Eugen Roth Zitate
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Die Wissenschaft, sie ist und bleibt, was einer ab vom andern schreibt – doch trotzdem ist, ganz unbestritten, sie immer weiter fortgeschritten.
Die besten Reisen, das steht fest, sind die oft, die man unterlässt.
Den Kranken bringt mit gutem Grund Man dorthin, wo die Luft gesund. Doch schon sind allzuviele dort Und es entsteht ein Luftkurort…
Oft führ man gern aus seiner Haut. Doch wie man forschend um sich schaut, erblickt man ringsum lauter Häute, in die zu fahren auch nicht freute.
Der Kranke traut nur widerwillig dem Arzt, ders schmerzlos macht und billig. Lasst nie den alten Grundsatz rosten: Es muss a) wehtun, b) was kosten.
Am ärgsten fällt der Größenwahn oft grad die kleinen Leute an.
Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon, der in München wohnt.
Wir nehmen gern die Weisheit an: Was Gott tut, das ist wohlgetan! Nur ist uns häufig nicht klar, ob Er es denn auch wirklich war!
Des Landarzts Mühsal, oft geschildert, Hat sich zur Spritztour jetzt gemildert.
Von allem, was aus Adams Rippe Abstammt, das schlimmste war Xanthippe, Die Sokrates, dem Philosophen, Die Welt gemacht zum Höllenofen.
Zwei Dinge trüben sich beim Kranken a) der Urin b) die Gedanken.
Ein Mensch sagt – und ist stolz darauf – Er geh in seinen Pflichten auf. Bald aber, nicht mehr ganz so munter, Geht er in seinen Pflichten unter.
Ein Leiden ist schon halb geheilt, hat man es andern mitgeteilt.
Ein Mensch erkennt: Sein ärgster Feind: Ein Unmensch, wenn er menschlich scheint!
Ein Mensch schaut in der Zeit zurück Und sieht: Sein Unglück war sein Glück.
Ein Mensch dem Sprichwort Glauben schenkt: ’s kommt alles anders, als man denkt – bis er dann die Erfahrung macht: genau so kam’s, wie er gedacht.
Scheinkranke stellen gern sich ein, genügt dazu ein Krankenschein.
Verschieden ist der Menschen Art: Die einen, in der Jugend zart, Sind oft im Laufe weniger Jahre Schon zähe, morsche Exemplare. Doch andre, ungenießbar jung, Gewinnen durch die Lagerung Und werden in des Lebens Kelter Wie Wein, je feuriger, je älter.
Wer tiefer nachdenkt, der erkennt: Mensch sein ist fast schon Patient: Doch sind wohl aus demselben Grund Unmenschen durchwegs kerngesund.
Ja, der Chirurg, der hat es fein: Er macht dich auf und schaut hinein. Er macht dich nachher wieder zu – Auf jeden Fall hast du jetzt Ruh. Wenn mit Erfolg für längere Zeit, Wenn ohne – für die Ewigkeit.
Das Reh lebt einzeln und in Rudeln, und schmeckt sehr gut zu breiten Nudeln.
Doch unsere Daten, ganz persönlich, Die richten sich gewöhnlich Nach kleinen Zeiten, nach wie vor: Damals, als Hans der Fuß erfror, Als unser Bruder, Vater, Gatte Die schwere Halsentzündung hatte… Wir werden sagen: in diesem Jahr, In dem Marie den Max gebar…
Ein Mensch ist sonst ein Denk-Genie. Nur eins: an andre denkt er nie!
Die Doktorsfrau ist übel dran: Der sonst gewissenhafte Mann Versäumt an ihr just seine Pflicht – Und freie Arztwahl hat sie nicht.
Der Witz ist Würze und nicht Speise; Nie reiche man ihn löffelweise! Zuträglich – gar bei scharfem Witze – Ist höchstens eine Messerspitze!
Ein Mensch erlebt den krassen Fall, es menschelt deutlich – überall. Doch oft erkennt man weit und breit nicht eine Spur von Menschlichkeit.
Zu rüstigem Alter führt der Lauch. Bleib treu ihm – bis zum letzten Hauch.
Ein Mensch erhofft sich fromm und still, dass er einst das kriegt, was er will. Bis er dann doch dem Wahn erliegt, und schließlich das will, was er kriegt.
Der Hausarzt kommt nicht mehr wie früher. Du bist ein Selbst-Dich-hin-Bemüher. Im Wartezimmer – lang kanns dauern! – Musst Du auf den Herrn Doktor lauern…
Das ist der Krankenhäuser Sinn, Dass man – wenn’s geht – gesund wird drin. Doch wenn man’s ist: dann schnell heraus! Ansteckend ist das Krankenhaus.
Wohl dem Gesunden, der’s verträgt, Dass er sich wüst den Bauch vollschlägt. Doch hat selbst der nicht immer Glück, Denn manchmal schlägt der Bauch zurück.
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt – Doch oft hat sich herausgestellt Nach manchem trüb verbrachten Jahr, Daß dies der einzige Lichtblick war.
Wer Wahrheit liebt, der urteilt scharf, vorausgesetzt, daß er das darf.
Der Doktor greif im Notfall ein – Es muss nicht gleich ein Eingriff sein!
Ein Mensch fühlt oft sich wie verwandelt, sobald man menschlich ihn behandelt.
Der Humorist, meist selbst nicht heiter, Gibt Frohsinn nur an andre weiter. Die Wissenschaft, die kaum je irrt, Nennt so was einen Zwischenwirt.
Gesunde quält oft der Gedanke: wohin sie schauen – lauter Kranke! Doch blickt ein Kranker in die Runde, sieht er nur unverschämt Gesunde!
Sinn macht alles, was dazu beiträgt, dass ich mich immer wohler fühle, mehr Freude spüre und mehr und von Herzen lachen kann – ohne dabei anderen zu schaden.
Theorie und Praxis. Wir hörens s allenthalben preisen: Das wahre Glück blüht nur den Weisen. Die Folgerung daraus ist die: Man werde weise! – Aber wie?
Der Mensch erkennt, daß es nichts nützt, Wenn er den Geist an sich besitzt, Weil Geist uns dann erst Freude macht, Sobald er zu Papier gebracht.
Der Landwirt hat längst begriffen, dass man auch von zweibeinigen Rindviechern leben kann.
Ein Mensch, will er auf etwas pfeifen, darf sich im Tone nicht vergreifen.
Ein Sommerregen ist erfreulich, ein Regensommer ganz abscheulich.
Ein Mensch – das trifft man gar nicht selten – der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten.
Der Leopard viel Schaden tut, Denn stets nimmt er zum Baden Blut, Der Panther ist ein Pantheist, und kommt ihm mit Moral der Christ, So lächelt grausam er dazu und denkt im stillen: Na und du?
Ein Mensch betrachtete einst näher die Fabel von dem Pharisäer,… Gottlob! rief er in eitlem Sinn, dass ich kein Pharisäer bin!
Wir sind auf unsre Ahnen stolz: Ihr Blut, in unsern Adern rollts! Jetzt kreist oft Blut in unsern Bahnen, Von Leuten, die wir gar nicht ahnen.
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet, bemerkte, dass ihm das missriet. Jedoch da er es selbst gebraten, tut er, als wär es ihm geraten, und, sich nicht selbst zu strafen Lügen, isst er’s mit herzlichem Vergnügen.
Nicht stets die kalte Schulter zeigen, Wenn wir zum Rheumatismus neigen!
Leicht sieht ein jeder, der nicht blind, Wie krank wir, trotz der Ärzte, sind. Doch nie wird man die Frage klären, Wie krank wir ohne Ärzte wären.