Carl Hilty Zitate
seite 2
Es sind fast alle Menschen brauchbar, sofern sie ihre Rolle im Leben finden.
Das Glück ist eigentlich der Schlüssel aller unserer Gedanken.
Kränklichkeit ist gar kein Hindernis zu guten Taten; die größten Dinge sind schon von Invaliden geleistet worden.
Ohne ein ganz persönliches Verhältnis zu Gott hat das Beten überhaupt eigentlich gar keinen Sinn.
Nicht nur rückwärts schauen, sondern immer vorwärts, zuletzt sogar immer über dieses Leben hinaus.
Gott gibt die rechten Freunde zur rechten Zeit, wir dürfen sie nicht selbst suchen.
Die Freundschaft ist das edelste Gefühl, dessen das Menschenherz fähig ist.
Man findet oft im Leben Gelegenheit, die tröstliche Bemerkung zu machen, daß die Menschen in ihren Handlungen gegen und für uns keineswegs frei, sondern nur die Werkzeuge Gottes sind, durch die er auf uns wirken will.
Das allerbeste Mittel gegen Sorgen ist augenblicklich, sich um die andern bekümmern zu müssen. deshalb schickt uns oft Gott diese Gelegenheit zu, wenn wir selbst in Sorge sind. Eine gute Handlung hilft am allerschnellsten.
Gute Zeit bringt Rosen, Böse Zeit bringt Ehr‘.
Die Wahrheit ist nicht eine Lehre, ein Wissen, sondern ein Weg und ein Leben.
Man kann mit Wahrheit sagen, die meisten großen Fortschritte im inneren Menschenleben werden durch eine Entsagung eingeleitet, die ihren Preis bildet.
Die recht ausgeschämten Egoisten haben die Methode, das, was sie von einem andern haben wollen, demselben als seinen eigenen Vorteil zu unterstellen, damit sie auch des Dankes und jeder Verpflichtung dafür überhoben seien. Das muß man niemals, auch nicht stillschweigend, passieren lassen.
Vergiß getrost das eigne Sein, Und sieh auf andrer Leut‘ Gedeihn.
Die Befriedigung in ständiger Arbeit ist nur vorhanden, ohne die Streberei, die eigentlich im Grunde nicht arbeiten, sondern nur so rasch als möglich den Erfolg, wenn auch nur einen scheinbaren, sehen will. Das ist der wahre Moloch unserer Zeit.
Die Kunst des Arbeitens ist die wichtigste aller Künste.
Man sollte sich eigentlich zum Gesetz machen, die nämliche Sache nie mehr als ein Mal, höchstens zwei Mal zu erzählen; denn man gewöhnt sich, indem man die Erzählung ausschmücken, oder mit andern Worten geben will, unvermerkt ans Lügen.
Gott läßt sich nicht so leicht in seine Wege blicken. Was wir voraussehen wollen, ist nicht sein Weg.
Die vierfache Umgangsregel von Suso ist, im allgemeinen gesprochen, noch immer eine sehr gute: Jeden freundlich empfangen, kurz mit ihm reden, ihn getröstet entlassen, sein Herz nicht an ihn hängen.
Als ein wesentlich sinnliches Wesen beginnt der Mensch seine Laufbahn auf dieser Welt, als ein wesentlich Geistiges soll er sie hier abschließen.
Die Freude am Geben kommt nur mit dem Geben selber.
Für die kleinen alltäglichen Leiden, Ärger, Kränkungen, vergeblichen Erwartungen und dergleichen gibt es ein sehr gutes Heilmittel, das man auch Kinder frühzeitig lehren muß: jemandem eine Freude machen; dann verschwinden sie sofort.
Nicht sinnen und sorgen, sondern bitten und arbeiten ist in allen schwierigen Verhältnissen das Richtige.
Die Anregungen zum Guten wie zum Bösen sind meistens blitzartig. Den ersteren muß sofort entsprochen, und durch eine Tat die Hand ergriffen werden, die sich und hilfreich entgegenstreckt; den letzteren muß man ebenso sofort einen entschiedenen Widerstand des Willens entgegensetzen.
Man muß vor allen Dingen im Leben wissen, was man eigentlich erreichen will, und wenn das endlich der Fall ist (wozu man gewöhnlich schon mehr als das halbe Leben braucht), mit dem Zweck auch die Mittel wollen.
Die Grundlage des Charakters muss in dem Kinde gelegt sein, bevor es in die Schule kommt.
Befreie dich um jeden Preis von jeder Schuld, die du trägst, wenn du zum Glück gelangen willst.
Nichts verbindet sich dem Menschen, was zwangsweise geschieht – was nicht eingeht in Freiheit zum Menschen, hat nicht Bestand.
Genußsucht ist stets ein Zeichen der mangelnden Bildung, die allein gründlich davor schützen kann.
Was Tieck von der Sprache sagt, sage ich von den Sachen, die man zu behandeln hat. „Man muß mit ihnen nicht so viele Umstände machen, sondern ihnen gewissermaßen geradezu auf den Leib gehen.“
Der einzige Weg, auf welchem wahre Kenntnis erreicht werden kann, ist durch liebesvolles Studium.
Wer in der Jugend mit der Religion spielt, ist schon tief verdorben und fast unheilbar.
Die Quelle der Glückseligkeit des Menschen liegt nicht in seinen Empfindungen, sondern in seiner Tätigkeit.
Gott nimmt nach und nach alle Stützen weg, die außer ihm bestehen, sobald man dazu fähig wird. Das ist ein gutes Zeichen, wenn es geschieht, kein Unglück.
Der eigentliche Wendepunkt des menschlichen Lebens ist der, in welchem man Arbeit, selbst Mühsal und Kampf, der Ruhe und dem Genusse vorzieht.
Alles das ist nicht nur tiefer Einblick in das Wesen des Alten Testaments, sondern auch für das Christentum und dessen Lehre und Ordnung Wahrheit. Darin offenbart sich die Kontinuität; der Geist beider Testamente ist der gleiche, nicht der Buchstabe.
Um mit Menschen und in Staaten zu leben, muß man die Punkte aufsuchen, die uns vereinen, nicht die, die uns trennen. Vor allem aber gänzliche Wahrheit.
Die Gruppen haben viel weniger Moral als die Individuen; es ist merkwürdig, was sich die Menschen für ihre Gruppe, ihren Verein, ihre Aktiengesellschaft erlauben, manchmal etwas, das sie für sich selbst kaum zu denken wagen würden.
Die Welt gehört dem intelligenten Phlegma.
In dem Verschwinden jeden Gegensatzes gegen das Göttliche liegt die wahre Lebensfreude und der große Trost, den es auf Erden gibt.
Nicht Freude suche ich, sondern Seligkeit.
Das Evangelium ist ein Amboß, der schon manchen Hammer zerbrochen hat und noch viele brechen wird.
Neid ist das Laster der gesunkenen Völker, die sich nicht aus ihrer Gesunkenheit emporzuarbeiten imstande sind.
Seine Pflicht jeden Tag erfüllen ist die beste Art Sorge für die Zukunft.
Wenn eine Republik lange leben soll, muß sie von Zeit zu Zeit auf ihr ursprüngliches Prinzip zurückgeführt werden.
Das eigentliche Geheimnis der Menschenkenntnis ist ein lauteres, von Eitelkeit möglichst freies Herz; solche Leute gewinnen allmählich einen Scharfblick, der durch alle Hüllen geht.
Kinder brauchen viel Liebe und Beispiel und sehr wenig Religionslehren.
Einem Menschen, den Kinder und Hunde nicht leiden können, ist nicht zu trauen.
Kein Wort und keine Tat geht verloren. Alles bleibt und trägt Früchte.
Große Gedanken wachsen nur auf einem Herzensgrund, den große Schmerzen tief aufgefurcht haben.