Emil Claar Zitate

Emil Claar Zitate

Späte Ehrung Man schmückt das Alter mit allen Ehren, Wenn längst der Ehrgeiz hinweg sich stahl, Man tischt ihm auf ein herrliches Mahl, Doch fehlt die Eßlust, es zu verzehren!

Emil Claar

Abglanz Der Himmel schickt das Licht hernieder, In dessen Glanz der See erglüht; So spiegelt deinen Reiz nur wieder Die Glut, die mir im Auge sprüht.

Emil Claar

Aus des Alltags Brauchgemeinheit Rette deine innre Reinheit. Groß zu denken unter Kleinen Wird dich allem Großen einen.

Emil Claar

Mensch und Tier Der Mensch kann Rettung sinnen, schreien Um Hilfe, die ihm dreifach wird. Der Hund, der einsam darbend irrt, Muß stumm sich dem Verkommen weihen.

Emil Claar

Die Welt ist so groß und wir sind so klein! Doch sind wir in heißer Umarmung allein, Dann sinket die Welt in Dämmrung zurück – Wie klein ist die Welt, wie groß unser Glück!

Emil Claar

Unverbrüchlich Und ob auch alles zusammenbricht, Was du hoch, was du heilig gehalten, Verlasse es nicht und tu‘ deine Pflicht, Dir lohnet im Innern ein köstliches Walten.

Emil Claar

Getrost. Und bist du noch so krank und schwach, Und tiefgebrochen tausendfach, Daß du die Augen niederschlägst Und keinen Weltstrahl mehr verträgst, Sei furchtlos! Frieden kommt ins Haus, Das Sterben hält ein jeder aus.

Emil Claar

Wenn allen ihren Liedern Das wahrhaft Hohe ferne, Prunken sie mit dem Niedern, Und nennen es: das Moderne.

Emil Claar

Vergeblich Nicht wirst du erheben, was tief von Natur, Weil du’s mit Ehren verbrämt; Schmeichle der niedern Kreatur Und gleich wird sie unverschämt.

Emil Claar

Zum Lebensweg Willst du tapfer schreiten lernen Mußt du nicht nach Himmelsfernen, Sondern auf die Erde schauen, Und dabei nach klugen Frauen.

Emil Claar

Mensch und Hund So mancher preist von seinem Hunde, Er sei ein Mensch ihm dann und wann, Und freut sich, daß er diesen Menschen Wie einen Hund behandeln kann.

Emil Claar

Unmittelbar Du glatter Mann mit dem geistlichen Kleid, Ich bitte dich, lass‘ mich im Sterben in Ruh. Ruf‘ ich zu Gott in meinem Leid, So brauch‘ ich keinen Vermittler dazu.

Emil Claar

Ein Glück sich zu wünschen dem Edlen bangt, Weil ewig unlöslich des Lebens Pein. Der niedrig geartete Trieb allein, Weiß mit Bestimmtheit, was er verlangt.

Emil Claar

Der Tanz Lieblich bewegt sich der deutende Reigen, Umflossen vom Zauber des heitersten Scheins, Während die Lippen weise verschweigen Die traurigen Rätsel des menschlichen Seins.

Emil Claar

Da endlich zu im Glücke bist, Erscheint es dir so schwer gefunden, Erkämpft mit so viel tiefen Wunden, Daß es für dich kein Glück mehr ist.

Emil Claar

Vivisektion Des Menschenlebens edles Gut Beschützt des Wissens Hoheit, Entartend in der Wissenswut, Zu tiefster Menschenroheit.

Emil Claar

Wohin? Indessen mühsam täglich weiter Der Mensch erklimmt die Lebensleiter, Hätt‘ ihm zu wissen doch gebührt, Ob schließlich sie zum Himmel führt.

Emil Claar

Das Kind und das Tier und die Blume Sie wurden in meinem Sein Zum letzten Heiligtume, Allanders ist schwere Pein.

Emil Claar

Du bist krank In aller Wünsche heißem Treiben, Für einen bitt‘ ich Gottes Segen: Ich möcht‘ so lange leben bleiben, Als nötig ist, um dich zu pflegen.

Emil Claar

Wenn die Frauen toll und wild Uns in Eifersucht umwüten, Meinen se nur sanft und mild Ihre Liebe zu behüten.

Emil Claar

Der letzte Mai Heut ist der allerletzte Mai Und der schöne Frühling vorbei. Wie gut, daß der Mensch nicht weiß, nicht sieht, An welchem Tag sein Frühling entflieht!

Emil Claar

Tradition Da keiner es wagt zu prüfen die Schwinge, Der eine nur thut, was der andre gemacht, Werden die allerdümmsten Dinge Auf die späteste Nachwelt gebracht.

Emil Claar

Leben und Tod Macht dir das Erdendasein Pein, Bedenke in Not: Wirst nicht so lange lebend sein, Wie später tot.

Emil Claar

Stolz und ergeben Tragen das Leben, Heißt Ruhe erwerben Zum Sterben.

Emil Claar

Nach Innen Der liebste von der Welt Genüssen Erscheint mir heute: mich versenken Vereinsamt in das eigne Denken Und zu der Welt nicht sprechen müssen.

Emil Claar

Menschen, die Gedanken haben, Können schweigen – schweigen – schweigen – Und sich stumm und tief vergraben In den Schatz, der ihnen eigen.

Emil Claar

Mit Schöpfungsfehlern, mit vielgestalten, Ringet das ganze Weltenweben; Doch fühllos kämpfen die Urgewalten, Den Schmerz nur empfinden, die da leben.

Emil Claar

Lotterie und Erbschaft Sind gefährliche Erwerbschaft, Arbeitsfreude wird vergällt, Wenn das Glück vom Himmel fällt.

Emil Claar

Die Leute sagen Ich weiß, die Leute sagen von mir gewöhnlich, Ich wäre zu mild und zu versöhnlich, Ich sei, so haben sie immer gemeint: Ein guter Freund, doch ein schlechter Feind!

Emil Claar

Prächtige Sammlungen hat der Mäcen, Erlesene Bücher sind sein Entzücken, Obwohl sie ihm niemals ins Antlitz sehn, Und stets ihm nur drehn die vergoldeten Rücken.

Emil Claar

Bist du in Not – Weiß jeder, wie du es machen gesollt, Und bist du tot, Sagt jeder, wie gerne er helfen gewollt.

Emil Claar

Bleibendes Leid Du harrst, ob morgen nicht der Tag Sich etwas milder zeigen mag, Als heute dieser schwere war – Und so verrinnet Jahr um Jahr!

Emil Claar

Ich hoffe, daß sich einst erfülle Was uns das Leben auch verhehle, Und daß sich nach entseelter Hülle Uns zeige die enthüllte Seele.

Emil Claar

Modernes Streben Der eine redet, der andre dichtet, Der dritte entdeckt, der vierte reist, Und alles ist darauf gerichtet, Daß man nach ihnen mit Fingern weist.

Emil Claar

Ein Mißverständnis Es muß ein Mißverständnis sein, Daß Geld den Menschenwert bestimmt, Und daß die Menschheit diesen Schein so oft für bare Münze nimmt!

Emil Claar

Füllest du auch mit Schätzen Dein Heim, tagein, tagaus, Durch nichts kannst du ersetzen Ein fröhliches Lachen im Haus.

Emil Claar

Das Sichere Wer stets den Glauben hat verteidigt Wird sicher etwas in der Welt, Doch wer der Freiheit sich vereidigt, Der ist ein vogelfreier Held!

Emil Claar

Weltbrauch Wo du erhofft Helfende That, Entpuppt sich oft Ein guter Rat.

Emil Claar

Die Edlen wissen zu vergeben, Ob auch ihr Stolz sich nur verhehle; Doch unerschüttert bleibt im Leben Der Groll in einer kleinen Seele!

Emil Claar

Und dann? Und wenn du alles, alles hast, Was du erjagt im Tanz der Jahre, Was hast du dann? Erfüllungslast, Geschüttet über eine Bahre.

Emil Claar


anderen Autoren