Carl Ludwig Schleich Zitate
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Und, wie unser persönliches Leben in Staub sinkt, wenn Puls und Atmung aufhören, so müßte auch die Welt sterben, wenn ihr Rhythmus stillstände.
Daß jeder jedem diene, jeder jeden erfreue, jeder jedem helfe und ein Bruder sei – das wäre doch wohl die höchste Menschenkultur!
Übrigens erröten wir nur bis zum Nabel, das Subäquatoriale kennt keine Scham.
Wir, die Unsterblichkeitsgläubigen, finden uns historisch in einer guten Gesellschaft. Es hat keinen epochalen Menschen gegeben, der nicht den Glauben an Allmacht – Gott als eine große, in der Welt wirkende Realität verstanden, – und Unsterblichkeit besessen hätte.
Der Mann analysiert den Menschen, die Frau wittert ihn.
Freiheit ist Hingabe – Hingabe an eine selbstgewählte Idee.
Der Schlaf sei das tägliche Brot deiner Seele.
Laß nicht lange die Sonne schlafen, ehe du zur Ruhe gehst.
Das Gefühl der Freude entsteht aus einer plötzlichen Bejahung des Lebens.
Vertrauen auf Fähigkeiten verschiedenster Art ist wie ein Freibrief zum Leben.
Das Glück ist eine Frage des Ausgeschlafenseins. Verschlafe, wenn du Talent hast, die volle Hälfte deines Lebens, du wirst dann die andere doppelt gelebt haben.
Wer krank wird, ist in der Symphonie des Lebens aus dem Takt gekommen.
Die geschickteste Diebeshand hat das Kinderhändchen. Je echter ein Herz, desto weniger sicher ist es vor ihm.
Wer nicht an Unsterblichkeit glaubt, gleicht jemand, der den Sonnenaufgang leugnet, weil er erblindet ist.
Der Mann ist tapfer, wenn nicht von Natur, so doch aus Furcht – vor Spott.
Nimm ab und zu Genußmittel, aber laß dich nicht von ihnen beherrschen. Wer sich gegen den Alkohol wehren muß, ist ihm auch verfallen. Wer durch Abstinenz nörglich und hilflos wird, ist ein Säufer. Für solche ist der Alkohol das tödlichste Gift.
Ein vergnügter Greis ist eben nur ein alter Knabe.
Nur gelassen, nur gemächlich; Stetigkeit führt auch zum Ziel. Jeder Wagen ist zerbrechlich, Sausend durchs olympsche Spiel.
Entzückende Menschen findet nur der, der jeden Augenblick erwartet, sie zu treffen.
Gegen Epidemien pflegen sich absolut sichere Heilmittel erst einzustellen, wenn ihre Bösartigkeit aus Anpassungsgründen nachzulassen beginnt.
Die frechen Symbole des Reichtums sind die größten Staatsgefahren.
Sauberkeit sei eine Sittlichkeit. Reine Hände sind schreckhaft, schmutzige sollten uns zittern machen. Unsauberkeit ist die Visitenkarte der Gefahr.
Uns fehlt eine Politik der Liebe, eine Partei des Sichverzeihens.
Wir lernen alles aus dem Schutt der Zeit, und aus Ruinen hebt sich die Vergangenheit.
Philosophie ist ein Gebiet, wo jeder Laie ebenso sicher auftreten kann wie der Fachgelehrte.
Denn im Einklang zwischen Herz und Verstand nur kann ein volles Leben gedeihen, bei dem das Herz stets den Ausschlag gibt, weil es dem gütigen Willen der Natur zu Hilfe kommt und dafür auch in sich mit dem reinen Glücksempfinden belohnt wird.
Geist ist materialisierte Seele, ist der dem Organismus (Apparat) offenbarte Gehalt der Seele. Ein Spiegel, der über seinen Meister etwas sagen kann.
Die Antike war humorlos. Wo ist der Humor der Griechen? Welch ein Fortschritt von Homer bis Wilhelm Busch.
Der trefflichste Bücherrevisor ist die Krankheit, sie lehrt uns, die Bilanz richtig zu stellen.
Es gibt ein Lachen, das nichts mit Humor zu schaffen hat: das ist das der Aufreizung und der Verleumdung. Es gleicht dem Hundebellen und dem Krächzen der Krähen.
Die Ehe ist ein gewagtes physiologisches Experiment, ein Versprechen, das der Geist gibt, aber der Leib vielleicht nicht halten kann.
Es ist ein Tasten in der Welt, als wären wir alle abgestürzt und suchten in der Finsternis nach irgendeinem Stützpunkt zum Aufschwung.
Die Jünger Jesu haben seine Aphorismen, nicht seine Predigten behalten.
Gesundsein und -bleiben heißt also relativ harmonisch eingestellt sein für die Widerstände des Daseins.
Bewußtsein ist die Beobachtung des Ichs, das Innewerden dessen, daß ich ein Ich bin. Das Ich ist kondensierte Seele. Das Ich ist die Brücke vom Geist zur Seele.
Der Mann hat ein sicheres Maß für die Größe seiner Liebe zu einer Frau: in dem Grade seiner Dankbarkeit für die gewährte Gunst.
Ethik ist begriffene Metaphysik.
An nichts mehr gern denken heißt den Tod rufen.
… ja in gewissem Sinne lernen wir alle am meisten von den Vorgängen, welche uns an den Rand des Verderbens bringen.
Wer poltert, ist mit sich selbst nicht zufrieden.
Das Schönste am Menschen ist sein Auge. Es empfängt den Quell des Lebens, das Licht, und gibt es wieder zurück als Strahl der Dankbarkeit. Die Sonne schuf das Menschenauge, um sich selbst und ihre Schönheit darin zu bewundern. Das Weltall glüht in unseren Augen und es verglimmt in unseren Tränen.
Schmutzigsein ist eine soziale Taktlosigkeit.
Ich bin der Beauftragte eines höheren Ichs.
Bestrebe dich, beim Mahle weniger zu essen als die andern. Fast alle Menschen essen mehr, als sie brauchen.
Es gibt Pseudo-Genies, deren einziges Genie die Ungeniertheit ist.
Unsere Hirnorgel hat zwei Register: Vox coeli und Vox mundi, zu Deutsch Ideal und Real. Wenn sie unvermutet zusammenbrausen, kommt der Blasebalg in Gefahr zu platzen. Dafür gibt’s ein Sicherheitsventil: das Gelächter.
Wer in den mißlichen Lagen der Zeit nicht eine Aufgabe sieht und nicht mit großem Glauben in Angriff nimmt, wird selber seelisch krank und wurzellos.
Warum müssen immer Juristen und nie Kenner des Lebens die Geschicke der Völker lenken?
Der Geldmensch ist der größte Phantast!
Iß nur, wenn du wirklich hungrig bist, und selten aus Vergnügen.