Ernst Reinhardt Zitate
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Akzeleration: Die Jugend wird immer kürzer, das Alter immer länger.
Die Revolutionen begannen meist mit Forderungen, die alle stellten, und endeten mit Forderungen, die einer durchsetzte.
In der Geschichte wirken die begangenen Fehler stärker als die gelungenen Taten.
Auch der Zerstörer hat nach vollbrachter Tat das Gefühl, etwas geleistet zu haben.
So sehr die Naturgewalten wüten können, das Zerstörungspotential des Menschen erreichen sie nie.
Auch erfolgreiche Unternehmen scheitern, wenn bei den Verantwortlichen die Ansprüche größer werden als die Anstrengungen.
Die verklärenden Jugenderinnerungen kommen nicht nur von einer frühen Fülle, sondern auch von einer späten Leere.
„Herrlich“ – „dämlich“: Der Sprachgebrauch widersteht der Gleichstellung der Geschlechter.
Jugendexzesse: Wenn die Aufbrüche fehlen, nehmen die Ausbrüche zu.
Heute gilt, dass die ältere Generation der jungen weniger vorgibt, aber auch weniger vorhält als früher.
Familienserien im Fernsehen: Viele entfliehen ihrem Alltag, indem sie in den Alltag anderer eintauchen.
Der stärkste Motor für den Erfolg ist ein nicht überwundener Mißerfolg.
Der Streit der Religionen ist schwer zu erklären, da alle ihr Beweismaterial im Jenseits haben.
Viele Menschen sind mit wenig zufrieden, weil ihnen die Ausschöpfung ihrer Möglichkeiten zu mühsam ist.
Der Wohlstand ist plural, das Elend uniform.
Wie soll man in der Gegenwart leben, wenn die Zukunft immer gleich Vergangenheit wird?
Wer kein Ziel hat, sucht wenigstens eine Zielscheibe.
Wer sich immer schont, hat eine längere Lebenszeit, aber langweilt sich Zeit seines Lebens.
Wenn uns andere zu viel zutrauen, sind sie schließlich die Enttäuschten. Wenn sie uns zu wenig zutrauen, sind wir es.
In der Jugend besteht das Glück darin, nicht nach dem Sinn des Lebens fragen zu müssen. Im Alter besteht das Glück des Lebens darin, seinen Sinn zu kennen.
Bei Wahlen steht das Charisma des Kandidaten im Vordergrund, in seiner Amtsführung die Kompetenz.
Trost der Demokratie: Unhaltbare Verhältnisse halten sich höchstens eine Legislaturperiode.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt, was er als Kind gewußt hat.
Ein Leben, das nur auf Sicherheit gründet, gleicht einem Gemälde im Safe.
Die sinnlose Arbeit hat abgenommen, aber es ist zu wenig sinnvolle nachgefolgt.
Das Böse läßt sich nicht verdrängen, solange es attraktiver ist als das Gute.
Auch der gibt anderen etwas, der sie zu nehmen weiß.
Größe ohne Güte kann erschlagen, Güte ohne Größe erdrücken.
Leistungssport: Das Spiel wird zum Ernstfall.
Die Erde erwärmt sich – aber nicht für uns.
An der Wertschöpfung arbeiten die meisten Menschen. Die Abschöpfung der Werte besorgen nur wenige.
Eine unbelastete Zweisamkeit ist nur möglich zwischen Menschen, die allein sein können.
Zeitdruck kann gut sein, um Handlungen auszulösen, aber schlecht, um sie auszuführen.
Wir sind Meister der Zeitrechnung, aber Sklaven der Zeit.
Liebe: Man weiß, was der andere fühlt, aber freut sich, wenn er es sagt.
Aufgabe der Werbung ist es, uns Mängel empfinden zu lassen, unter denen wir nicht gelitten haben.
Unzufriedenheit mit sich selbst ist schwerer zu ertragen, aber leichter zu beheben als Unzufriedenheit mit anderen.
Lebensstandard ist noch nicht Lebensqualität.
Manche Weltanschauung verrät, daß ihre Vertreter die Welt zu wenig angeschaut haben.
Wenn die Entwicklung falsch läuft, ist der einzige Fortschritt der Rückschritt.
Durch das Handy sind die Leute anrufbarer, aber nicht unbedingt ansprechbarer geworden.
Der Aphoristiker versteht es, das Ergebnis eines langen Gedankengangs als Geistesblitz erscheinen zu lassen.
Die größte Hoffnung bewirkt nicht so viel wie die kleinste Tat.
Der Aphorismus ist der Kern der Erkenntnis in einer Frucht der Erfahrung.
Sich auseinanderzusetzen ist gut, wenn man sich nachher wieder zusammensetzen kann.
Bei Erfolgen werden wir gern Täter, bei Mißerfolgen Opfer.
Beurteile einen Menschen nicht nur danach, wie er sich zu seinen Freunden verhält, sondern auch danach, wie er mit seinen Feinden umgeht.
Gegenüber der „guten alten Zeit“ leben wir in besseren Verhältnissen, aber mit schlechteren Perspektiven.
Politiker können besser reden als Versprechen halten.
Es braucht Mut, die Wahrheit zu suchen, ohne zu wissen, ob man sie ertragen kann.