Charles de Secondat Zitate
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Man liest gern die Werke der Alten, um andere Vorurteile kennenzulernen.
Durch die Tyrannei eines Fürsten wird ein Staat dem Untergange nicht näher gebracht, als eine Republik.
Die wahre Macht eines Herrschers besteht nicht so sehr in der Leichtigkeit, mit der er erobern kann, als vielmehr in der Schwierigkeit, ihn anzugreifen, und, wenn ich so sagen darf, in der Unantastbarkeit seiner Stellung.
Tritt eine Idee in einen hohlen Kopf, so füllt sie ihn völlig aus – weil keine andere da ist, die ihr den Rang streitig machen könnte.
Ein Kapital an Bescheidenheit trägt viele Zinsen.
Wenn du regieren willst, darfst du die Menschen nicht vor dir herjagen. Du mußt sie dazu bringen, dir zu folgen.
Wären die Menschen vollkommen tugendhaft, so hätten sie keine Freunde.
Wenn man in Paris Frau gewesen ist, kann man es nirgendwo anders sein.
Gewöhnlich sind diejenigen, die einen großen Geist besitzen, sich dessen nicht bewußt.
Man sollte die Menschen von ihrem Glück überzeugen; sie beachten es nicht, obwohl sie es besitzen.
Wenn die Dreiecke sich einen Gott machen würden, würden sie ihm drei Seiten geben.
Bei seinem Tun und Lassen sollte es dem Menschen auf Billigung und nicht auf Beifall ankommen.
Alle Ehemänner sind häßlich.
Achtet wohl darauf, daß die meisten Dinge, die uns Vergnügen bereiten, unvernünftig sind.
Man muß viel Geist haben bei der Unterhaltung mit Fürsten, denn da es Leute sind, deren Ruf schon feststeht, so darf man ihnen, wenn man sie lobt, nur das sagen, was auch die Zuhörer denken können.
Jeden Augenblick entstehen neue Tierarten, und ich glaube, daß jeden Augenblick einige zugrunde gehen.
Die Leute, welche man gute Gesellschaft nennt, sind oft bloß jene, deren Laster raffinierter sind.
Der Spott ist eine unserem Geist vorteilhafte, unserer guten Gemütsart feindliche Rede.
Europa ist ein Staat, der aus mehreren Provinzen besteht.
Es gibt keine grausamere Tyrannei als die, welche unter dem Deckmantel der Gesetze und mit dem Schein der Gerechtigkeit ausgeübt werden.
Zu der Zeit, als die Künste noch unbekannt waren, nannten die Menschen alles „schön“, was groß war, alles was mit einer großen Anzahl Hände geschaffen wurde.
Die Höflichkeit ist das Bestreben, anderen gefallen zu wollen.
Da die Menschen schlecht sind, ist das Gesetz notwendig, um sie für besser anzusehen, als sie sind.
Es gibt Menschen, die sich für den Mangel eines Talents dadurch entschädigen, daß sie es verachten. Sie reißen die Scheidewand nieder, welche sie von dem Verdienste trennt, und auf solche Art finden sie sich denen gleichgestellt, deren Anstrengungen sie fürchten.
Man spricht viel von der Erfahrung des Alters. Das Alter nimmt uns die Torheit und Fehler der Jugend, aber es gibt uns nichts.
Eine Moral für die Gesunden und eine Moral für die Kranken.
Die Geschäfte müssen ihren Gang gehen und in einer gewissen gleichmäßigen Bewegung bleiben. Das Volk aber ist immer zu rasch oder zu langsam. Zuweilen wirft es mit hunderttausend Armen alles über den Haufen und zuweilen kriecht es mit hunderttausend Beinen wie die Raupen.
Ich finde, daß die meisten daran arbeiten, zu großen Reichtümern zu kommen, um, wenn sie soweit sind, verzweifelt zu sein, daß sie nicht berühmter Abkunft sind.
Es kann als allgemeine Regel gelten, daß man, wenn in einem Staate, der sich den Namen Republik beilegt, alle Welt ruhig ist, jedes Mal überzeugt sein darf, daß dort keine Freiheit herrscht.
Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife gelangt, beginnt der Körper dahinzuwelken.
Es ist gut, in Bedrängnis zu leben. Das wirkt wie eine gespannte Feder.
Das Urteil der Minorität müßte zum Beschluß erhoben werden, da die Mehrheit der Menschen töricht ist und die Klugen stets die Minderheit einnehmen.
Ich kann dir versichern: Ich stellte diese Christen oft auf die Probe. Ich fragte sie aus, um zu sehen, ob sie irgendeine Vorstellung vom großen Ali, dem schönsten aller Menschen, hätten. Ich fand, sie hatten nie davon sprechen hören.
Er hat zu viel Geist, um mich zu verstehen.
Wer Geistesgegenwart besitzt, hat Bargeld. Wer keine besitzt, hat sein Vermögen in Landgüter stecken.
Die Natur scheint es weise eingerichtet zu haben, daß die Torheiten der Menschen schnell vorüber gehen; doch die Bücher verewigen diese.
Man muß viel studiert haben, um wenig zu wissen.
Eine ewige Erfahrung lehrt, daß jeder Mensch, der Macht hat, dazu getrieben wird, sie zu mißbrauchen. Es geht immer weiter, bis er an Grenzen stößt.
Die Liebe offenbart niemals, was die Freundschaft in ihrer höchsten Form sagen läßt.
Und zu dem Geschmack: Anderswo gelten die Gesetze der Natur und anderswo die Gesetze der Gesellschaft.
Aphorismen sind die Sprichwörter der gebildeten Leute.
Gleicherzeit ist sie [die Religion] aber auch die sicherste Bürgschaft, welche es für den sittlichen Lebenswandel eines Menschen geben kann.
Jedes träge Volk ist ernst; denn die, welche nicht arbeiten, betrachten sich als die Gebieter derer, die arbeiten.
Ein durch Waffengewalt gegründetes Reich muß sich auch durch die Waffen erhalten.
Wenn ein Mensch im Ruf der Redlichkeit und Menschlichkeit steht, so kommt es vor, dass man ihn ausnutzen möchte; man kommt ihm mit Vorschlägen, die man keinem anderen machen würde. Man zählt auf seine Großmut.
Leute, die immer belehren wollen, verhindern oft das Lernen.
Der Geiz ist so dumm, daß er sich nicht einmal auf das Rechnen versteht.
Bei den meisten Widrigkeiten kommt es darauf an, daß man sich zu helfen weiß. Dann fügen sich die meisten in den Plan eines glücklichen Lebens ein.
Glück ist dem Menschen gefährlicher als Unglück. Dieses hält ihn wachsam, jenes macht ihn gleichgültig.
Von allen Völkern der Welt hat es [England] am besten verstanden, drei große Dinge sich zunutze zu machen: die Religion, den Handel und die Freiheit.