Friedrich Hebbel Zitate
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Die Liebe ist der Kern des Menschen, sie darf deshalb in ihrem gesunden Zustande so wenig zum Gegenstand der Darstellung gemacht werden, wie etwa Essen und Trinken.
Es gibt auch Spiegel, in denen man erkennen kann, was einem fehlt.
Der Baum muß seine Früchte nicht bezahlt haben wollen. Mit denen bezahlt er selbst.
In dem echten Dichtergeist muß, bevor er etwas ausbilden kann, ein doppelter Prozeß vorgehen. Der gemeine Stoff muß sich in eine Idee auflösen und die Idee sich wieder zur Gestalt verdichten.
Keimen und Verfaulen sind nicht weit auseinander und meistens identisch.
Geist macht auf bedeutende Frauen denselben Eindruck, wie Tapferkeit.
Selbst im Falle einer Revolution würden die Deutschen sich nur Steuerfreiheit, nie Gedankenfreiheit zu erkämpfen suchen.
Ein Gefangener ist ein Prediger der Freiheit.
Nur durch die Liebe kann der Mensch von sich selbst befreit werden.
Mir wird alles Unveränderliche zur Schranke, und alle Schranke zur Beschränkung. Die Ehe ist eine bürgerliche, physische und in unendlich vielen Fällen auch geistige, Notwendigkeit. Der Notwendigkeit ist die Menschheit unter[ge]ordnet, jede aber ist mit Regalien verknüpft.
Der tiefe Mensch arbeitet in Gesellschaft, genießt in der Einsamkeit.
Wohl bringt die Liebe uns zuletzt auch Leid, Doch all die bitt’ren Thränen, die ich weine, Sind durch den ersten Kuß voraus bezahlt.
Die schwarzen Schatten unserer bösen Taten werden länger, wenn der Abend kommt.
Es gibt nichts, das der Geist völlig ausdenken kann, und so sind wir Lichter, die eigentlich nur sich selbst erleuchten.
Im Grunde trägt jeder die ganze Welt.
Wie lange darf ein schönes Mädchen in den Spiegel sehen? So lange, als sie sich wie eine Fremde vorkommt.
Zwei Menschen sind immer zwei Extreme.
Casanovas Memoiren: wer noch im 88sten Jahre so schreiben konnte, der durfte so leben.
Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht: irgend Einem gefällt er.
Es ist immer noch besser, nichts zu tun, als sich mit nichtigen Dingen zu beschäftigen.
Auf einen Menschenfeind Wie? Die Menschheit willst du, der Wichte wegen, verachten? Bist du denn selbst auch ein Wicht? Oder nicht selbst auch ein Mensch?
Eckermann erscheint mir keineswegs als ein irgend bedeutender Mensch.
Das Gefühl kann erheuchelt werden, der Gedanke nicht.
Frag dich selbst, ob du die Krone möchtest, wenn du sie nur im Dunkeln tragen solltest.
In der bittersten Not war noch ein jeder allein.
Es gibt ein sichres Zeichen der Selbsterkenntnis: wenn man an sich selbst weit mehr Fehler bemerkt, als an andern.
Adam verlor das Paradies nur darum, weil es ihm geschenkt wurde.
Zeitungen sind die einzige dem Schießpulver analoge Erfindung, und eine noch gefährlichere, als diese, denn sie dienen nur einer Partei.
Dein Charakter ist das Wort, das du der ganzen Welt gibst. Wirst du also deinem Charakter ungetreu, so brichst du der ganzen Welt dein Wort.
Zwei Hände können sich wohl fassen, aber doch nicht in einander verwachsen. So Individualität zu Individualität.
Die Frucht des Baums ist nicht für den Baum.
Der Neidische wird ärmer, wenn er andere reicher werden sieht.
Das Leben ist für die meisten ein Geschäft.
Der Geist wird wohl die Materie los, aber nie die Materie den Geist.
Man liest manches Buch mit einem Gefühl, als ob man dem Verfasser ein Almosen erteilte.
Ein toter Körper wiegt ebensoviel, wie ein lebendiger, die Seele fügt dem Gewicht keine Unze hinzu.
Ich kann mir eine humoristische Weltgeschichte denken, aber nur das größte Genie kann und wird sie schreiben. Es ist die letzte Aufgabe der Poesie.
Ich sage oft zum Leben: gib mir nicht so viel, damit du mir nicht so viel nehmen kannst.
Die Natur ist dem Menschen dafür eine Entschädigung schuldig, daß sie ihn mit dem Gedanken des Todes belastet hat.
Wir Menschen sind, wie Schwämme, wir trinken uns voll Leben, dann wird’s wieder ausgedrückt.
Die Menschheit läßt sich keinen Irrtum nehmen, der ihr nützt. Sie würde an Unsterblichkeit glauben, und wenn sie das Gegenteil wüßte.
Was du teurer bezahlst, die Lüge oder die Wahrheit? Jene kostet dein Ich, diese doch höchstens dein Glück.
Nur, wer Gott liebt, liebt sich selbst.
Ein Wunder ist leichter zu wiederholen, als zu erklären.
O, wie liebt der Mensch, wenn sich zwischen ihn und das Geliebte die Unmöglichkeit stellt.
Flechtet keinem den Lorbeerkranz zu groß: er fällt ihm sonst als Strick um den Nacken!
Die Ausübung der Gerechtigkeit in ihrer jetzt schon seit Jahrtausenden bestehenden Gestalt ist die stete Anhäufung von Blutschuld auf unserem Geschlecht.
Gefühl ist das unmittelbar von innen heraus wirkende Leben. Die Kraft, es zu begrenzen und darzustellen, macht den lyrischen Dichter.
Wer die Schlange sieht, der sieht das Paradies nicht mehr.
Wer nach den Sternen reisen will, der sehe sich nicht nach Gesellschaft um.