Friedrich Hebbel Zitate
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Je größer der Mann, um so geringer der Stolz.
Die Strafe des Individualisierungs-Aktes ist, dass sich jetzt alles hasst und verfolgt, was sich lieben sollte.
Bis an seinen Tod kann jeder ohne Speis und Trank leben; man nennt das aber verhungern.
Nicht was der Mensch ist, nur was er tut, ist sein unverlierbares Eigentum.
Hielt die Schwere nicht längst schon Himmel und Erde zusammen, Ehe vom Apfel belehrt, Newton sie endlich entdeckt? Und ihr wollt ein Gesetz bloß darum leugnen und schmähen, Weil es nicht Moses schon gab, als er auf Sinai stand?
Wiederholen alter Lektüre ist der sicherste Probierstein gewonnener weiterer Bildung.
Man sollte nie mit jemandem disputieren, der sich nicht auf gleichem Niveau mit einem befindet. Wie kann man mit einem Menschen fechten, dem man das Fechten erst beibringen, ja das Schwert erst schmieden soll.
Deutsche Literatur, du schnurriges Stammbuch der Völker! Jeder schreibt sich hinein, wie es ihm grad gefällt.
Für einen vorzüglichen Witz soll man eine Million gewöhnlicher Jamben hergeben.
Ich werde nie zum Frühling sagen: Verzeihen Sie, Sie haben dort ein welkes Blatt! Oder zum Herbst: Nehmen Sie es ja nicht übel, aber dieser Apfel ist nur zur Hälfte rot.
Das Leben eines deutschen Gelehrten im 17. Jahrhundert wäre ein interessanter Stoff für eine Darstellung. Es ist doch gut, daß jene Zeit, wo man sich nur [durch] den Hintern auszeichnen konnte, vorüber ist.
Oh, Au und Ach ist keine Musik.
Die Freundschaft der meisten Menschen ist nur eine Vorbereitung auf die Feindschaft.
Man kann ein Drama durch Kürzen verlängern.
Die Krone macht die Teufel, die den Menschen zu allem Bösen reizen, doppelt stark und doppelt schwach die Engel, die ihn warnen.
Dem Egoismus muß der Egoismus an anderen am scheußlichsten vorkommen, denn an jedem findet der Egoistische etwas, was ihm dienen könnte, und was jener festhält.
Setze ein Ding in den direktesten Widerspruch mit seinem Zweck: Du zerstörst es, und wäre das Ding eine Armee.
Die Sucht, ein großer Mann zu werden, macht manchen zum kleinsten Mann auf Erden.
Alle edlen Menschen gehen durch die Hölle des Lebens, die anderen stehen davor und wärmen sich die Hände.
Mache dir das Leben ja nicht sauer Und renne ruhig gegen die Mauer mit deinem Kopf; hast du nur Glück, so weicht die Mauer vor dir zurück.
Die Alten kannten nur Tag und Nacht; wir kennen nur Dämmerung.
Sowenig die Erde, als Erde, die Äpfel und Trauben erzeugen kann, sondern erst die Bäume usw. treiben muß, ebensowenig die Völker, als Völker, große Leistungen, sondern nur große Individuen. Darum, ihr Herren Nivellisten, Respekt für Könige, Propheten, Dichter!
Zuweilen mein‘ ich, eine reine weibliche Natur könne mich retten.
Daß ein Bösewicht nie bei kleinen Verbrechen stehenbleibt, sondern immer zu größeren vorschreitet – spricht dies gegen den Bösewicht?
Gewissen Gesichtern sollte es polizeilich verboten werden, sich bei Tage öffentlich blicken zu lassen. Sie sind wie Standbilder des Teufels, von denen oft eine Klapperschlangenwirkung ausgeht.
Auf Anerkennung des vorhandenen Trefflichen basiert sich eigentlich das ganze Gefühl der Menschheit.
Welch ein Narr ist der Mensch! In allem muß er sich spiegeln, Selbst in Sonne und Mond hat er sein Antlitz entdeckt.
Der Teufel ist für die Erwachsenen, was der Schornsteinfeger für die Kinder.
Die menschliche Seele ist doch ein wunderbares Wesen, und der Zentralpunkt aller ihrer Geheimnisse ist der Traum.
Wie die Männer sind! Die schämen sich ihrer Tränen mehr, als ihrer Sünden! Eine geballte Faust, warum die nicht zeigen, aber ein weinendes Auge?!
„Alles für nichts!“ ist der irdische Imperativ.
Der Jugend vergebe ich lieber tausend Sünden, als gar keine!
Der Mensch hält seinen Seufzer gern für das Echo der Welt.
Den Schlechtesten selbst sollte man, womöglich, vor der Überzeugung schützen, daß er schlecht sei; schon mancher ist schlecht geworden, weil er sich zu früh für schlecht hielt.
Ein Dieb, der nicht gleich gehenkt wird, macht auf Würde Anspruch.
Ein König versicherte seinen Untertanen so lange, er sei liberal, bis sie sich erfrechten, es ihm zu glauben.
Die allgemeinen Schmerzen als persönliche fühlen: großes Unglück!
Der Tod begeht keinen Fehler, wenigstens macht er keinen wieder gut.
Das Leben ist eine Plünderung des inneren Menschen.
Die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen ist eine Wirklichkeit, die sich nicht beweisen, aber erfahren läßt.
Es gibt Verbrechen, die von selbst straflos werden, wenn Tausende sie begehen.
Hat dir der Tag was gebracht? fragt sich am Abend der Jüngling; Hat dir der Tag was geraubt? fragt sich der Mann und der Greis.
In der Kirche weiß jeder die 10 Gebote, aber auf der Straße weiß er immer nur 9, dasjenige, an das er sich gerade erinnern sollte, ist vergessen.
Halte das Glück wie einen Vogel, so leise und lose wie möglich. Dünkt er sich selber nur frei, bleibt er dir gern in der Hand.
Der Witz ist das einzige Ding, was umso weniger gefunden wird, je eifriger man es sucht.
Würdige keinen des Hasses, den du nicht auch der Liebe würdigen kannst. Sache nur sei er für dich, aber mitnichten Person!
Ein Geizhals gönnt sich einen Genuß und liest in einem Kochbuch.
Das Leben ist nie etwas, es ist nur die Gelegenheit zu einem Etwas.
Warum nur kann der Mensch nur töten, nicht die Toten wieder wecken; er sollte beides können oder keins!
Der Staat beruht so wenig auf einem bloßen Vertrag als der Mensch.