Denis Diderot Zitate
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Es ist eine gemeine Niederträchtigkeit, andern zum Zeitvertreib einen Gutmütigen aufzuopfern, und gewöhnlich verfällt man auf diesen. Dies ist eine Falle, die wir Neuankommenden legen, und ich habe fast niemanden gefunden, der nicht hineingetappt wäre.
Der Quietismus ist die Heuchelei des perversen Mannes und die wahre Religion der liebevollen Frau.
In der Natur fressen sich alle Gattungen, alle Stände fressen dich in der Gesellschaft, wir strafen einer den andern, ohne daß das Gesetz sich dreinmische.
Die Welt ist meine Provokation.
Von der Philosophie zur Gottlosigkeit ist es eben so weit als von der Religion zum Fanatismus, aber vom Fanatismus zur Barbarei ist es nur ein Schritt.
Die Symphonie des Lebens baut sich auf Motiven aus der Jugend auf.
Die Favoriten der alten Herrschaft sind nie die der neuen.
Die Reue entsteht vielleicht weniger aus dem Entsetzen vor sich selbst, als vielmehr aus Angst vor den anderen, weniger aus Scham über die Handlung, als wegen des Tadels und der Strafe, die ihr unbedingt folgen, wenn die Tat entdeckt würde.
Daß Jesus Christus, der Gott ist, vom Teufel versucht worden sei, ist ein Märchen, das aus „Tausendundeiner Nacht“ stammen könnte.
Wenn man hört, wie viel Aufhebens ein Theologe von der Handlung eines Menschen macht, der als Lüstling von Gott geschaffen ist und der mit seiner Nachbarin, die Gott so gefällig und anmutig machte, geschlafen hat: könnte man da nicht meinen, die Welt sei an allen vier Ecken in Brand gesteckt worden?
Es wäre viel wichtiger, darauf hinzuarbeiten, das Elend zu verhüten, als die Zufluchtsstätten für die Elenden zu vermehren.
Aus Verzweiflung stürzt ich mich in das abscheulichste Schlaraffenleben.
Leidenschaft zerstört mehr Vorurteile als Philosophie.
Ich unterhalte mich mit mir selbst von Politik, von Liebe, von Geschmack oder Philosophie und überlasse meinen Geist seiner ganzen „Leichtfertigkeit“. Mag er doch die erste Idee verfolgen, die sich zeigt, sie sei weise oder töricht.
Wenn wir mehr Verstand haben als die Frauen, so haben sie bestimmt mehr Instinkt als wir.
Wenn man einen falschen Weg einschlägt, verirrt man sich um so mehr, je schneller man geht.
Der Despotismus bedeutet die Willkürherrschaft eines einzelnen über die Mehrheit mit Hilfe einer Minderheit; aber der Despot kann zur Willkürherrschaft erst gelangen, nachdem er diese Minderheit verdorben hat.
Sie haben noch schöne zwanzig Jahre ganz allerliebst wegzusündigen.
Von allen Arten Mut gibt’s eine, die die Frauen vor den Männern voraus haben, den gegen Schmerz.
Überhaupt ist das Symbol der Frauen das der Apokalypse, und auf ihrer Stirn steht geschrieben: Mysterium.
Man kann die Begriffe, die keine Grundlage in der Natur haben, mit jenen Wäldern des Nordens vergleichen, deren Bäume keine Wurzeln haben. Es bedarf nur eines Windstoßes, nur einer geringfügigen Begebenheit, um einen ganzen Wald von Bäumen oder von Ideen umzuwerfen.
Die reine Liebe, von der man so viel spricht, ist nirgends zu finden. Die Zartheit der Empfindungen ist ein bloßes Hirngespinst.
Es ist besser, so zu lieben, wie man heutzutage liebt: sich verlieben in wen man will, zusammenzubleiben, solange man aneinander Gefallen findet und sich zu trennen, sobald man Langeweile fühlt.
Überdruß. Das ist etwas Schreckliches. Der Überdruß in der Liebe und gegen eine Frau!
Gehorsam geloben heißt, dem unveräußerlichen Menschenrecht entsagen, der Freiheit.
Nichts ist so schwer zu ertragen als eines anderen Verdienst.
Es gibt ein geheimes Band zwischen den Frauen; sie hassen einander, aber sie nehmen einander in Schutz.
Die Entfernung fördert meistens die Bewunderung.
Ich mag mich zu einer Wohlthätigkeit nicht hergeben, die so zweideutig aussieht.
Über die Fehler meines Freundes rede ich nur mit ihm selbst.
Unsere Tugenden sind ebenso eigennützig wie unsere Laster.
Armut geloben heißt sich durch Eid zu Faulheit und Dieberei verpflichten…
Aber wer darf sich rühmen, genug Erfahrung zu besitzen? Und ist der nie betrogen worden, welcher sich schmeichelte, am besten damit ausgesteuert zu sein? Gibt es ferner einen Menschen, der imstande wäre, die Umstände recht zu kennen, in denen er sich befindet?
Nie werden so viel Kinder gemacht wie in schlechten Zeiten… man tröstet sich bei Nacht gratis für die Nöte des Tages.
Nehmt einem Christen die Furcht vor der Hölle, und ihr nehmt ihm seinen Glauben.
Malerei ist die Kunst, die Seele zu bewegen durch Vermittlung der Augen. Wenn der Maler nur bis zu den Augen kommt, hat er nur den halben Weg zurückgelegt
Weshalb einen Schuldigen bestrafen, wenn man aus seiner Züchtigung keinen moralischen Gewinn ziehen kann?
Noth bricht Eisen
Doppelzüngigkeit – Das ist das eigentümliche Laster des verschlagenen Menschen, und der verschlagene Mensch ist ein böser Mensch, der zwar das Äußere des guten Menschen hat, das heißt schönen Schein, aber ein falsches Spiel treibt.
Je seltener sie [die Tugend] unter den Menschen ist, desto höher muß sie geschätzt werden. Man lobt sie, doch man tut nichts für sie.
Selten wird ein Handwerk rechtlich betrieben, oder wenig rechtliche Leute sind bei ihrem Handwerk.
Es gibt wohl keinen guten Vater, der unserem himmlischen Vater gleichen möchte.
Mag nur der Haushalt groß oder klein sein, mindestens eins von dem Paar muß gesunden Menschenverstand besitzen.
Je unglücklicher die Zeiten sind, um so mehr vermehren sich die Idiotismen.
Nur der Böse ist allein.
Ich habe mich in einem riesigen Wald verirrt und habe nur ein kleines Licht, um mich zurechtzufinden. Da kommt ein Unbekannter hinzu und sagt mir: Lieber Freund, blas deine Kerze aus, um deinen Weg besser zu finden. Dieser Unbekannte ist ein Theologe.
Die Eindrücke der ersten Kindheit erlöschen doch nie.
Auf jeden Fall gibt es nichts Besseres, sich vor Täuschung und Irrtum zu bewahren, als immer wahr zu sein gegen sich selbst.
Es gibt Menschen, von denen man nicht sagen kann, daß sie Gott fürchten, sondern sagen muß, daß sie Angst vor ihm haben.
Dasselbe Übel kommt bald von Gott, der uns prüft, bald vom Teufel, der uns anficht.