Dschami Zitate
Lerne Gott aus Gott kennen, aus Vernunft nicht und Beweisen; braucht es Fackel oder Kerze, um die Sonne dir zu weisen?
Der keinen Lohn nimmt, um zu geben Leben, wie nähm‘ er Sold, um Sünde zu vergeben?
Wer zög‘ sein Haupt auch aus dem Halsring Glauben, der ewig festsitzt wie bei Ringeltauben?
Erwidere das Böse mit guter Tat, Denn die Bosheit rächt sich, wenn auch auf Raten. Der Segen der guten Taten, die du dem Feinde schenkst, Ist der beste Samen für die gute Saat.
Weit glaubt ich dich am Weltenrand, Jenseits des Meeres erwartetest du mich. Nun lernt ich, dessen Schiff so spät dich fand: Als ich aussegelte, verließ ich dich.
Gott selbst ist der Gefährte dessen, der ihn sucht; er ergreift des Suchenden Hand, und führt ihn selbst seiner Sehnsucht nach.
Wer liebt, der hat das Edelste getan, Denn ohne Liebe ist das Leben Wahn.
Warum klagst du Dschâmî, daß kein Mensch dein Wort begehrt? Rede minder, Minderkeit vermehrt der Ware Wert.
Aus dem Stoff der Dauer schnitt der Himmel keine Schürze; Leben ist ein prächt’ges Kleid; sein Fehler ist die Kürze.
Du bist ein Teil – die Göttliche, Die Wahrheit ist das Ganze. Bedenkst das All du allemal, So bist du auch das All.
Alles Gute ist im Hause; der Schlüssel dazu ist Ergebung und Demut – und alles Schlechte ist auch im Hause, der Schlüssel dazu ist das Wir und Ich.
Ein Baum, der Früchte trägt, hat nie vorm Stein der Buben Frieden; wer leere Hände hat, ist frei wie die Zypress‘ hienieden.
Wer Dornen seines Weges zertritt, ist mir der rechte Wanderer; er lobt sich einen rauhen Pfad, nicht Blumenwiesen anderer.
Wenn auch dein Mund nie das Geheimnis bricht, Zweihundert Schleier hüllen Liebe nicht.
Leichter ist’s mit einer Nadel ein Gebirg aus seiner Wurzel zu reißen, als die Sünde der Selbstsucht aus dem Herzen zu verbannen.
Wer in den Spiegel speiet, weil er in dessen Licht sich häßlich sieht, der speiet sich selbst ins Angesicht.
Aus Ziegeln und aus Lehm erbaut zerfällt des Glücks Palast; den Baustein schaff zur Seligkeit, solang‘ du Zeit noch hast.