Friedrich Hebbel Zitate
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Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, aber der Liebe gelingt’s, wenn sie sich selber bezwingt.
Alle solche spitze Gedanken sind nur Versuche, sich der Wahrheit zu bemächtigen. Oft blinkt das reine Gold heran, aber das Netz zerreißt unter seiner Last, es ist nur für Goldfische gemacht! O Gehirn! O Herz!
Wie kann ein Gut des Lebens so viel sein, als das Leben selbst, welches alle Güter einschließt?
Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht.
Freuden, die er nicht begreift, haben etwas Gespenstisches für den Menschen.
Schmerzen, die von Geliebten ausgehen, sind verklärt.
Wenn man in ein Zimmer eintritt, worin Reseda steht, so spürt man den Duft; ist man fünf Minuten darin, so ist’s vorbei. So ist’s mit allem in der Welt.
Wo die Ehrfurcht fehlt, [mag] alles fehlen.
Langes Fasten schadet der Liebe.
Unter allen entsetzlichen Dingen ist das entsetzlichste die Musik, wenn sie erst erlernt wird.
Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt.
Die Entfernung verkleinert alles Physische und vergrößert alles Moralische.
Neues Irren; neues Leben!
Das Gewissen ist die Wunde; die nie heilt, und an der keiner stirbt.
Es ist eine Torheit, sich nicht zu betrinken, weil die Nüchternheit auf die Trunkenheit folgt.
Eine Welt, worin ein Hund auch nur ein einziges Mal Prügel bekommen hat, ohne sie verdient zu haben, kann keine vollkommene Welt sein.
Liebe ist darum so schön, weil sie vor Selbstliebe schützt.
Es gibt Sprachen, in denen die poetischen Gedanken erfrieren.
In deine Augen hineingeblickt, und abgespült ist aller Schlamm der Welt.
Wie groß ist der Unterschied zwischen der Barbarei vor der Kultur und der Barbarei nach der Kultur!
Die Kunst zu leben besteht in dem Vermögen, die Reste der Vergangenheit zu jeder Zeit durchstreichen zu können.
Am schönsten stirbt der Zweig, der unter der Schwere seiner eigenen Früchte erliegt.
Die Krankheiten, die das Wachstum der Menschheit bezeichnen, nennt man Revolutionen.
Vor dem Schicksal schützt uns nur eins: die Nichtigkeit.
Die meisten unserer Kritiker sind nur deshalb Scharfrichter geworden, weil sie keine Könige werden konnten.
Der einfache Ausdruck ist schon deshalb vorzuziehen, weil alles, auch die glänzendsten Rede-Flitter veralten, und weil ein Buch, das damit aufgestutzt ist, deswegen, bei sonst bedeutendem Inhalt, in seiner Form später einen Mumien-Eindruck machen muß.
Im Dichter wird, wie in dem glühenden Stier des Phalaris, der Schmerz der Menschheit Musik.
Viele Menschen zeichnen sich dadurch aus, daß sie, wo es irgend an einem Scharfrichter fehlt, gern gleich den Dienst versehen.
Alle Mittelmäßigkeit in der Poesie führt zur Heuchelei in Charakter und Leben.
Der Greis wird wieder Kind, aber ein Kind für jene Welt.
Einige Menschen sind die Barbiere ihres Jahrhunderts; einige Jahrhunderte die Barbiere der Zeit.
Das Drama soll keine neuen Geschichten bringen, sondern neue Verhältnisse.
Wenn man die sämtlichen Journalisten, wie sie da sind, ins Zuchthaus sperrte, würde man gewiß nicht so viele Unschuldige hineinsperren, als jetzt schon im Zuchthaus sitzen.
Nach der Seelenwanderung ist es möglich, daß Plato jetzt wieder auf einer Schulbank Prügel bekommt, weil er den Plato nicht versteht.
Trotze, so bleibt dir der Sieg.
Der Mensch ist in der Welt, was Belladonna oder Eisenhut Im Pflanzenbeet.
Es ist öde, nichts ehren zu können als sich selbst.
Das Komma zieht den Frack an und lächelt stolz und selbstgefällig auf den Satz herab, dem es doch allein seine Existenz verdankt.
Ein Gedicht soll seine ganze Atmosphäre mitbringen.