Ernst von Feuchtersleben Zitate
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Witz, – herrliches Element im Ganzen menschlicher Bildung!
Der Natur ist so viel abzulernen: die Ruhe, die Unermüdlichkeit, die stete Produktion, die Dauer im Wechsel, die Grandiosität, die fortbildende Entwicklung.
Dieses höchste Wort wird Gut und Böse trennen: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!
Gerechtigkeit lernt sich an den unerschütterlichen Gesetzen der Natur; sie liebt, auch wenn sie vernichtet.
Die Natur heilt, wo sie verwundet. Aber wo der Mensch sich selbst zu nahe tritt, – soll sie da, wie die Mutter des verwöhnten Kindes, ihn noch stolz durch ihre Teilnahme machen?
Wenn wir zürnen, hat unser Gegner seinen Zweck erreicht, wir sind in seiner Gewalt.
Die Kunst kann nicht trösten; sie verlangt schon Getröstete.
Die Philosophie, welche sich der Betrachtung des Todes widmet, ist eine falsche; die wahre Philosophie ist eine Weisheit des Lebens; für sie gibt es gar keinen Tod.
Ein freier Mensch ist ein Mensch, der nach der Vernunft lebt.
Vernunft hat jeder, und wie wenige sind vernünftig.
Je tiefer man in ein lebendig Ganzes, sei es nun Mensch, Kunstwerk oder Buch, einzugehen das Glück hat, desto tiefer fühlt man die Unzulänglichkeit des Redens. Die Worte geben nicht den Sinn, sie umgeben ihn nur.
Die Trägheit ist die stärkste Kraft in der Natur, und am Menschen weit schwerer zu überwinden, als die Lebhaftigkeit.
Der allerelendeste Zustand ist: Nichts wollen können!
Umändern kann sich niemand, bessern kann sich jeder.
Die Rosen blühen unbewußt und eben so reifen die Früchte.
Vorbilder werden geachtet, aber nicht geliebt.
Man könnte auch die Hypochondrie die Eitelkeit des Befindens nennen.
Das Halbwahre ist verderblicher als das Falsche.
Möge doch jede bessere, zarte Natur auch jene materielle Härte an sich ausbilden, die in dem Kampfe mit den irdischen Mächten nun einmal unerläßlich ist.
Das Vollendete glänzt Jedem, auch dem Seichtesten in die Augen; aber das unter tausend Schwierigkeiten sich langsam Entwickelnde mit Billigkeit, nach durchdringender Würdigung der Verhältnisse anzuerkennen, das ist nur tüchtigen Menschen gegeben, welche die Prüfung des Lebens bestanden haben.
Die Natur übt ein heimliches Gericht; leise und langmütig, aber unentrinnbar.
Auf Energie beruht die Möglichkeit, sich den Mächten des Alls gegenüber, als Einzelwesen zu behaupten. Alle Energie aber, die wir uns geben können, beruht auf Bildung.
Der vollendete Schein lässt sich nur durch das Sein erzielen.
Entschiedene, eingreifende Aktivität ist dem Manne von Natur zugewiesen; passives Weben und Leben dem Weibe. Beide Gesetze dürfen nicht ungestraft überschritten werden.
Ein reiner und edler Egoismus ist erforderlich, um heiter und gesund zu leben.
„Das höchste Gut, was Gott allen Geschöpfen geben konnte, war und bleibt: eigenes Dasein.“ Wenn dieses Wort Herders wahr ist, so ist die Bildung der Schlüssel zum höchsten Schatze.