Friedrich Hebbel Zitate
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Wenn wir einschlafen, erwacht in uns der Gott.
Der Dichter, der den Weltzustand, wie er ist, aufdeckt, muß nicht Liebe von seinen Zeit-Genossen fordern. Wann hätten die Leute denn ihren Henker geküßt!
Ein Mädchen vor dem Spiegel ist die Frucht, die sich selber ißt.
Man altert nur von fünfundzwanzig bis dreißig. Was sich bis dahin erhält, wird sich wohl auf immer erhalten.
Gott schickt ein Unglück dir ins Haus: Mach du dir selbst ein Glück daraus.
Ein Epigramm hast du, verehrter Freund, gemacht, Auf sein hochwürdig Ich? Wie überflüssig! Spricht er nur ein Wort, So macht er selbst das beste Epigramm auf sich!
Wenn alle Menschen sich bei der Hand fassen, ist Gott fertig.
Der Mensch verwandelt ein kleines Recht dadurch, daß er es zu eifrig verfolgt, sehr oft in ein großes Unrecht.
Wenn man die Menschen am Abend ihr Butterbrot essen sieht, so kann die Bemühung, das Leben zu erklären, sehr lächerlich erscheinen. Butter und Brot erklären alles.
Um jemandem leichter vergeben zu können, muß man eine kleine Sünde gegen ihn begehen, damit auch er etwas zu vergeben habe.
Ich verstehe die Welt nicht mehr!
Andre schaffen, damit sie das Leben sich sichern; dem Dichter muß es gesichert sein, eh‘ er zu schaffen vermag.
Der Geschmack einer Nation geht dem Genius nie voraus, sondern hinkt ihm beständig nach.
Alles Leben ist Kampf des Individuellen mit dem Universum.
Wer damit anfängt, daß er Allen traut, Wird damit enden, daß er einen Jeden Für einen Schurken hält.
Ich bin das letzte Unglück der Heroen, ich erklärte mir das viele Fasten der Heiligen gern aus ihrem schlechten Magen, den spröden Joseph stellte ich mir immer kurzsichtig vor und den frommen Daniel in der Löwengrube als mageres Skelett.
Der Mensch will Brutto geliebt werden, nicht Netto.
Vorsicht ist der Ball, womit das Schicksal spielt.
Viele Leute betrachten die poetische Literatur als eine Art Irrenhaus, worin sie alles sagen dürfen, was ihnen anderwärts die Zwangsjacke zuziehen würde.
Alles Sprechen und Schreiben heißt Würfeln um den Gedanken. Wie oft fällt nur ein Auge, wenn alle sechs fallen sollten.
Mein Gebet ist ein Untertauchen in Gott; es ist nur eine andere Art von Selbstmord. Ich springe in den Ewigen hinein wie ein Verzweifelter in ein tiefes Wasser.
Willst du menschlich mit Menschen in Städten der Menschen verkehren, stelle dir Uhr nach dem Turm, nicht nach der Sonne, mein Freund.
Wer möchte nicht ein Weib, das blind für alles ist, so lang man lebt, und wenn man stirbt, noch mit der Erde hadert, weil sie nicht strahlt und leuchtet, wo man liegt?
Jeder Mensch besitzt alle Talente, doch nur die hervorragendsten soll er ausbilden. Hier liegt aber der Grund, weshalb so viele hartnäckig ein unerreichbares Ziel verfolgen: Sie haben das Gefühl, nicht ganz auf dem falschen Wege zu sein.
Für uns Menschen muß überall der Punkt, bis zu dem wir vordringen können, anstatt der Wahrheit gelten.
Das Ideal. Es gibt keins, als die verschwundene Realität der Vergangenheit.
Das Volk wird nicht bloß geschunden; es ist dahin gebracht, daß es sich selbst schinden muß.
An kleinen Dingen muss man sich nicht stoßen, wenn man zu großen auf dem Weg ist.
Ein Herz hat nur, wer es für andere hat.
Wer Vergebung annimmt, ohne sie zu verdienen, frevelt gegen das Herz.
Gott hört auch, was man in Gedanken singt.
Wenn der Adel an der Kanaille etwas Schätzenswertes findet, so hebt er sie in seinen eigenen Kreis hinein durch das Adeln. Die Kanaille sollte sich das nicht gefallen lassen.
Alles kann man sich denken, Gott, den Tod, nur nicht das Nichts.
Die Krone drückt nur den nicht, dem’s an Verstand gebricht, um sie zu fühlen und am Gewissen, ihr genug zu tun.
Die Eifersucht nimmt zu, wie die Schönheit abnimmt.
Man muß dem Weibe keine Rechte, nur Privilegien, einräumen. Sie wollen diese auch lieber, als jene.
Die im Leben glücklich Gestellten sollten wissen oder bedenken, daß die Not die Fühlfäden des inneren Menschen nicht abstumpft, sondern verfeinert.
Mancher Mensch sieht aus, als ob er seiner Amme nur vom Arm gesprungen wäre und sie wieder suchte.
Die Klauen sind dem Adler nie zur Last.
Es gibt Leute, die heute Sozialisten und Rebellen sind und morgen Verwaltungsräte. Die sind Personifikationen der Seelenwanderung.
Sitzen bleiben schützt allerdings gegen die Gefahr, zu fallen.
Der Deutsche hat den Mund zuerst zum Trinken, der Franzose zum Schwatzen und der Spanier zum Gähnen gebraucht.
Wenn der Mensch betet so atmet Gott in ihm auf.
Gestern abend bei Mondschein kam mir ein eiskalter Gedanke. Vielleicht ruft die Natur doch nur eine gewisse Anzahl Bildungen ins Dasein, die zeugende Kraft geht ihr einst aus, dann erfüllen nur noch die abgeschiedenen Schatten das Weltall.
Humor ist Erkenntnis der Anomalien.
Es gibt Leute, die sich ganz gemütlich vom Turm herunterstürzen, weil sie erwarten, daß ihnen während des Falls Flügel wachsen.
In dem Sinn, worin die Verbeugung ein verhüllter Stoß ist, ist der Kuß auch ein verhüllter Biß.
Wer Gespenster verscheuchen will, der braucht bloß Licht zu bringen.
Leidenschaft begeht keine Sünde, nur die Kälte.
Das Leben ist ein ewiges Werden. Sich für geworden halten, heißt sich töten.