Carl Hilty Zitate
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Der Hochzeitstag ist der entscheidendste Tag im Leben, nicht nur der Frauen.
Wer mit Menschen freiwillig umgeht, die er für schlecht oder falsch ansehen muß, der ist bei aller seiner Menschenkenntnis ein Tor und ein Selbstmörder dazu.
Selbsterziehung ist der Hauptgesichtspunkt, welchem der Mensch die eigentlichen Resultate seines Lebens verdankt, mehr als allem, was andere für ihn tun können.
Die Welt muß in jeder Richtung durch Freiheit zur Vollendung gelangen, nicht durch Zwang und Gewalt irgend einer Art. Der freiwillige Gehorsam jedes Einzelnen und allmählich ganzer Nationen gegenüber der großartigen sittlichen Weltordnung ist der Zweck und das Ziel der Weltgeschichte.
Sprich und handle für das, was die heilige Wahrheit ist, stets so unbefangen, entschieden und ruhig, als ob sie keinen Feind haben könnte. Denke gar nicht an Opposition. Darin liegt ein großes Geheimnis des Einflusses auf andre Menschen.
Wenn alles mißlingt, dann glaube freudig und zuversichtlich, daß deine Pläne vor Gott töricht erfunden wurden und daß ihr Mißglücken dein Heil ist. – Es muß uns bisweilen etwas mißlingen, damit wir fühlen, wie es andern zumute ist, wenn wir ihre Pläne zerstören.
„As cold as charity“ ist ein traurig wahres Sprichwort.
Die größten Wahrheiten sind zuerst paradox, zuletzt trivial.
Ganz gemeine Naturen kennen nur Furcht, nicht Liebe. Sobald sich dieselben nicht mehr fürchten, werden sie dreist und unlenksam. Für diese gilt der Spruch: Sei immer gut, doch nicht zu gütig, die Wölfe werden sonst leicht übermütig!
Jeder außerordentliche Vorzug isoliert. Das ist seine Ausgleichung.
Wir sind alle nur Werkzeuge. Das, was durch uns durchgeht, ist das Wichtige, nicht wir selbst.
Der rasche innere Fortschritt geschieht nur durch starke Erschütterungen. Wenn man denselben also wünscht, so darf man diese nicht allzusehr scheuen.
Es gibt keinen Menschen, der jemals auch nur einen einzigen Tag lang seine ganze Pflicht erfüllt hat. Unser Wissen ist Stückwerk und auch unser ganzes Wesen ist Stückwerk.
Unter dem Titel „Wissenschaft“ geht oft das einfältigste und unwahrste Zeug von der Welt spazieren, und alle, die es nicht verstehen, ziehen eine Zeitlang ehrerbietig den Hut vor ihm.
Zanke niemals in Gedanken mit jemand. Das verbittert das Gemüt oft mehr als wirklicher Streit und ist die Ursache vieler innerer Unruhe.
Daß in Geldsachen die Gemütlichkeit aufhöre und der roheste Egoismus berechtigt sei, ist ein Satz, der ein Urteil über seinen Urheber und alle seine zahlreichen Nachbeter enthält.
Respekt vor dem bloßen Reichtum eines anderen ist das unzweifelhafteste Zeichen einer völlig mangelnden eigenen Bildung.
Aus Menschenliebe, nicht aus Menschenfurcht gilt es, die Beleidigung still hinzunehmen.
Die wichtigsten Bestandteile eines guten Charakters sind Treue und Mitleid.
Die Wege des Herrn sind nie anders als wunderbar. Wer seine Hand sehen will, muß sich ihr ganz vertrauen.
Die Zukunft ist oft verborgen, die Pflicht niemals.
Menschen, die Einfluß auf andere haben wollen, müssen sich sehr hüten, viel gesehen zu werden. Ich bin von beinahe jedem Menschen berühmter Art, die ich kennen lernte, ein wenig enttäuscht worden.
Es gibt Leute, denen immer noch etwas zum Anfangen fehlt.
Für nichts haben die Menschen einen feineren Instinkt und eine größere innere Abneigung als für die Selbstsucht. – Wer einen starken Einfluß auf die Menschen gewinnen will, der muß schlechterdings nicht viel an sich denken und wenig für sich suchen.
Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
Die besten Gedanken kommen während der Arbeit, oft sogar während der Arbeit an einem ganz anderen Gegenstand.
Ein Hilfsmittel großer Zeitersparnis ist: Alles gleich recht machen, nicht bloß vorläufig.
Ein kleiner Staat muß eine moralische Größe sein, um bestehen zu können.
Stolz ist die Kraft des Geistes, Demut die Kraft der Seele.
Zum wirklichen Erfolge im Leben, d.h. zur Erreichung der höchstmöglichen menschlichen Vollkommenheit und wahren, nutzbringenden Tätigkeit gehört notwendig ein öfterer äußerer Mißerfolg.
Das Geheimnis der wahren Bildung liegt in der Überwindung des Egoismus und speziell der Genußsucht. Dabei kommt es, daß so oft ein sehr einfacher Mann, der nicht viele Kenntnisse besitzt, dennoch gebildeter ist als ein vornehmer und gelehrter Herr.
Der Mensch gilt so viel, als er nützt.
Zum Vorwärtskommen gehört Unangenehmes: Wenn du höher hinaus willst als die große Menge, so mache dich zum Leiden bereit.
Einer jeden Erhöhung, die von Gottes Gnaden ist, geht unfehlbar eine Erniedrigung oder Verachtung durch Menschen voran; das ist ein ganz sicheres Anzeichen.
Der Kern der Freude liegt im Handeln.
Aus eigener Erfahrung 1. Jedesmal, wenn ich keine Rücksicht auf Beleidigungen genommen habe, ist es mir gut bekommen. 2. Und wenn ich jemals auf Menschen rechnete, so ist es mir schlecht ausgefallen.
Die letzten Stichworte in einem richtig geführten menschlichen Leben müssen Friede und Güte heißen.
Der weitaus größte Teil des menschlichen Wohlbefindens besteht aus einer beständig fortlaufenden Arbeit mit dem Segen, der darauf ruht, und der sie schließlich zum Vergnügen macht. Nie ist das menschliche Gemüt heiterer gestimmt, als wenn es seine richtige Arbeit gefunden hat.
Das Schlimmste ist das verdorbene Beste.
Freude fehlt nicht lange, wo Arbeit, Ordnung, Treue ist.
Die Sitte ist der Ausdruck einer allgemeinen, befestigten Überzeugung.
Die Körperkraft kann nicht zunehmen über eine gewisse Mittagshöhe des Lebens hinaus, die geistige Kraft aber kann es unbeschränkt. Das ist der wahre Trost des Alternden.
Das allerbeste Zeichen des inneren Fortschritts ist es, wenn es einem in möglichst guter und hoch gesinnter Gesellschaft wohl ist, und in gewöhnlicher immer weniger.
Meistens weiß man, was ganz recht ist, wenn man es wissen will.
Zweckmäßige Arbeit ist zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit aller Menschen ohne Ausnahme notwendig und infolgedessen auch zu seinem Glück.
Liebe ohne Wahrheit bessert nicht, Wahrheit ohne Liebe heilt nicht.
Die Söhne gleichen sehr oft den Brüdern der Mutter in Charakter und Anlage.
Niemand ist wahr, als wer seine Sünden bekennt.
Denjenigen Leuten, gegen die man bloß irgend etwas hat oder die man, wie man zu sagen pflegt, überhaupt nicht leiden kann, weil sie einem in ihrem Wesen unsympathisch sind, muß man bei der ersten guten Gelegenheit etwas Freundliches erweisen. Das mildert allen solchen Widerwillen merkwürdig leicht.
Gründe, seine Pflichten, selbst die offenbarsten, nicht zu tun, sind stets „wohlfeil wie Brombeeren“.