Bruno Alwin Wagner Zitate
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In einem Freunde sieh dein zweites Ich, Dann sorgt er besser als du selbst für dich.
Du möchtest, Freund, daß ich mit dir stritte? Ich sage: Nein! Gedenke fein: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
Höflichkeit ein schön Gewand, Freilich oft nur leerer Tand.
Nicht im Guten nur und Wahren, Auch im holden Reich des Schönen, In den Formen, Farben, Tönen, Will sich Gott uns offenbaren.
Im Denken einsam, Im Handeln gemeinsam!
Und sollt am Schluß des Erdenlebens Der Sieg dir nicht beschieden sein: Dein Kämpfen war doch nicht vergebens, Denn ist die ganze Ewigkeit nicht dein?
Vornehm sein ist Diamant, Vornehm tun Similitand.
Soll dich äußrer Lärm nicht stören, Mußt du mit der Seele hören.
Ist unser Herz des Glückes gar zu voll, So weiß der Mund nicht, was er sagen soll.
Es wandeln Glück und Gelegenheit Zuweilen den Traum in Wirklichkeit.
Die Weltgeschichte ist das Weltgericht; Oft sieht man die Exekution nur nicht.
Das ist das Unheil der Parteien: Sie sollten vereinen, und sie entzweien.
Besser, die offen wider uns streiten, Als die Hinterhalt uns bereiten.
Wenn auch dein Auge jetzt noch weint, Weil dir ein Wunsch nicht ward erfüllt, Einst wird die Wahrheit dir enthüllt: Gott hat es gut mit dir gemeint.
Schilt nicht zu laut dein Kind! Sonst hört es nicht, Was leise das Gewissen zu ihm spricht.
„Wer nicht für mich ist, ist wider mich.“ Einer sprach’s mit Recht, nicht du und ich.
Heller erstrahlt uns das Licht, Wenn von dem Dunkel wir scheiden; Holder erscheint uns das Glück, Ist überstanden das Leiden.
Wüßtest du, wie manche leiden, Würdest du sie nicht beneiden.
Was du nicht weißt, kann ein anderer wissen, Drum sei von andern zu lernen beflissen.
Selig, wer eines im Leben erfährt, Daß sich die Liebe im Leiden bewährt.
Die Mutter Phantasie gibt Flügel, Verstand, der Vater, hält den Zügel.
Der Pedant und der Tor Sind ohne Humor.
Wahre dir den eignen Sinn In dem großen Weltgetriebe; Doch wo Freundschaft herrscht und Liebe, Hüte dich vor Eigensinn.
Sie schmähen sogar das Sonnenlicht, Die eingebildeten Narren, Und klagen: Wir können an ihm ja nicht Anzünden unsre Zigarren.
Dem Tätigen entfliegt die Zeit in solcher Eile, Daß schwer verständlich ihm erscheint die Langeweile.
Die Zeit enteilt im raschen Flug, Dem alten Jahre folgt das neue; Bleibt uns bewahrt der Freunde Treue, So rufen froh wir: Glücks genug!
Fröhlich geben, gern vergeben – Beßres gibt es nicht im Leben.
Ist dir bewußt, Was du mußt, So tu mit Lust, Was du mußt.
Nicht eignem Wunsch, nein, höheren Gewalten Entspringt das Erdenlos, das uns beschieden; Doch jeder darf es eigen sich gestalten, Und dann wird er mit seinem Los zufrieden.
Das Lachen hat die Herzen oft geschieden, Und erst die Träne stiftet wieder Frieden.
Wer den Blick zurück kann lenken Ohne Reu, Darf auch an die Zukunft denken Ohne Scheu.
Nur dem frohen Hoffen Steht die Zukunft offen.
Was Gutes du tust, hat doppelten Wert, Wenn es auch anderen Gutes beschert.
Du möchtest die Menschheit gern kurieren? Magst deine Arznei an dir zuerst probieren.
Bittet dich einer, du mögest verzeihn, Sei versöhnlich und sage nicht nein.
Nur das Vertrauen läßt Freundschaft bestehn, Ohne Vertrauen wird bald sie vergehn.
Dem rechten Geber sieht man seine Freude an: Er freut sich, daß er geben darf und kann.
Denken lehrt uns nicht die Logik, Handeln nicht die Theorie, Lehren nicht die Pädagogik, Frommsein nicht Theologie.
Sag deinen Tadel mir ins Gesicht, Nur hinterm Rücken schmähe nicht!
Ein trauriger Trost beim Leiden besteht Im Wissen, daß andern noch schlechter es geht.
Der Romantik blaue Blume Habt dem Tode ihr geweiht; Rechnet ihr euch das zum Ruhme, Ritter der Natürlichkeit.
Wenn wir wollen, Was wir sollen, Wird die Pflicht Schwer uns nicht.
Natur und Kunst darf man nicht völlig trennen, Die eine lernt man durch die andre kennen.
Was wir rein und wahr empfinden, Kann uns niemals ganz entschwinden.
Das Glück, von dem er träumt, Hat mancher längst versäumt.
Alles ist nach seiner Art. An ihr ist nichts zu ändern.
Klage nicht, das Leben sei dir eine Last; Frage dich, ob besser du verdient es hast!
Des Vaters Lehre und Rat Streut aus die fruchtbare Saat, Der Mutter Gebet und Sehen Ist Sonnenschein und Regen.
So oft des Glückes Sonnenschein Du andern wünschest, mög‘ er sein des eignen Glückes Widerschein!
Willst du die Menschen liebend verstehn, Mußt du in Ihnen dich selber sehn.