Charles de Secondat Zitate
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Zwischen den Menschen besteht für gewöhnlich so wenig Unterschied, dass kaum ein Grund zur Eitelkeit vorliegt.
Wir können aus allem Guten uns Gutes bilden und können sogar unsere Übel zu Gutem umbilden.
Nutzlose Gesetze entkräften nur die notwendigen.
Trägheit ist ein Resultat des Stolzes, Arbeit eine Folge der Eitelkeit.
Es wird immer schön bleiben, die Menschen zu beherrschen, indem man sie beglückt.
Die christliche Demut ist ebenso ein Dogma der Philosophie wie der Religion.
Alles wäre verloren, wenn ein und derselbe Mann beziehungsweise die gleiche Körperschaft sei es der Fürsten, der Adligen oder des Volkes folgende drei Machtvollkommenheiten ausübte: Gesetze erlassen, öffentliche Beschlüsse in die Tat umsetzen, Verbrechen und private Streitfälle aburteilen.
Sturm im Wasserglase.
Handelt es sich darum, Ehren zu erlangen, so kommt man durch persönliches Verdienst wie mit einem Ruderboot voran, während man durch seine Abkunft mit vollen Segeln dahinfährt.
Es gibt Menschen, die ihre Seele auf dem Gesicht tragen, und andere am Hinterkopf.
Wenn man übrigens ihre Religion näher untersucht, findet man darin eine Art Keim unserer Dogmen. Ich hörte von einem Buch ihrer Gelehrten reden, mit dem Titel „Der Triumph der Polygamie“, in welchem ein Gebot der Polygamie für die Christen nachgewiesen wird.
Was Rednern an Tiefe fehlt, ersetzen sie durch Länge.
Arbeiten wir daran, die Menschen glücklicher zu hinterlassen, als wir selbst es waren.
Das Glück ist unsere Mutter, das Mißgeschick unser Erzieher.
Man muß die Hälfte seiner Zeit vertun, um mit der anderen etwas anfangen zu können.
Man kann seine Eitelkeit nur befriedigen, indem man die Eitelkeit anderer verletzt.
Das gesellschaftliche Gespräch setzt eine Geistigkeit besonderer Art voraus. Es verlangt Kürze der Überlegung und der Einwände.
Eines sollte alle Minister in den meisten Staaten erzittern machen: die Leichtigkeit, mit der man sie ersetzen kann.
Die meisten Franzosen leiden an der Manie, geistreich sein zu wollen; und die, welche geistreich sein wollen, leiden an der Manie, Bücher zu schreiben.
Wenn man dem Witz nachjagt, erwischt man eine Dummheit.
Es gibt schlechte Beispiele, die schlimmer sind als Verbrechen: es sind mehr Staaten zu Grunde gegangen, weil man die Sitten, als weil man die Gesetze verletzt hat.
Manche Leute meinen, man wäre nicht feurig in seinen Gedanken, weil man es nicht ist der Art, sie zu verteidigen.
Erfolg beruht im Allgemeinen auf dem Wissen, wie viel Zeit zum Erfolg nötig ist.
Der Handel verdirbt die reinen Sitten, und dies war der Gegenstand der Klagen Platos; aber er verfeinert und mildert, wie wir täglich sehen, die rohen Sitten.
Wollen die Wilden in Louisiana Früchte haben, so fällen sie den Baum an der Wurzel und sammeln die Früchte. Das ist die despotische Regierung.
Unbedingter Gehorsam setzt bei dem Gehorchenden Unwissenheit voraus.
Wenn einmal die Autorität durch Gewaltthätigkeiten auf Verachtung gestoßen, wird niemand mehr Ansehen genug haben, um sie wiederherzustellen.
Für seine Arbeit muss man Zustimmung suchen, aber niemals Beifall.
Ich verlange keine Protektion für dieses Buch; man wird es lesen, wenn es gut ist, und wenn es schlecht ist, so liegt mir nichts daran, daß man es lese.
Die Behauptung, daß nichts gerecht oder ungerecht sei, als was die gegebenen Gesetze befehlen oder verbieten, ist ebenso unwichtig, als wenn man sagen wollte, daß nicht alle Halbmesser gleich wären, bevor man einen Kreis gezogen hätte.
Es ist ein Jammer, daß die Spanne immer so kurz ist zwischen der Zeit, wo man zu jung ist und jener, wo man zu alt ist.
Man muß die Vorurteile seiner Zeit gut kennen, um sie weder zu sehr zu verletzen, noch ihnen zu verfallen.
Nichts ist schwieriger, als mit den Dummen geistreich zu sein.
Wenn mir die Last der Schmerzen, des Elends und der Verachtung unerträglich wird, warum will man mich hindern, meinem Leiden ein Ende zu machen, und mich grausam eines Heilmittels berauben, das ich in den Händen habe?
Aus mangelnder Selbsteinschätzung entstehen so viele Fehler wie aus übertriebener Selbstachtung.
Der Geist der Mäßigung muß der Geist des Gesetzgebers sein.
Wenn ein Gesetz nicht notwendig ist, ist es notwendig, das Gesetz nicht zu erlassen.
Die Frauen sind falsch. Das rührt von ihrer Abhängigkeit her. Je stärker die Abhängigkeit, desto größer die Falschheit. Das ist wie mit den Zöllen: Je mehr man sie erhöht, um so mehr wächst der Schmuggel.
Es ist eine Torheit der Eroberer, allen Völkern ihre Gesetze und ihre Sitten aufdrängen zu wollen: das taugt zu nichts, denn bei jeder Art von Regierung ist man fähig zu gehorchen.
Der Geist ist oft dort, wo er nicht glänzt, und wie die falschen Diamanten scheint er oft zu glänzen, wo er nicht ist.
Ich habe stets beobachtet, daß man, um Erfolg zu haben in der Welt, närrisch scheinen, aber weise sein muß.
Es ist sicher, daß der Charakter der Liebe und Freundschaft ganz verschieden ist: Letztere hat noch niemals einen Mann ins Irrenhaus gebracht.
Die Gesetze in der weitesten Bedeutung sind die notwendigen Beziehungen, welche sich aus der Natur der Dinge ergeben, und in diesem Sinne haben alle Wesen, die Gottheit, die körperliche Welt, die dem Menschen überlegenen geistigen Wesen, die Tiere und die Menschen ihre besonderen Gesetze.
Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.
Republiken enden durch Luxus, Monarchien durch Armut.
Gern lesen heißt, die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens einzutauschen.
Es sind immer die Abenteurer, die große Dinge vollbringen.
Seinen Hochmut kann man verbergen, aber nicht seine Bescheidenheit.
Nur die wertvollen Menschen bleiben bei ihresgleichen in guter Stimmung.
Man ist glücklich in dem Gesellschaftskreis, in dem man lebt: Das beweisen die Galeerensträflinge. Jeder schafft sich den Kreis, in den er sich stellt, um glücklich zu sein.