmt, woher es kommt, ist die erste Pflicht jedes aufrichtigen Menschen.
Man lernt Gott zuerst kennen in allem, was er nicht ist, und man spürt ihn sehr deutlich in allem, was er nicht will.
Alle Erkenntnis ist zuletzt Gotteserkenntnis.
Die Menschen sind Organe im Dienst von Gewalten, die sie selber nicht durchschauen.
Der Sinn des Lebens darf nicht bloß gedacht werden, er muß mitgeschaffen werden.
Jeder Mensch, wo er auch lebt, kann sein Dasein, kann seinen Beruf daraufhin durchdenken, wie er sie zu einem Kampf des Lichtes gegen die Finsternis gestalten kann.
Wir haben nur die Wahl, entweder den Menschen alles nach ihrem Gefallen zu machen, und dann verpfuschen sie uns das Leben heillos, oder aber – wenn wir nicht ewig hin und her schwanken wollen – alles nach unsrem Gewissen zu machen.
Der Selbstmord ist immer ein erschütterndes Mißverständnis. Man kann sein „Selbst“ nicht umbringen. Man kann nur seinen Leib morden.
Unser Leben soll für unsere Mitmenschen ein Grund der göttlichen Liebe sein.
Wer Weisungen gibt, tut wohl; wer Grundsätze weckt, tut wohler, wer Kräfte schenkt, tut am wohlsten.
Wir müssen den Menschen behandeln, als ob in jedem ein Königskind gefangengehalten sei.
In den Anziehungskräften, die in unserer Seele leben, wird offenbar, wohin sie gehört, ob zu niedrigen, ob zu höheren Weltreligionen.
Es gibt Ebbe und Flut im geistigen Leben des einzelnen wie der Gesamtheit – das weiß jeder. Aber wenige stellen nun auch die Frage: was ist zu tun zur Zeit der Ebbe? Zu schauen, was die Flut an den Strand geworfen; zu bessern, was die Flut beschädigt hat.
Immer der ist am meisten dein Bruder, dem du am meisten helfen kannst.
Es gibt eine Form des Gebets, und die besteht darin, Gott reden zu lassen.
Die Art, wie einer mit dem Löffel umgeht, kann ihn uns mehr entfremden als die Art, wie er mit der Wahrheit umgeht.
Es gibt keine Wahrheiten, die nur für die Deutschen da sind. Aber es gibt Wahrheiten, für die die Deutschen da sind. [… ] Gerade in der Gegenwart haben die Deutschen die gewaltigsten Menschheitsfragen zunächst in ihrer eigenen Mitte durchzukämpfen.
Wenn wir nicht immer bereit sind, auch mit unseren liebsten Menschen uns zu verfeinden, dann werden wir niemals wieder wahrhaftig sein können.
Der Gegenwartsmensch wird das Gefühl haben, daß er von der Natur nicht nur empfangen darf, daß er ihr auch geben muß.
Der Tod kann uns nur nehmen, was wir nicht sind, nimmt uns nichts, was wir sind, und gibt uns, was wir noch nicht sind.
Jenes Gebet verläuft recht, in dem wir immer kleiner werden und Gott immer größer wird. Und jenes Gebet steht am höchsten, in dem wir am kleinste und Gott am größten ist.
Wer anders zu sein wagt als seine Mitmenschen – und das muß jeder, der seinem Gewissen folgen will -, der erregt den Haß der andern, er weiß oft selbst nicht wie.
Unsere Wünsche sind nicht nur dazu da, befriedigt zu werden, sondern auch dazu, uns die anderen besser verstehen zu lassen. Denn jeder Wunsch, den wir empfinden, verwandelt sich in eine neue Fähigkeit, die Bedürfnisse der anderen zu sehen.
Jeder einzelne Mensch ist ein verborgener Gottesname, und wenn wir diesen Gottesnamen in ihm wenigstens ahnen, dann können wir ihm erst wirklich dienen!
Unausweichlich geht Europa ins Chaos, wenn nicht das gemeinsame Ich gefunden wird.
Europa ist geschichtlich ein großartiger Reichtum von Volksindividualitäten. […] Wie kommt es zu einem Miteinander und Füreinander, bei dem der Einzelne sein Eigen-Ich nicht verliert, sondern vielmehr voll einsetzen kann für das Ganze?
Jedem Menschen erscheint die Welt vollkommen anders: Folglich ist für jeden Menschen eine ganz andere Welt geschaffen. (Nach Tolstoi)