Billy Zitate
seite 20
Nicht die Übung macht den Meister, sondern der Ernstfall.
Aphorismen sind die Aktenzeichen der nicht geführten Prozesse.
Ich habe zu viele Ideen gesehen, die beim Essen gestorben sind.
Demokratie: das ist die Frage, wieviel Schmerzen im Tag du verträgst.
Unter Affaire versteht man in Frankreich das Kulinarische des Schicksals. Der Connaisseur läßt das Hirn nie allein denken, er denkt mit Auge Nase Zunge und mit den Spitzen der Finger – das hat er in seiner Kindheit gelernt, beim Frühstück oder beim Vespern, hier überaus sinnvoll „goûter“ genannt.
Niemand wage es, öffentlich von der Einöde des Wissens und Wähnens zu sprechen, vom Dschungel des Vergessens, von der Wüste der Erinnerung und vom Schlachtfeld des Begreifens.
Ihr wünscht euch mehr Freiheit – und ihr bekommt weniger Zeit.
Mit Gedanken spielen ist heikel – man weiss nie, wer gewinnt.
Wenn Seelen unter sich sind, reden sie über den Körper.
Das Büro ist die Gegend, wo der liebe Gott die bösen Engel beschäftigt.
Aphorismen sind die Anwälte des Scheiterns.
Wer sein Ich gefunden hat, erspart sich das Modejournal.
Genetik ist Forschung im Zwielicht; wer die Erbmasse bespitzelt, macht einen Lauschangriff auf die Wahrheit.
Kompetent ist, wer mit den richtigen Leuten saufen geht und hinterher alles noch weiß.
Würde ist die Folge eines Berechnungsfehlers: die Zahlen stimmen, doch das Komma steht falsch.
Es ist noch keinem ehrlichen Menschen gelungen, sich so auszudrücken, daß seine Sätze voll und ganz stimmten – in jedem redlichen Satz ist ein kosmischer Knoten, der ihn mit unserem Ursprung verknüpft.
Es scheint mir wichtig, daß man auch im Elend entscheiden kann, wer man sein möchte.
Siege verjähren – Niederlagen vertagt man.
Boulevard: so nennt der Aristokrat das Hoheitsgebiet der Leute ohne eigenes Bauland.
Die Wahrheit ist die Konstante, die allen schadet, die sie nicht nützen.
Wer sich richtig ernährt, dem gewährt das Leben Rabatt.
Aus den Kindern der Straße macht man die Väter des Krieges.
Proteus ist der einzige Gott, der unsere Gesetze verstanden hat
Der Charakter ist das Archiv deiner Zukunft.
Menschen regiert man, indem man sie mit Freiheiten und Hoffnungen füttert, bis sie sich selber vergessen.
Mein Lieblingsspiel: das Verstecken der Probleme im Kalender.
Etwas Unverständliches sagen und es dabei lassen: das ist auch eine Zärtlichkeit.
Es ist kalt geworden – cool sein ist Dienstpflicht.
Weisheit ist Einsicht in die Gewohnheiten Gottes.
Die Nacht ist die Regierungszeit unserer Fehler.
Seid nicht so pingelig! Gott liebt auch Ratten und Mäuse.
Der Mensch ist ein Kuriosum, das sich für ein Original hält.
Das Gold am Hals der Sieger ist die Geheimwaffe der Wissenden.
Das Unverständliche ist die Etikette, die das Schicksal für sein Sortiment verwendet. Mit dem Unverständlichen kannst du überallhin reisen, es erklärt dir jeden Zufall, jeden Defekt, jeden Erfolg und jedes Detail des Glücks.
Die Gigantomanie des Alltags: der Sport.
Die Schulden des Vaterlands bezahlt die Inflation.
Es wird eng – die Menschheit entwickelt sich weiter.
Der Intimfeind des Gewissens: das gute Gedächtnis.
Laute sind ein uraltes Mittel der Verständigung – doch was ein Satz ist, werden wir Menschen erst im letzten Atemzug wirklich begreifen.
Der Kopf ist ein multimediales Genie: reinschütten lässt sich fast alles, rauspressen eigentlich nichts.
Das Leben macht aus Verlierern Nägel und aus Siegern Nieten.
Gedanken, die studiert haben, nennt man Sorgen.
Was nicht denkbar ist, soll man erzählen.
Der Aphorismus möchte Leser haben, die vor sich selber erschrecken.
Wie dem auch sei. Fast alle unserer Wörter haben einen heidnischen Vorfahren. Der Taufpate der Hoffnung und Freiheit war nicht das Glück, sondern die Furcht.
Unser Hund ist glücklich: er hat einen Job in der Seelsorge gefunden.
Geistreiche haben nicht die leiseste Ahnung, wie der Geist arbeitet, wie armselig er sich seine Brötchen verdient. Wenn es einen Geist gibt, dann ist es der Geist der Gärung. Wenn es eine Erlösung gibt, kommt sie aus der Tiefe unserer Leiblichkeit.
Träume brauchen wir, um noch im Schlaf zu prahlen.
Wann wird es der Politik gelingen, verstorbene Wörter nicht mehr zu brauchen?
Das Nichts ist voller Würdenträger.