Friedrich Nietzsche Zitate
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Wie ganz anders nimmt sich ein von Freundeshand geschildertes Ereignis, selbst kleiner Art, aus als irgendwelche Großtaten, über denen der häßliche Dunst des Zeitungspapiers sich lagert.
Gegen einen unabhängigen Menschen, welcher es verschmäht, Leithammel zu sein, nährt der europäische Mensch einen Verdacht, als ob er ein schweifendes Raubtier sei.
Und nun nimm zum Danke eine kleine Wahrheit! Bin ich doch alt genug für sie! Wickle sie ein und halte ihr den Mund, sonst schreit sie, diese kleine Wahrheit. Gib mir, Wein, deine kleine Wahrheit! sagte ich. Und also sprach das alte Weiblein: Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht!
Mit Chopin verglichen, war mir selbst Beethoven ein halbbarbarisches Wesen, dessen große Seele schlecht erzogen wurde, so dass sie das Erhabene vom Abenteuerlichen, das Schlichte vom Geringen und Abgeschmackten nie recht zu unterscheiden gelernt hat.
Wenn sich jemand vor uns entschuldigt, so muß er es sehr gut machen: sonst kommen wir uns selbst leicht als die Schuldigen vor und haben eine unangenehme Empfindung.
Eitelkeit ist die Haut der Seele.
Es kommt in der Wirklichkeit nichts vor, was der Logik streng entspräche.
Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.
Sobald ich jetzt sagen muß: „Ich halte die Einsamkeit nicht mehr aus!“, so empfinde ich eine unsägliche Erniedrigung vor mir selber – ich bin dem Höchsten, das in mir ist, abtrünnig geworden.
Die Größe liegt nicht in der Richtung, sondern in der Kraft. Die Kraft seiner Bosheit ist die Größe des Verbrechers.
Der Erfolg war immer der größte Lügner.
Ich bin der Antiesel par excellence und damit ein welthistorisches Untier.
Bildung ist das Leben im Sinne großer Geister mit dem Zwecke großer Ziele.
Auch im Hasse gibt es Eifersucht: wir wollen unseren Feind für uns allein haben.
Vorsicht In jener Gegend reist man jetzt nicht gut; und hast du Geist, sei doppelt auf der Hut! Man lockt und liebt dich, bis man dich zerreißt; Schwarmgeister sind’s -: da fehlt es stets an Geist.
Das tiefe Leiden macht vornehm; es trennt.
Denn viele Menschen… sind selber Intervalle und Pausen in der Symphonie des wirklichen Lebens.
Schlecht-Schreiben wird in Deutschland als ein nationales Vorrecht behandelt.
Alles Große wächst neben dem bösen Gewissen.
Der Glaube kann zwar keine Berge versetzen, aber er vermag Berge dorthin zu setzen, wo keine sind.
Das Gesetz, die gründlich realistische Formulierung gewisser Erhaltungsbedingungen einer Gemeinde, verbietet gewisse Handlungen in einer bestimmten Richtung, nämlich insofern sie gegen die Gemeinde sich wenden.
Zufriedenheit schützt selbst vor Erkältung. […]
Man liebt nicht den Menschen, sondern die Vorstellung, die man von ihm hat.
Meine Humanität besteht nicht darin, mitzufühlen, wie der Mensch ist, sondern es auszuhalten, dass ich ihn mitfühle…
Die Deutschen sind von vorgestern und übermorgen – sie haben noch kein Heute.
Man sieht sich selber immer einige Schritte zu nah; und den Nächsten immer einige Schritte zu fern.
Alles am Weibe ist ein Rätsel, und alles am Weibe hat eine Lösung: sie heißt Schwangerschaft.
Der Witz ist das Epigramm auf den Tod eines Gefühls.
Die Einsamkeit mürbt, die Einsamkeit verdirbt.
Die Dummheit der Guten ist unergründlich klug.
Erkenne dich selbst, ist die ganze Wissenschaft. Erst am Ende der Erkenntnis aller Dinge, wird der Mensch sich selber erkannt haben. Denn die Dinge sind nur die Grenze des Menschen.
Der Weise wird unwillkürlich mit den andern Menschen leutselig umgehen, wie ein Fürst, und sie, trotz aller Verschiedenheit der Begabung, des Standes und der Gesittung, leicht als gleichartig behandeln: was man, sobald es bemerkt wird, ihm sehr übel nimmt.
Wir legen nicht eher besonderen Wert auf den Besitz einer Tugend, bis wir deren völlige Abwesenheit an unserem Gegner wahrnehmen.
Väter haben viel zu tun, um es wieder gut zu machen, daß sie Söhne haben.
Man kann nicht hoch genug von den Frauen denken: aber deshalb braucht man noch nicht falsch von ihnen zu denken.
Man ist ein Mann seines Faches um den Preis, auch das Opfer seines Faches zu sein.
Ein Zeugnis der Liebe. Jemand sagte: Über zwei Personen habe ich nie gründlich nachgedacht: es ist das Zeugnis meiner Liebe zu ihnen.
Den Wert eines Menschen kann man daran ermessen, wieviel Einsamkeit zu ertragen er fähig ist.
Das verwundbarste Ding und doch das unbesiegbarste ist die menschliche Eitelkeit: ja, durch die Verwundung wächst seine Kraft und kann zuletzt riesengroß werden.
Wenn man klug ist, tut man am besten daran, weise zu sein.
Ähnliche Qualitäten, sollten wir sagen, statt gleich.
Wen nennst du schlecht? – Den, der immer beschämen will.
Du sollst dich der Sonne zuwenden, nicht dem Schatten.
Das Wort „Tugend“ ist in Deutschland altmodisch verrostet und ein wenig lächerlich geworden: Man bemerkt aber auch praktisch nichts mehr von der Strenge der Selbstzucht, von dem kategorischen Imperativ und einer bewussten Moralität.
In der vergoldeten Scheide des Mitleids steckt mitunter der Dolch des Neides.
Der Erfolg gibt oft einer Tat den vollen ehrlichen Glanz des guten Gewissens, ein Misserfolg legt den Schatten von Gewissensbissen über die achtungswürdigste Handlung.
Es gibt etwas in mir, das ich Mut heiße: das schlug bisher mir jeden Unmut tot.
Sonderlich die, welche sie „die Guten“ heißen, fand ich als die giftigsten Fliegen: sie stechen in aller Unschuld, sie lügen in aller Unschuld; wie vermöchten sie, gegen mich – gerecht zu sein!
In dieser Woche habe ich dreimal die Matthäuspassion gehört, jedesmal mit demselben Gefühl der unermesslichen Verwunderung. Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium; es ist dies die Musik der Verneinung des Willens, ohne Erinnerung an die Askesis.
Man hat immer etwas Nötigeres zu tun, als sich zu verheiraten: Himmel, so ist mirs immer gegangen!