Christoph Martin Wieland Zitate
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Vergesset nie, daß ohne Mäßigung auch die natürlichsten Begierden zu Quellen des Schmerzes, durch Übermaß die reineste Wollust zu einem Gifte wird, das den Keim eures künftigen Vergnügens zernaget.
Die Natur und unser eignes Herz sind gleichsam die Tafeln, in welche Gott seine unwandelbaren Gesetze mit unauslöschlichen Zügen eingegraben hat.
Bei leerem Magen sind alle Übel doppelt schwer.
Jede höhere Stufe der Weisheit und Tugend, die er erstiegen hat, erhöhet seine Glückseligkeit; sowie Weisheit und Tugend allezeit das richtige Maß, sowohl des öffentlichen als der Privatglückseligkeit unter den Menschen gewesen.
Wiewohl alle Menschen mehr oder weniger zum Heucheln geneigt sind [heißt] doch nur derjenige ein Heuchler […], der es in einem so hohen Grade ist, daß wir andern, mit ihm verglichen, für aufrichtige Leute gelten können.
Nur die durch Eifersucht vergiftete Liebe hat die Art, alles begierig aufzuraffen, was den Eifersüchtigen in einem Argwohn bestärken kann, dessen Gewißheit er doch für sein größtes Unglück hält.
Religion ist eine Angelegenheit des Herzens, nicht des Kopfes.
Wem nicht wenig genügt, den macht kein Reichtum satt.
Mach dir Mut, der Stimme Gottes in dir treu zu sein.
Alle Menschen sind mehr oder weniger zum Heucheln geneigt, doch nur derjenige ist wirklich ein Heuchler, der andere zu seinem Vorteil und fast immer zu ihrem oder eines dritten Schaden hintergeht.
Das allgemeine Los Der Menschheit, schwach zu sein, Ist mein Verbrechen bloß!
Die Jugend ist wahr und gut, auch in denen, die im Alter verräterisch und schlecht werden.
Denn Schwärmerei steckt wie der Schnupfen an; man fühlt, ich weiß nicht was, und eh‘ man wehren kann, ist unser Kopf des Herzens nicht mehr mächtig.
Aber es gibt Leute, die in ihrem Werke gestört werden, sobald Licht kommt; es gibt Leute, die ihr Werk unmöglich anders als im Finstern oder wenigstens in der Dämmerung treiben können.
Es ist freundlicher, das menschliche Leben anzulachen, als es anzugrinsen.
Die Liebe gibt dem sanften Weibe Mut, Was Männern schauern macht, mit Lächeln zu ertragen.
Die menschliche Seele ist vielleicht keines kräftigeren Schmerzes fähig, als derjenige ist, den Gegenstand unserer zärtlichsten Gesinnungen verachten zu müssen.
Der Mensch – auf der einen Seite den Tieren des Feldes, auf der andern der Gottheit selbst verwandt – ist zwar ebenso unfähig, ein bloßes Tier, als ein bloßer Geist zu sein, lebt aber nur dann seiner Natur gemäß, wenn er immer emposteigt.
Schwach ist das Erdenvolk und für die Zukunft blind!
Die höchste Lust ist das heitere Zurücksehen in ein wohlgebrauchtes, von keiner Reue beflecktes Leben.
Wer zum Menschen geboren wurde, soll und kann nichts Edleres, Größeres und Besseres sein als ein Mensch – und wohl ihm, wenn er weder mehr noch weniger sein will.
Man muß solche Leute nicht nach dem, was sie sprechen, beurteilen, sondern nach dem, was sie tun.
O Liebe, süßes Labsal aller Leiden der Sterblichen, – du wonnevoller Rausch vermählter Seelen! Welche Freuden sind deinen gleich?
Es wäre zugleich gottlos und töricht, sich einem Kummer zu überlassen, der den Himmel beleidigt, und uns selbst der Kräfte beraubt, dem Unglück zu widerstehen, und der Mittel, wieder glücklich zu werden.
Genien haben sich noch nie mit Kleinigkeiten beschäftiget. Ihre Bemühungen interessieren immer den Menschen, und das erstreckt sich bis auf ihre Spiele.
Wenn ich eines Arztes bedürftig bin, ist weder der frömmste und sittsamste, noch der eleganteste, sondern der geschickteste der, der mir helfen kann.
Jedes Jahr des Lebens, wie es abgeht, nimmt auch was von uns als Beute mit.
Die Gewalt ihrer Reize zu verdoppeln, gab ich dem Weibe die Scham, die holdseligste der Grazien, das anziehende Weigern, das sanfte Sträuben, welches den Wert jeder Gunst erhöht; die süßen Tränen, deren wollüstiges Ergießen das von Empfindung gepreßte Herz leichter macht.
Wozu soll mir das Glück, wenn unvergönnt mir der Gebrauch ist?
Zu oft ist kurze Lust die Quelle langer Schmerzen.
Jene lehrten, wie man es machen müsse, um weise und tugendhaft zu scheinen; dieser lehrte, wie man es sei.
Wißt, nur zum Sterben ward dies Leben uns gegeben. Und was der Tod uns schenkt, das ist das wahre Leben.
Ein einziger Augenblick kann alles umgestalten.
Das innige Bewußtsein dessen was wir fühlen ist unter allen Kennzeichen der Wahrheit unleugbar das sicherste; vorausgesetzt, daß ein Mensch überhaupt gesund und des Unterschiedes seiner Empfindungen und Einbildungen für sich bewußt ist.
Mäßigung und freiwillige Enthaltsamkeit sind das sicherste Verwahrungsmittel gegen Überdruß und Erschlaffung.
Wir können einem anderen nichts nützen, wofern wir nicht den Weg zu seinem Herzen finden.
Friede ist immer die letzte Absicht des Krieges.
Die Welt ist gleich unschuldig, wenn du sie für schöner, als wenn du sie für häßlicher hältst, als sie ist. Nimm sie für das, was sie ist.
Gerechtigkeit ist der einzige Grund der Macht und der Dauer des Staates, sowie das einzige Band der menschlichen Gesellschaft.
Um Alles muß man alles wagen.