Blaise Pascal Zitate
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Der Glaube ist ein besserer Ratgeber als die Vernunft. Die Vernunft hat Grenzen, der Glaube keine.
Der Widerspruch ist ein böses Kriterium für die Wahrheit: manches Sichere findet Widerspruch; manches Falsche wird ohne Widerspruch angenommen. Der Widerspruch ist kein Zeichen für die Falschheit, noch ist es ein Zeichen für die Wahrheit, wenn sich kein Widerspruch erhebt.
Kurzum, der Mensch weiß, daß er elend ist; groß aber ist er, da er es weiß.
Es gibt nichts auf Erden, das nicht das Elend des Menschen oder die Barmherzigkeit Gottes zeigt; die Ohnmacht des Menschen ohne Gott oder die Macht des Menschen mit Gott.
Wer zu schnell oder zu langsam liest, versteht nichts.
Keine Religion als die christliche hat gelehrt, daß der Mensch als Sünder geboren wird.
Das heißt abergläubisch sein, wenn man seine Hoffnungen auf Formeln und Zeremonien setzt; es heißt aber hochmütig sein, wenn man sich ihnen nicht unterwerfen will.
Wir sind unfähig, die Wahrheit und das Glück nicht zu wünschen, und sind weder der Gewissheit noch des Glückes fähig.
Nichts ist der Liebe so ähnlich als die Begierde, und nichts ist ihr so entgegengesetzt.
Wenn man alles der Vernunft unterwirft, so hat unsere Religion nichts Geheimnisvolles und Übernatürliches mehr; wenn man die Grundsätze der Vernunft mißachtet, so wird unsere Religion unsinnig und lächerlich.
Flüsse sind Wege, die wandern, und uns dahin bringen, wohin wir wollen.
Man versteht nichts von den Werken Gottes, wenn man nicht davon überzeugt ist, daß er die einen verblenden und die anderen erleuchten wollte.
Was diesseits der Pyrenäen Wahrheit, ist jenseits Irrtum.
Der Urquell der Wahrheit ist Gott. Wenn sie im Menschen zum Vorschein kommt, so bezeugt dies nicht, daß sie aus dem Menschen entspringt, sondern nur, daß der Mensch die Eigenschaft solcher Durchsichtigkeit besitzt, daß er sie zum Vorschein kommen lassen kann.
Allein aus Freude am Sehen und ohne Hoffnung, seine Eindrücke und Erlebnisse mitteilen zu dürfen, würde niemand über das Meer fahren.
Es genügt nicht, daß eine Rede schön sei, sie muß auch dem Gegenstand angemessen sein, so daß nichts zuviel ist und auch nichts fehlt.
Man kann über sein Werk nicht urteilen, während es geschrieben wird. Man muß es zunächst beendigen und dann machen wie die Maler, Abstand nehmen.
Zur Führung eines Schiffes wählt man nicht denjenigen unter den Reisenden, der aus dem besten Hause stammt.
Die Menschen glauben aufrichtig, die Ruhe zu suchen, und suchen in Wirklichkeit nur die Unrast.
Willst du, daß man Gutes von dir sagt, so sage es nicht selbst.
Weil aber die Träume alle verschieden sind, und weil der gleiche Traum immer wieder ein anderes Gesicht hat, so beeinflusst uns das, was wir im Traume sehen, viel weniger als das, was wir im Wachen sehen.
Der Mensch, welcher nur sich selbst liebt, fürchtet nichts so sehr, als mit sich allein zu sein.
Es gibt zwei gleichermaßen gefährliche Extreme: Den Verstand abzuschalten und ausschließlich den Verstand zu benutzen.
Die letzte Schlußfolgerung der Vernunft ist, dass sie einsieht, dass es eine Unzahl von Dingen gibt, die ihr Fassungsvermögen übersteigen. Sie ist nur schwach, wenn sie nicht zu dieser Einsicht gelangt.
Der Mensch ist weder Engel noch eine Bestie, und sein Unglück ist, daß er um so bestialischer wird, je mehr er ein Engel sein will.
Gott hat die Fürbitte angeordnet, um seinen Geschöpfen die Würde der Ursächlichkeit zu verleihen.
Es gibt Leute, die gut reden und nicht gut schreiben. Sie brauchen Zuhörer, die sie anfeuern und dadurch veranlassen, daß ihr Geist hergibt, was er ohne diese Anregung nicht herzugeben vermag.
Je mehr Einsicht man hat, desto mehr Größe und Niedrigkeit entdeckt man im Menschen.
Das Wichtigste im Leben ist die Wahl eines Berufes. Der Zufall entscheidet darüber.
Die Erfahrung zeigt uns, welch ein gewaltiger Unterschied zwischen Frömmigkeit und Güte besteht.
Selbst ein Geizhals wird freigebig, wenn er liebt.
Die unheilvolle Neigung, über die Dinge nicht mehr nachzudenken, sobald sie nicht mehr zweifelhaft sind, hat die Hälfte aller menschlicher Irrtümer zu verantworten.
Es ist Licht genug vorhanden für die, die glauben wollen, und Dunkelheit genug für die, die nicht glauben wollen.
Die Erkenntnis Gottes ohne die Erkenntnis des eigenen Elends führt zum Hochmut. Die Erkenntnis des eigenen Elends ohne die Erkenntnis Gottes führt zur Verzweiflung. Die Erkenntnis Jesu Christi gibt die rechte Mitte, weil wir da Gott und unser Elend finden.
Die Menschen aber, die ihren eigenen Weg zu gehen fähig sind, sind selten. Die große Zahl will nur in der Herde gehen, und sie weigert die Anerkennung denen, die ihre eigenen Wege gehen wollen.
Moral und Redekunst sind besondere, aber allumfassende Wissenschaften.
Das Niesen absorbiert alle Funktionen der Seele ebenso sehr wie die Arbeit.
Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen und Gelehrten.
Was wird mit den Menschen geschehen, die das Geringste verachten und an das Größte nicht glauben?
Brich mit deiner Leidenschaft, und du wirst gläubig.
So wie ich nicht weiß, woher ich komme, ebensowenig weiß ich, wohin ich gehe: ich weiß nur, daß ich, die Welt verlassend, entweder auf ewig in das Nichts falle, oder in die Hände eines erzürnten Gottes; ohne zu wissen, welchem dieser beiden Fälle ich zur Beute werde.
Du würdest mich nicht suchen, wenn du mich nicht gefunden hättest.
Wir begnügen uns nicht mit dem Leben, das wir aus unserem eigenen Sein haben; wir wollen in der Vorstellung der anderen ein imaginäres Leben führen, und darum strengen wir uns an, in Erscheinung zu treten.
Die Welt wird durch Gewalt beherrscht, nicht durch Meinung; aber Meinung verwendet Gewalt.
Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die Gerechten, die sich für Sünder halten, und die Sünder, die sich für Gerechte halten.
Es ist erstaunlich, daß noch nie ein kanonischer Autor sich der Natur bedient hat, um Gott zu beweisen.
Niemals tut der Mensch das Böse so vollkommen und fröhlich, als wenn er es aus religiöser Überzeugung tut.
Liebe hat kein Alter.
Das Recht ohne Macht ist machtlos – die Macht ohne Recht ist tyrannisch. Also muß man dafür sorgen, daß das was Recht ist, mächtig und das was mächtig ist, gerecht sei.
Die Wahrheit ist in dieser Zeit so sehr verdunkelt, und die Lüge so allgemein verbreitet, daß man die Wahrheit nicht erkennen kann, wenn man sie nicht liebt.