Friedrich Lienhard Zitate
seite 1
Worauf kommt es an? Auf die Strahlenkraft deiner Seele. Wo entzündest du diese Kraft? An den Meistern und den Menschen deiner Liebe. Wo übst du sie? An dem Ausschnitt der Welt, den du zu ordnen, zu beherrschen und zu verklären fähig bist.
Um die Helden des Geistes ist Freiheit. Sie gehorchen den Gesetzen der Ewigkeit.
Das Reich Gottes ist weder Schwärmen noch schöngeistiges Genießen, sondern Wirken in Liebe und Weisheit, in Schönheit und Güte.
Die beste Reue ist die bessere Tat.
O Deutschland, schwöre der Gasse ab und suche wieder Waldpfad und Feldweg mit all den wartenden Gesängen deiner jetzt verstörten Seele.
Hohe Dinge kommen nur zu den Stillen, wie Gestalten aus Mondschein, wie Stimmen der Nacht. Reine Kraft zieht magnetisch an. Du brauchst nicht mehr die Welt zu erobern; denn die Welt kommt zu dir: sie strahlt sich in deine Klarheit ein.
Ist dir’s in deiner Ecke zu eng, so schüttle ab alles, was dich beengt, wandre, werde, was du werden magst und kannst – wenn nur dein Ich, deine Persönlichkeit, der Kern deines Wesens zur Erblühung kommt.
Besitzt man erst einmal die beste Kraft aller Kräfte: Dank auszuteilen sogar den Widerständen, die uns ja nur erzogen haben, so ist das Spiel gewonnen! Was von nun ab unser Innenreich trüben will, ist machtlos.
Gedanken steigen ans Licht empor und bitten um Gewand.
Das Leben ist ein Mysterium, das man vom schöpferischen Herzen aus erlebt.
Lebendig ist, wer stark und edel strebt. Die andern leben nicht, sie werden gelebt.
Erst aus großer Weltanschauung fließt große Kunstanschauung.
Vom schöpferischen Gemüt aus das Leben erneuern; nicht von unten noch von oben, nicht von rechts noch von links, sondern parteilos von innen heraus umgestalten, wo die Kernzelle glüht, wo der Gral aufleuchtet, wo das Rosenkreuz aufblüht: ja, das ist es, worauf es ankommt.
Nach vieler Tränen Mairegen wuchs aus mir ein ander Wesen, unerreichbar dem bösgemeinten Wort, ganz erdenfern.
Deutschland ist in äußerster Not. Von der Urzelle aus muß die Erneuerung kommen. Die Urzelle ist aber keine sinnliche Sache, kein Außen, sondern ein Innen: Erneuere dein Herz, reinige dein Gewissen, ringe dich zum Sinn des Daseins durch!
Wir dürfen die Verbindung mit dem Ewigen nicht verlieren, in dessen Odem doch zuletzt unser Tiefstes lebt.
Mein Herz war in den Gefilden der Dichtung, nicht auf den Bänken der Dogmatik und der Exegese.
Dies ist es, was ich meinem Werk erflehe, Daß niemand ungesegnet von mir gehe.
Einstens war mir schwer und hart, Einsamkeit wie eine Klammer. Da ich reif und reifer ward, Ist sie eine Königskammer.
Singt, was ihr seid! Singt euren eigenen Ton.
Erst, wenn dein begehrender Wille Dankbar zum Schweigen gebracht, Vernimmst du die Stimme der Stille, Die großen Gespräche der Nacht.
Unsere lieben leidigen Sorgen stählen uns, machen uns maßvoll im Glück, machen uns gut gegen Leidende, stolz gegen Kleinigkeiten. Bleibt nur bei uns, vertraute Sorgen! Wir hoffen euch zu Gutgesellen und Freunden zu erziehen.
Ringsherum Grenzen unseres Erkennens. Eingekapselt sind wir in die Schale unserer fünf Sinne, eingekapselt in Raum und Zeit.
Aus dem Begehren ins Verehren, aus der Sinnlichkeit in die Ritterlichkeit!
Worte der Güte sind Schönheit! Taten der Liebe sind Licht!
Liebe ist Lebenswärme, die man braucht, wie das tägliche Brot. Keine größere Wohltat kann zu irgendeiner Zeit des Lebens dem Erdenwanderer widerfahren, als wahre Freundschaft und echte Liebe.
Die vornehme Seele hämmert den Schmerz zu Gold; der Schwächling nörgelt, schimpft oder verkümmert und kommt nicht drüber hinweg.
Wenn du mich nicht verstehst, so sprech‘ ich nicht zu dir.
Mein Amt und Adel ist ein Freudeschaffen.
Es gibt kein Jenseits, kein anderes Ufer mehr, wenn das Unendliche in unser Leben selbst zu liegen kommt.
Man kann sagen, daß der äußerlich alternde Mensch im kosmischen Sinne immer jünger wird; denn die Geistgestalt, auf die er angelegt ist, reift immer mehr aus dem zusammenfallenden Körper empor, je reifer seine Seele wird und je gesunder sich seine Entwicklung vollzogen hat.
Ich erwarte das Feinste nicht von Organisationen, sondern von jenen stillen, starken, durch Leid gereiften Menschen der gesammelten Glut, in denen die schöpferische Liebe lebt.
Unser äußeres Leben mag herb sein – aber in unserm Innern ist gefangenes Licht.
Kampf ist das Weltgesetz!
Der soll nicht stehen wollen, der es nicht auf eigenen Füßen kann.
Die Stille der Nacht oder des Waldes kann der Seele ein Hilfsmittel sein, in ihre eigenen Tiefen hineinzulauschen.
Das Licht und seine Verwandten werden in der künftigen Menschheit, wenn sie sich aus Mechanismus und Mammonismus losgerungen hat, eine bedeutendere Stellung einnehmen.
In Eurem Saal steh‘ ich als fremde Welt!
Mit Goldbuchstaben müßte man das Wort Ehrfurcht über Neudeutschlands Pforte hämmern. Denn es ist eine Kraft der Sammlung des Gemütes, daß sich tapfer und vertrauend zum Lichte in und über uns bekennt.
Letzte Aufgabe der Gerechtigkeit ist es, daß der Mensch für seine eigenen Rechte sorge; erste Aufgabe der Gerechtigkeit dagegen ist es, daß der Mensch lerne die Rechte anderer zu sehen, zu achten und ihnen zu genügen.
Erst dann verlieren sich zwei Menschen, wenn sie nicht mehr dem gemeinsamen Ideal Treue halten. Treue zum Ideal – das einigt!
Die Kardinalfrage der Menschheit ist die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.
Denke dir unter deinem Volke die Edelsten und Besten an Geist und Herzen, ob im armen Handwerkskittel, ob im Fürstengewand! Sie sind dein unsichtbares Vaterland mitten im sichtbaren. An ihnen läutere, mit ihnen panzere dich als mit einer Gefolgsschar, die so leicht kein Alltag niederzwingt.
Ruhig werden und stillhalten! Damit der göttliche Wind durch unsere reingestimmten Saiten hindurchharfen kann. Wir machen nicht die großen Gedanken, noch das reine Herz: sie wachsen. Sie kommen aus unbekannten Fernen, sie sind Geschenk!
Wir selber, wir Menschen – das Göttliche in uns – müssen an unserem eigenen Teil vollbringen das schwere Werk der Verklärung und Vergeistigung dieser Erbmasse. Niemand befreit uns davon. Gott ist in uns, wirkt durch uns, wir sind seine Sendlinge und Gehilfen, seine Arme und Hände.
Entringe dich dem Fieber der Zeit!
Auch Stillesein ist ein gewaltig Werk!
Ich liebe meine Ketten, denn sie üben meine Kraft.
Der wahre Künstler übt keine Rückschau, sondern Ewigkeitsschau.
Kleinlichkeit ist das Zeichen unserer Tage. Nicht auf den Geist, nicht auf das Innere, Große, Ideale wird geschaut, sondern auf den Buchstaben, auf Wissensanhäufung.