Elmar Schenkel Zitate
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Architektur, die für eine halbe Ewigkeit geschaffen ist, ist dies um den Preis ihrer Lebendigkeit. Die Phantasie findet kaum Anhaltspunkte, da sie das Vergängliche braucht, um sich zu entfalten.
Ein Notizbuch ist wie ein Handy. Man kann fotografieren und sogar telefonieren – mit der Vergangenheit!
Ein Buch der abgebrochenen Träume, das ist die Geschichte der Menschheit. Sie tat alles im Schlaf und konnte nichts vollenden.
Der Mensch war immer ein Amphibienwesen und wird es bleiben. Erst bewegte er sich zwischen Wasser und Land, heute zwischen digital und analog.
Bescheidenheit ist oft nur eine Form von Vergesslichkeit.
Wo früher bei langweiligen Vorträgen geträumt, geschwätzt oder gedrudelt wurde, wird heute gesurft. Das Smartphone ist unser Erlöser geworden.
Ein feindfühliger Mensch.
Die Bücher, die man im Laufe seines Lebens lesen kann, belaufen sich – nach einer Berechnung von Arno Schmidt – auf wenige Tausend. Der Rest ist Schweigen, ein fortwährend anschwellendes Unwissen.
Wem nützt eigentlich das Universum?
In Zeiten der Einsparung muss auch an den Einnahmen gespart werden.
Vollkommene Menschen können nie eine Gesellschaft bilden.
Die Antwort ist eine Brille, durch die man die Frage besser sehen kann.
Wahrhaft völkerverbindend ist nur die Dummheit.
Geschichten lassen sich gut erfinden, wenn man bei einem Gespräch nur die die Hälfte mithört.
Im Anfang war das Wort – und was war am Ende? Gerede.
Das Wesen der Religion ist die Aufhebung der Einsamkeit und der Sterblichkeit.
Auch die Kritik gehört zur Menschenwürde.
Zieh aus den Schuh der Zeit, geh barfuß.
Der evolutionäre Blick relativiert ALLES.
Pfeil und Bogen enthalten fast alles, was die spätere Geschichte an Nützlichem und Schädlichem hervorgebracht hat. Rakete, Feuerzeug, Saiteninstrument, Bohrer, Maschinengewehr. Die Neuzeit ist nicht zu Unrecht eine Fußnote zur Steinzeit genannt worden.
Er [Kükelhaus] lehrt uns, das Staunen wiederzufinden, den Anfang allen Denkens.
Aller guten Dinge sind drei. Leider auch aller schlechten.
Der Stein der Weisen ist aus Porzellan.
Kanzeln sehen oft aus wie aufgerissene Mäuler.
Wahrheit fährt im Minutentakt.
Die Vorteile des falschen Hörens: unterschwellige Entdeckungen.
Wir sitzen alle in einem Zug, der in keinem Kursbuch steht.
Die einen bauen Straßen, die immer besser befahrbar werden. Der Verkehr wird schneller und schneller. Nun müssen sie wieder künstliche Buckel bauen, um die Fahrzeuge abzubremsen. Die anderen überlassen das von Anfang an den Straßen.
Der Name ist… ein Lebensfunke, ein Hauch des Schöpfers in das Ungeformte, in den Lehm.
Den einen versetzt der Glauben Berge, den anderen legt er Steine in den Weg.
Der Verlust der Tiere in unserer Welt ist nicht genügend reflektiert worden. Mit dem Tier stirbt Gott, und der Übermensch muss herbeigerufen werden. Mit dem Tier verschwindet der Sinn aus der Geschichte.
Sokrates hat übertrieben, mir reicht es zu sagen: Ich weiß, dass ich vieles nicht mehr weiß – und gleich dazu: ich weiß, dass ich vieles noch nicht weiß. Da bleibt nicht viel übrig, aber etwas mehr als nichts ist es doch.
Verehren und Verachten sind billig zu haben. Das Dazwischen ist viel schwieriger und weniger lustig.
Geschichtsschreibung: geheutetes Gestern.
Junge Menschen haben oft alte Gedanken.
Per astra ad aspra, Motto der Raumfahrtindustrie.
Die meisten können sich Phantasie gar nicht leisten.
Es gibt nur einen Traumberuf: Träumer!
Texte schreiben, die erst nach und nach wahr werden.
Was ihm als Geistigkeit erschien, war nichts als Zeitgeistigkeit.
Fische haben Flossen, Menschen haben Floskeln. Damit bewegt man sich durch das Leben wie durch Wasser.
Erkennen, das sich nicht ändert, verliert stündlich an Realität.
Wer mit dem Anfang lebt, erreicht das Ende.
Ausblenden ist die Grundlage aller Wahrnehmung.
Die Ideologie aber liefert die Pläne für Konzentrationslager.
Zitatverbot. Um Dinge dringlicher erscheinen zu lassen, ist es besser, auf Zitate oder schon Zitatzeichen zu verzichten. Gänsefüßchen schläfern ein, das ist dem Handbuch für Plagiatoren zu entnehmen.
Nachteil beim Zeichnen: du bist dem Gegenstand ausgeliefert, und er dir, zu einem einzigen Zeitpunkt. Das Schreiben aber kann Zeiten verschieben, dafür fehlt die Spontaneität. Eine verzögerte Auslieferung.
Das meiste entgeht einem, weil man immer nur sich selbst sieht.
All diese Erinnerungstafeln an den Häusern: Aus Straßen werden Friedhöfe.
Wie der Lichtgeschwindigkeit können wir uns der Wahrheit immer nur annähern. Annäherungen der Zeit an das Unzeitliche.