Ernst von Feuchtersleben Zitate
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Was ist die Zukunft? Für dich: nichts als du selbst!
Mut, Freudigkeit und Hoffnung sei das Dreigestirn, das man nicht aus den Augen lasse.
Das ganze Geheimnis, sein Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht zu verkürzen.
Es gibt für den Menschen kein Eigentum, als das, was er liebt.
Steht dir ein Schmerz bevor, oder hat er dich bereits ergriffen, so bedenke, daß du ihn nicht vernichtest, indem du dich von ihm abwendest! Sieh‘ ihm fest ins Auge.
Der Traurigkeit kann sich kein Mensch erwehren, der Verdrießlichkeit jeder.
Gesundheit ist nichts anderes als Schönheit, Sittlichkeit und Wahrheit.
Wer nicht mehr strebt, wer nicht mehr lernt, der lasse sich begraben.
Ich bin nicht bloß Hirn, ich bin auch, und mehr noch, Herz, Hand und Fuß.
Man hat nur auf soviel Freude und Glück Anspruch, wie man selbst gewährt.
Es gibt keine alte und moderne Literatur, sondern nur eine ewige und eine vergängliche.
Starke Leidenschaften erheitern den Horizont des Daseins; bewegen, ohne zu ermüden; erwärmen, ohne zu verzehren.
Auch die, welche dir die Nächsten und Liebsten sind, erträgst du manchmal schwer. Sei gewiss, es geht ihnen mit dir genauso.
Vor lauter Liebe sich nicht Liebe gönnen, vor lauter Liebe hassen können: Sie pflegen’s Eifersucht zu nennen.
Nichts verschlechtert den menschlichen Charakter so tief als Frömmelei: weil sie eine Lüge eben des Heiligsten ist.
Für den rechten Menschen ist Trost nicht heilsam, weil er schwächt. Pflicht ist sein wahrer Trost.
Ich muß wollen, ich will müssen. Wer das eine begreifen, das andere üben gelernt hat, der hat die ganze Diätetik der Seele.
Wie lange suchst du dein Ziel? Erstreb‘ es! Das Leben liegt vor dir: erleb‘ es!
Reiner und wahrer genießt niemand als der freiwillig Entbehrende.
Was ist Glück? Übereinstimmung eines Charakters mit seinem Schicksale. So kann es von Natur gegeben, vom Geiste geschaffen werden.
Was soll am Ende resultieren Aus allen deinen Resultaten?
Nicht Lehre oder Betrachtung, nicht Begeisterung allein kann den Menschen, wie ein Licht von oben herein, durchwärmen, beleben und beseligen; er selbst, von innen heraus, muß sich emporarbeiten.
Der Glaube gibt durch sich selbst, was er verheißt.
Echte Tugend und wahres Wohlsein gründen sich auf Leitung durch sich selbst.
Das Wesen edler Kürze in der Schreibart ist: Fülle des Gehaltes, nicht: abgestumpfte Sätze.
Gedanken sind die Nahrung, Gefühle die Lebenslust, Willensakte die Kraftübungen des geistigen Lebens.
Heiterkeit, die in der Stimmung des Gemütes ist, bleibt ein freies, dir selbst zustehendes Trostmittel, wo Trostgründe nicht mehr ausreichen.
Arroganz ist die Karikatur des Stolzes.
Halte dich an das Schöne! Vom Schönen lebt das Gute im Menschen und auch seine Gesundheit.
Das ist der Fels, an dem die Besten scheitern, daß sie aufhören zu lieben, wenn sie anfangen zu erkennen. Wohl Jenem, der Erkenntnis errungen, und Liebe bewahrt hat, – der die Welt, ihr zum Trotze, liebt!
Im ganzen entsteht alles Irren aus der Zerspaltung unseres Wesens, unserer Vermögen. Die echte Weisheit ist ein allseitiger Zustand.
Echte Lebensweisheit ist der Bewegung hold, nicht dem Stillstande.
Wie der Efeu fester seine Ranken Stets um morsche Säulen klammert, So erfaßt der Mensch mit den Gedanken Innigere, was er bejammert.
Nur wer vor sich selbst klein geworden ist, kann das Große empfinden.
Es ist erbärmlich, kleine Geister zu beobachten, wie sie mit der unaufhörlichen Sorge für ihr unschätzbares materielles Dasein dieses selbst leise zu untergraben jämmerlich beflissen sind! Der Arzt selbst, den sie consultieren, muß sie verachten.
Die Schwester der mangelnden Neigung ist die entsetzliche Langeweile, – ihr Bruder der Müßiggang; eine furchtbare Sippschaft.
Man hat noch nicht bestimmt, bei welchem Grade von Seelendisharmonie der Wahnsinn anfange.
Wer sich nicht oft gern täuscht, der hat die rechte Weisheit noch nicht.
Eine Kunst, das Leben zu verlängern? Lehrt den, der es kennengelernt hat, lieber die Kunst, es zu ertragen!
Aus den Stellen, die jemand in Büchern anstreicht, kann man auf sein Bedürfnis oder auf sein Steckenpferd schließen.
Der Zweifel, das bangste aller Gefühle, löst sich durch die Verzweiflung, die oft zum wahren Heilmittel wird.
Wer mich verwundet, – klagt ein lebhafter, beweglicher Autor, – hat nur meinen Körper verletzt; wer mich aber langweilt, ermordet meine Seele.
Ein freier Mensch, das ist ein Mensch, der nach der Vernunft lebt, wird nicht von der Furcht beherrscht, sondern strebt, durch Wirksamkeit, sich in seinem Dasein zu erhalten.
Die Natur denkt lauter große Gedanken, und die des Menschen, indem er ihnen nachsinnt, lernen sich ausdehnen und werden den ihrigen ähnlich.
Die Theorie ist nicht die Wurzel, sondern die Blüte der Praxis.
Philosophie ist nicht ohne Kälte denkbar. Wer nicht grausam gegen das eigene Gefühl sein kann, philosophiere nicht.
Wer unter Toren schweigt, läßt Vernunft, wer unter Vernünftigen schweigt, Torheit vermuten.
In der Kunst wie im Leben beginnen wir empirisch mit Nachahmen, bilden uns allmählich eine Manier (im guten Sinne), und gelangen endlich, wenn uns die Götter wohlwollen, zum Stile.
Ich gehe fort, – auf einen anderen Stern, auf einen helleren.
Ursache und Wirkung der Kunst geht über alle Begriffe.