Franz Grillparzer Zitate
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Wer seine Schranken kennt, der ist der Freie; wer sich frei wähnt, ist seines Wahnes Knecht.
Die verfolgte Unschuld Was gebt ihr der Regierung Schuld Und klagt sie schmähend an? Unschuldig ist sie ganz und gar: Sie hat ja – nichts getan!
Er war zu groß, weil seine Zeit zu klein!
Die Gegenwart ist nie poetisch, weil sie dem Bedürfnis dient, das Bedürfnis aber ist die Prosa.
Unsere Ärzte Seit ihr so eifrig im Studieren, muß meine Hoffnung auf Genesung scheitern: Ihr wollt nicht einen Kranken kurieren, sondern nur eure Wissenschaft erweitern.
Die Lust hat ihren Tag, so wie die Sonne, doch auch wie jene einen Abend: Reue.
Willst du die Bescheidenheit des Bescheidenen prüfen, so forsche nicht, ob er Beifall verschmäht, sondern ob er den Tadel erträgt.
Einfälle sind keine Gedanken. Der Gedanke kennt die Schranken, der Einfall setzt sich darüber weg und kommt in der Ausführung nicht vom Fleck.
Die aktiven Faktoren der Menschennatur sind die Neigungen und Leidenschaften; ihr Übermaß zu hemmen, ist die Aufgabe des Sittlichen. Letzteres ist daher negativ und kann als solches nicht der Zweck des Menschen sein.
Bin ich auch nichts geworden, Ich blieb doch, der ich war.
Die Irreligiösen sind religiöser, als sie es selbst wissen, und die Religiösen sind’s weniger, als sie meinen.
Glaubst du, es gäb‘ ein Sandkorn in der Welt, das nicht gebunden an die ew’ge Kette von Wirksamkeit, von Einfluß und Erfolg?
Wollt ihr Dinge vor Brand bewahren, die glimmend sind, so bitt ich euch vor allem: macht keinen Wind.
Im Innern lebt mir ein Zensor, der strenger als andere spricht.
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat, das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.
Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit, Die Zeiten aber nicht.
Belle, belle nur zu, doch wie du, Köter, auch bellest, kriegst du den Mond nicht herab, kommst du zu ihm nicht hinauf.
Kann der Blick nicht überzeugen, Überredet die Lippe nicht.
Ich suchte Dich und habe mich gefunden.
Das Genie bezieht sich auf die Auffassung, das Talent auf die Ausführung. Talent ohne Genie behält immer seinen Wert, Genie ohne Talent ist ein Wollen ohne Können. Niemand spricht mehr von Genie, als die Talentlosen.
Den Himmel hätte das Talent hienieden schon auf Erden, Könnt zehen Jahr nach seinem Tod es erst geboren werden.
Erzwungen ist zuletzt ein jeder Frieden: Der Schwächere gibt nach.
Es binden Sklavenfesseln nur die Hände, der Sinn, er macht den Freien und den Knecht.
Hat denn die Liebe je verwehrt, Was die Liebe heiß begehrt?
Ein Ehrenmann Ich stehe im Kreis der Intriguen Und mache keine mit; Doch wenn die Schleicher siegen, So teil ich den Profit.
Doppelt gewinnt, wer vergißt, was verloren.
Die spanische Inquisition Taugt nicht in unseren Tagen. Ihr müßt euch begnügen schon, Die Andersgläubigen sonst zu plagen.
Wir aber mindern Pfundes Verwalter Was wir jung hatten, wünschen wir im Alter.
Krankheit, du bist Gottes Gabe, er soll drum gepriesen sein.
Genaugenommen, sind alle Greuel der Gegenwart nur dadurch entstanden, daß der Schlechtigkeit, der Unbesonnenheit und dem Unverstand von unten, von oben her statt dem Verstande nur die Schlauheit entgegengetreten ist.
Wer sich dem Dank entzieht, erniedrigt den Beschenkten.
Gar ängstlich steht sich’s auf der Menschheit Höh’n.
Wenn ein Talent und ein Charakter zusammenkommen, so entsteht ein Genie.
Rosen willst Du brechen und drückst dafür die Dornen in die Brust!
Solang ich nüchtern, bin ich träg und dumm, Doch nach dem Frühstück schon kommt Witz und Klugheit.
Ist es denn nicht entsetzlich, daß kalte Füße die Phantasie kalt machen können und ein paar wollene Fußsocken mir gute Gedanken zubringen.
Doch vergiß es nicht: die Träume, sie erschaffen nicht die Wünsche, die vorhandenen wecken sie.
Der Mensch ist gut, ich weiß es; denn sie lebet. Ihr Herz ist Bürge mir für eine Welt!
Fragt ihr mich, was das Schöne sei? Seht zu, ob ich’s verfehle. Ein Gleichnis beut die Liebe mir: Es geht vom Körper aus, gleich ihr Und endigt in der Seele.
Die Betrachtung tötet, weil sie die Persönlichkeit aufhebt; die Bemerkung erfrischt, denn sie erregt und unterstützt die Tätigkeit. Mitten zwischen beiden durch wäre der wahre Weg.
Was man von der Schönheit des Bosporus gesagt hat, ist, mit Einschluß der Uebertreibung, buchstäblich wahr, denn die Uebertreibung ist der Erhebung natürlich. Die Welt hat vielleicht nichts, was sich damit als Ganzes vergleichen läßt.
Was schläft wohl im Schlafe, und was wacht? Oder ist der Traum ein halber Schlaf, in den schon das Wachen hineinspielt? Aber auch das erklärt die Verdeutlichung längst vergessener Dinge nicht.
Was man an Nebensachen verschwendet, wird immer der Hauptsache entzogen.
Ein Weiser mag und soll höher stehen als seine Zeit; der Dichter als solcher nicht, aber ihr Gipfel soll er sein.
Was setzt ihr ihnen Bilder von Stein, als könnten sie jemals vergessen sein? Wollt ihr sie aber wirklich ehren, so folgt ihrem Beispiel und horcht ihren Lehren.
Müßiggang Arbeiten soll er? daß Gott erbarme! Da schob die Natur schon vor den Riegel, Denn wo die andern ihre Arme, Da hat er eben seine Flügel.
Wer nicht wie Menschen sein will, schwach und klein, der halte sich von Menschennähe fern.
Immer fließen meine Tränen, was auch die Erfahrung spricht; für den Mut gibt’s ein Gewöhnen, aber für die Sorge nicht.
Ich schaute um mich her und schaute wieder, aber es war kein Traum. Schien es doch, als ob die Welt der Märchen wiedergekehrt wäre und irgendein wohltätiger Zauberer uns in der Nacht in einen andern Weltteil geführt hätte.
Alle Unruhe im Menschen entspringt aus der Phantasie; denn selbst das Gewissen, wenn es auch seinen Stoff aus dem moralischen Sinne zieht, nimmt doch wenigstens seine Form aus ihr.