Clemens Scharf Zitate
Die Einheit zweier Menschen ist Menetekel der ausgeschlossenen Mehrheit und Makel der eingeschlossenen Minderheit. Es sei denn, die Liebe ist echt.
Das Tier hat gegenüber dem Menschen den Vorteil, wirklich sprachlos zu sein. Denn wenn dieser mal still ist, hält er nur kurz beim Schlachten inne.
Das Problem mit den Männern ist, daß sie viel zu simpel stricken, als daß Frauen sie verstehen könnten. Sie bemühen sich zwar, komplex zu erscheinen, aber sie glauben sich selbst nicht dabei.
Das Tier ist dem Menschen nur deshalb Sache, damit dieser nicht merkt, wie sehr er sich selbst gegenüber Tier ist.
Die der Liebe nachlaufen, lassen die Selbstachtung hinter sich, ohne die Achtung jener zu gewinnen, an deren Rockzipfel sie sich hängen.
Das Mitleid ist nicht in Verruf geraten, weil es bloße Regung wäre, auf die keine Taten folgten, sondern weil es eines Schuldigen dafür bedarf, daß wir unterlassen, was das Gewissen von uns zu tun verlangt.
Das Denken ist dem Fühlen, was der Lehrer dem Schüler: dieses lernt nicht zu geben, jenes nicht zu nehmen. Und so bleibt es meist ein Leben lang.
Geld verdirbt bloß den Charakter solcher Menschen, die sich keinen leisten können.
Das Reden verhält sich zum Denken wie das Melken zur Kuh, denn gleich ob oder was gedacht wird, es muß immer etwas hinaus, was andere schlucken sollen.
Wenn Leistungsträger ist, wer die Verantwortung für Leistungen trägt, die er nicht selbst erbringt und dabei ein Mehrfaches des Durchschnittslohns verdient, dann ist im Umkehrschluß kein durchschnittlicher Lohnempfänger je Leistungsträger, selbst wenn er noch so hart und effektiv arbeitet.
Die größten Liebenden sind die, welche sich im kleinsten gemeinsamen Nenner ebenso groß fühlen dürfen wie im größten gemeinsamen Vielfachen klein.
Neid ist das Vorrecht des Versagers, das er vor sich selbst nicht einklagen kann.
Die Wissensgesellschaft weiß, wo sie die Informationen findet, die es ihr erlauben, sich für eine solche zu halten.
Wer die Freiheit des Willens behauptet, muß willens sein, seiner Behauptung gegen allen Augenschein Glauben zu schenken. Andernfalls treibt er mit der Gutgläubigkeit der anderen Schindluder und ist zugleich selbst die Mähre, die zum Abdecker trottet.
Der Bettler ist uns deshalb kein Spiegelbild mehr, weil wir ihm mit allem Ungestüm die Schuld an der Misere geben, in der wir selbst leben müssen. Deshalb geben wir auch nur widerwillig Almosen und spenden lieber für medial inszenierte Unglücksevents, an welchen wir uns für unschuldig halten.
Daß der Zirkus immer mehr zu Höchstleistungen fordert, liegt daran, daß es weniger noch anrührt, wenn ein Elefant Kopfstand macht als es empört. Wo die Dressur des Tiers angeprangert wird, hat die Abrichtung des Menschen Hochkonjunktur.
Wer Gier mit Liebe verwechselt, bekommt stets schlechte Ware für viel Lehrgeld.
Da die Sprache die Bühne des Ich ist, auf der die anderen die Statisten und die Tiere die Requisiten sind, tut man gut daran, die Aufführung nicht als vermeintlicher Regisseur, sondern als stummer Zuschauer zu betrachten.
Der Straßenbelag und die Gehsteige in den Ländern der Welt sprechen vom Glück und Unglück derer, die in ihnen wohnen: je maroder der Belag, desto glücklicher geht und fährt es sich.
Am Ende einer Liebe könnte man erkennen, daß sie keine war, hätte man sich bloß unterwegs nicht soviel Erbrochenes in die Tasche gelogen.
Die vielgerühmte Hundetreue ist der Kadavergehorsam, den wir uns von jenen wünschen, die wir lieben. Aber dafür kann ja der gute Hund nichts.
Die Sehnsucht nach dem Körper, wenn ihr das spirituelle Moment fehlt, ist wie die Traurigkeit der Prinzessin, der das güldne Spielbällchen in den Teich fiel.