Carl Hilty Zitate
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Ohne Leid ist alle unsre Güte Blüte, das Leiden reift sie erst zur Frucht und führt vom Schein ins Wesen.
Den Anfang hinausschieben, heißt nur Zeit verlieren.
Zwinge sie nie (die Menschen), überrede sie stets. Zwang und Gewalt verabscheut jeder Mensch.
Leiden machen den Menschen stark, oder sie zerbrechen ihn, eines oder das andere, je nach seinem Fond, den er in sich trägt. Man glaubt nie im Glück, was man aushalten kann im Leid; dann erst lernt man sich kennen.
Die Erfahrung ist zwar eine gute Lehrmeisterin, aber sie läßt sich die Lehre teuer bezahlen. Um so besser muß man bei ihr das erste Mal lernen.
Weltbefreiende und weltbeglückende Gedanken gehen nicht mehr unter, sobald sie einmal der Menschheit zu Bewußtsein gekommen sind.
Man sollte beständig nur darauf denken, etwas Gutes zu tun. Wenn die Gedanken dahin gerichtet sind, findet sich auch stets die Gelegenheit dazu.
Alle Erziehung kann nur dreifachen Zweck haben; nützliche Kenntnisse zu sammeln, so lange der Geist noch sehr frisch zur Aufnahme derselben ist; rasch, gut und gern arbeiten zu lernen und endlich einen auf das Edle gerichteten, gut equilibrierten Gesamtcharakter zu formieren.
Selbstzufriedenheit in der Jugend ist immer ein sehr schlechtes Zeichen für die weitere Zukunft, und es ist eine große Ungnade Gottes, wenn man nicht daraus aufgerüttelt wird durch rechtzeitiges Unglück.
Was willst du eigentlich? Frage dich doch das einmal in einer ganz ruhigen Stunde und gib aufrichtig Antwort.
Sei nützlich. Das ist das feste Gebot aller Klugheit.
Unten am Einganges des „Berges de Läuterung“ wird die unumwundene Erklärung verlangt, jeden Preis, der gefordert werden möge, für das wahre Glück zu zahlen: ohne das findet kein Einlaß statt, und auf einem bequemeren Wege ist noch nie jemand zum Glücke gelangt.
Die völlig leidensfreien Zeiten sind die gefährlichsten für unsere innere Entwicklung.
In dem sogenannten „Glück“ oder „Erfolg“ sind die Schlechten weit davon entfernt, glücklich zu sein. Schon der Furcht wegen nicht, die sich beständig an ihre Sohlen heftet, und die keiner anders, als auf kurze Zeit und mit sehr verderblichen Mitteln abzuschütteln imstande ist.
Das Bewußtsein, nicht mehr umkehren zu können, erweist sich in manchen äußersten Augenblicken stärker und stärkender als der größte Mut und die theorethisch vollendetste Überzeugung.
Das Alter ist ein grausames Urteil über alle oberflächlichen Weltanschauungen.
Das menschliche Leben, wenn es seinen richtigen Zweck haben will, muß ein beständiges Empfangen und Wiedergeben der Freundlichkeit Gottes sein.
Gott schaut durch dich hindurch wie durch Glas.
Die ganze Geschichte der Menschheit ist nichts anderes als die allmähliche Entwicklung eines freien Willens der Völker für den Willen Gottes.
Ob der Stärkste ein einzelner Tyrann, wie die römischen Kaiser oder Napoleon I. ist, oder eine Gesellschaft von Tyrannen, wie sie der Sozialismus notwendig an die Spitze stellen wird, ist sehr gleichgültig; übrigens endet jede Kollektiv-Gewaltherrschaft notwendig in Einzelhaft.
Personen, die sich sehr untertänig gebärden, ist nie ganz zu trauen; sie sind auch anderer Stimmungen fähig, aber es lebt in ihrem Innern ein tief verborgener Haß oder Neid gegen die, welche sie zu verehren scheinen, ja selbst wirklich verehren.
Die Eitelkeit füllt am besten aus, wo Talent und Wille mangelt. Daher sind die Eiteln verloren zur Besserung und immer schwache und kleine Naturen.
In den großen Krisen des Lebens muß man immer zuerst wagen; dann kommt das Können und zuletzt das Sehen, daß es das Richtige war.
Beginne jeden Morgen mit einem guten Gedanken!
Die Gelegenheit, den Menschen große Dienste zu erweisen, ist nicht sehr häufig. Dagegen kann man auf Schritt und Tritt jemandem eine kleine Freude machen, wenn es auch bloß ein freundlicher Gruß wäre, der schon manches einsame und freudlose Dasein, wie ein Sonnenblick, erhellen kann.
Ein Hauptmittel der Zeitersparnis ist die Abwechslung im Gegenstand der Arbeit. Mit einer gewissen Geschicklichkeit darin, die sich durch Übung mehr als durch Nachdenken erwirbt, kann man fast den ganzen Tag fortarbeiten.
Man erkennt die Menschen in ihrem innersten Wesen an der Art, wie sie Verfolgungen und Beleidigungen vergelten.
Wohl alle durch das Leben geläuterten Menschen waren am Schlusse des Lebens bereit, es mit Benutzung der gewonnenen Erfahrungen noch einmal zu beginnen.
Im Umgange freundlichen Widerstand leisten können! Dazu gehört u.a., daß man seine Gründe angibt, nicht bloß aus Bequemlichkeit Nein sagt, sondern den Andern mit guten Gründen zu überzeugen such, statt ihm zu befehlen.
Man muß nicht sowohl ein Dozent, als ein Zeuge der Wahrheit sein.
Vier Dinge sind es, die den bedeutenden Menschen ausmachen. Keines darf fehlen: Originalität des Denkens, Fleckenloses Leben, Milde der Gesinnung, Uneigennützigkeit.
Kein Buch der Welt hat schon so viele Kritiker gehabt und keines ist, wie die Bibel, allen ohne Ausnahme überlegen geblieben.
Denn die sittlichen Ideen sind immer da und die gleichen bei allen, die Leidenschaften aber nicht.
Ein Mensch, der nicht viel gelitten hat, kann nicht Segen ausströmen. Seine Worte haben noch keine rechte Wirkung, so salbungsvoll sie auch klingen.
Das Leben kann und soll im Alter immer schöner und großartiger werden, leichter aber wird es nicht.
Wie der Sonntag am schönsten ist nach einer Woche voll großer Arbeitslast, so ist Glück nach Leiden am erquickendsten und am wenigsten gefährlich.
Der Friede ist stets nur um Haaresbreite vom Krieg entfernt.
Nimm dir vor, nichts an Menschenkenntnis zweimal zu erfahren. Das sind die wahrhaft Klugen; nicht die, welche keine Fehler machen, wenn es überhaupt solche gibt.