Friedrich Nietzsche Zitate
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Menschenlos. – Wer tiefer denkt, weiß, daß er immer unrecht hat, er mag handeln und urteilen, wie er will.
Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebnis, noch weniger als Ereignis: er versteht sich bei mir aus Instinkt. Ich bin zu neugierig, zu fragwürdig, zu übermütig, um mir eine faustgrobe Antwort gefallen zu lassen.
Wahrlich, der Sonne gleich liebe ich das Leben und alle tiefen Meere. Und dies heißt mir Erkenntnis: alles Tiefe soll hinauf – zu meiner Höhe!
Das Idealisieren ist ein ungeheures Heraustreiben der Hauptzüge.
Ein guter Schriftsteller hat nicht nur seinen eigenen Geist, sondern auch noch den Geist seiner Freunde.
Logik ist der Versuch, nach einem von uns gesetzten Seins-Schema die wirkliche Welt zu begreifen, richtiger, uns formulierbar, berechenbar zu machen.
Von dem, was du erkennen und messen willst, mußt du Abschied nehmen, wenigstens auf eine Zeit. Erst wenn du die Stadt verlassen hast, siehst du, wie hoch sich ihre Türme über die Häuser erheben.
Es ist leichter, Gegensätze zu denken, als Grade.
Was man nicht hat, aber nötig hat, das soll man sich nehmen: so nahm ich mir das gute Gewissen.
Ich liebe den, welcher sich schämt, wenn der Würfel zu seinem Glücke fällt und der dann fragt: Bin ich denn ein falscher Spieler?
Der Fromme spricht Gott liebt uns, weil er uns erschuf! – Der Mensch schuf Gott! – sagt drauf ihr Feinen. Und soll nicht lieben, was er schuf? Soll’s gar, weil er es schuf, verneinen? Das hinkt, das trägt des Teufels Huf.
Sie haben alle keinen Charakter: was half’s! Sie mußten sich einen stehlen.
Der Krieg simplifiziert. Tragödie für Männer. Welches sind die Wirkungen auf die Kultur? Indirekte: er barbarisiert und macht dadurch natürlicher. Er ist ein Winterschlaf der Kultur.
Liebe und Haß sind nicht blind, aber sie sind geblendet von dem Feuer, das sie selber mit sich tragen.
Auf eine stolze Art sterben, wenn es nicht mehr möglich ist, auf eine stolze Art zu leben.
Erst das Christentum hat den Teufel an die Wand der Welt gemalt; erst das Christentum hat die Sünde in die Welt gebracht.
Der Blick der Menschheit war bisher zu stumpf, zu erkennen, daß die mächtigsten Menschen große Schauspieler waren.
Hat man bemerkt, dass im Himmel alle interessanten Menschen fehlen?
Die Menschenfreundlichkeit des Weisen bestimmt ihn mitunter, sich erregt, erzürnt, erfreut zu stellen, um seiner Umgebung durch die Kälte und Besonnenheit seines wahren Wesens nicht weh zu tun.
Niemand dankt dem geistreichen Menschen die Höflichkeit, wenn er sich einer Gesellschaft gleichstellt, in der es nicht höflich ist, Geist zu zeigen.
Niemand klagt an ohne den Hintergedanken an Strafe und Rache zu haben – selbst wenn man sein Schicksal, ja sich selber anklagt. Alles Klagen ist Anklagen, alles Sich-Freuen ist Leben: wir mögen das Eine oder das Andere tun, immer machen wir jemanden verantwortlich.
Ein Amt ist gut: man legt es zwischen sich und die Menschen.
Das, was wir an einem Menschen erkennen, das entzünden wir an ihm auch.
Man wird mit seinem schlechten Gewissen leichter fertig, als mit seinem schlechten Rufe.
Niemals der Reue Raum geben, sondern sich sofort sagen; dies hieße ja der ersten Dummheit eine zweite zugesellen. – Hat man Schaden gestiftet, so sinne man darauf, Gutes zu stiften.
Man muß die Erleichterung der Arbeit nicht zu teuer kaufen.
Nein zu allem, was schwach macht, – was erschöpft.
Die Bewunderung einer Eigenschaft oder Kunst kann so stark sein, daß sie uns abhält, nach ihrem Besitz zu streben.
Alles „Glück“ nur als Kur oder Ausruhen erlaubt.
Der Mensch entdeckt zuletzt nicht die Welt, sondern seine Tastorgane und Fühlhörner und deren Gesetze – aber ist deren Existenz nicht schon ein genügender Beweis für die Realität? Ich denke, der Spiegel beweist die Dinge.
Anstößig aber ist alles wahrhaft Produktive.
Das peinlichste Gefühl, das es gibt, ist, zu entdecken, daß man immer für etwas Höheres genommen wird, als man ist. Denn man muß sich dabei eingestehen: irgendetwas an dir ist Lug und Trug, dein Wort, dein Ausdruck, deine Handlung.
Das, was im Menschen am besten entwickelt ist, das ist sein Wille zur Macht.
Wer kein Vogel ist, soll sich nicht über Abgründen lagern.
Was am tiefsten zwei Menschen trennt, das ist ein verschiedener Sinn und Grad der Reinlichkeit.
Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.
Die meisten Menschen spüren gelegentlich, dass sie in einem Netz von Illusionen hinleben. Wenige aber erkennen, wie weit diese Illusionen reichen. Von Illusionen sich nicht beherrschen lassen, ist ein unendlich naiver Glaube, aber es ist der intellektuelle Imperativ, das Gebot der Wissenschaft.
Es ist nicht der Kampf der Meinungen, welcher die Geschichte so gewalttätig gemacht hat, sondern der Kampf des Glaubens an die Meinungen, das heißt der Überzeugungen.
Die meisten Denker schreiben schlecht, weil sie uns nicht nur ihre Gedanken, sondern auch das Denken der Gedanken mitteilen.
Warten, geduldig sein, das heißt denken.
Hört mir lieber, meine Brüder, auf die Stimme des gesunden Leibes: eine redlichere und reinere Stimme ist dies. Redlicher redet und reiner der gesunde Leib, der vollkommne und rechtwinklige: und er redet vom Sinn der Erde.
Das Gute ist leicht. Alles Göttliche läuft auf zarten Füßen.
Die Größe eines „Fortschritts“ bemisst sich sogar nach der Masse dessen, was ihm alles geopfert werden musste.
Der Mut will lachen.
Feineren Geistern wird von solchen ein Zwang angetan, welche immer Geschichten erzählen, über die man lachen soll: wo es nicht genügt zu lächeln.
In allen Augenblicken, wo wir unser Bestes tun, arbeiten wir nicht. Arbeit ist nur ein Mittel zu diesen Augenblicken.
Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums und der Vernunft.
Seine Frau kauft auch der Listigste noch im Sack.
Das Fundament des Menschen lügnerisch, weil optimistisch.
Die Götter sind zur Bequemlichkeit der Menschen erfunden.