Emanuel Geibel Zitate
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Vor Leiden kann nur Gott dich wahren, Unmut magst du dir selber sparen.
Was rühmst du deinen schnellen Ritt! Dein Pferd ging durch und nahm dich mit.
Witz ist ein schelmischer Pfaff, der keck zu täuschendem Eh’bund zwei Gedanken, die nie früher sich kannten, vermählt; Aber der nächste Moment schon zeigt dir im Hader die Gatten, und vor dem schreienden Zwist stehst du betroffen und – lachst.
Einig im Künstler erscheint die Begabung beider Geschlechter: Männlich zeugender Geist, weiblich empfangend Gemüth.
Nur dem Befreundeten gilt, was du bist. Die entferntere Menge mißt dich, o Künstler, mit Fug einzig nach dem, was du kannst.
Ahnung sieht vom fernen Gipfel Oft das Künft’ge scharf und klar; Näher decken Busch und Wipfel Was von weitem deutlich war.
Man soll kein Leben auf Gefühle bauen, Die mit den Dingen nicht im Einklang sind; Das Herz ist wandelbar, die Dinge bleiben.
Eine sel’ge Stunde wiegt ein Jahr von Schmerzen auf.
Eifersucht macht scharfsichtig und blind, Sieht wie ein Schütz und trifft wie ein Kind.
Denn zwischen uns ist eine Kluft gezogen, die sich verbinden läßt durch keine Brücke.
Die Pferde rennen nach dem Lohn, und die Esel erhalten ihn.
Wenn du getan einen törichten Schritt, So tu‘ zurück ihn schnelle; Du machst ihn nimmer gut damit, Daß du behauptest die Stelle.
Furchtlos und treu ist der Wahlspruch der Liebe.
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus.
Wenn du dich selbst zu vollenden begehrst, leb‘, als müßtest du morgen sterben, streb‘, als ob du unsterblich wärst.
Greif dir im Fluge die Adler, sie reißen auf zu den Sternen dich aus den Engen.
Eine Freiheit, die ich begehre: Daß man im Menschen Gottes Bildnis ehre.
Mag denn der Aar vom Fluge lassen, eh die Schwing‘ ihm brach?
Seltsam gibt es die Muse den Dichtern. Rosige Jugend singt schwermütig vom Tod, aber von Rosen der Greis.
Wer singen lernt in Niederlagen, wird auch das Glück des Sieg’s ertragen.
Schönes läßt sich nicht erzwingen; Gutes kannst du heut‘ auch tun.
Auf des eignen Lebens Bahnen Schau nur unbestochnen Blicks, Und die Fäden des Geschicks Wirst du auch im Weltlauf ahnen.
Wahrlich ein köstliches Gut ist tief eingehendes Wissen, aber zuletzt doch nur, weil es ein Können gebiert.
Wann der Verfall anhebt? Wenn die Zeit die geschwollene Phrase von des empfundenen Wortes Fülle zu scheiden verlernt.
Irre den Mutigen nicht! Oft glückt leichtblütiger Jugend, was bei gediegener Kraft das Alter nicht wagt.
Gebt ihr dem Göttlichen irdische Form, wie wollt ihr es hindern, daß sie das irdische Los alles Vergänglichen teilt? Alternd erstarrt sie zuletzt, und im Dunkeln verkümmert der hohe Inhalt oder zersprengt, sich zu befreien, das Gefäß.
Der Kummer hat schleichenden Gang.
Wissen und Weisheit sind zweierlei.
Entflammte Leidenschaft verzeiht sich viel.
Vergiß, oh Menschenseele, nicht, daß du Flügel hast!
Wohl mit jedem Bekenntnis verträgt sich ein frommes Gemüt, aber das fromme Gemüt hängt nicht vom Bekenntnis ab.
Durstig stehn sie am Gewässer, Stehn und streiten wutentbrannt; Trinkt sich’s aus der Schale besser Oder aus der hohlen Hand?
Oh welche Zauber liegen in diesem kleinen Wort: Daheim.
Wer da fährt nach großem Ziel, Lern am Steuer ruhig sitzen, Unbekümmert, wenn am Kiel Lob und Tadel hochauf spritzen.
Sieh, das ist es, was auf Erden Jung dich hält zu jeder Frist, Daß du ewig bleibst im Werden, Wie die Welt im Wandel ist.
Großer Sinn kennt nicht beschränkten Haß.
Wer recht in Freuden wandern will, Der geh‘ der Sonn‘ entgegen.
Liebe bleibt die goldene Leiter, drauf das Herz zum Himmel steigt.
Das Leben behauptet ewig vor dem Tod sein Recht.
Leere Drohung, übler Brauch, wird des Feindes Hohn nur schärfen; Kannst du keine Blitze werfen, Freund, so laß das Donnern auch!
Doch wer vom Wetterlicht umblitzt im Donnerwagen grollend sitzt, der soll nicht mit den Zügeln spielen.
Wer zum Leben nicht ja sagen kann, sollte wenigstens sagen: na ja…
Nicht das Bild, das die Seele dir füllt, schon macht dich zum Dichter, sondern die Gabe des Worts, die es in Andern erweckt.
Keinem wird des Lebens bittrer Zoll geschenkt.
Wenn’s etwas gibt, gewaltiger als das Schicksal, so ist’s der Mensch, der’s unerschüttlich trägt.
Proben gibt es zwei, darinnen Sich ein Mann bewähren muß: Bei der Arbeit recht beginnen, Beim Genießen rechter Schluß.
Nur wer verzagend Das Steuer losläßt, ist im Sturm verloren.
Was ich wünschte vor manchem Jahr, Hat das Leben mir nicht beschert, Aber es hat mich dafür gelehrt, Dass mein Wunsch ein törichter war.
Wandlung ist das Geheimnis der Welt. In steter Entfaltung unabsehlich gestuft bildet das Leben sich aus.
Studiere nur und raste nie! Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen; das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, daß wir glauben müssen.