Billy Zitate
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Bücher brauchen wir, damit wir im Licht der Welt nicht erblinden.
Die nächsten Lebewesen werden sich von uns Menschen ernähren.
Der Nabel der Wirklichkeit: das Nein.
Aphoristiker hassen die Deutlichkeit. Wörter sollen vielsprachig sein. Das deutliche Deutsch ist keine Sprache für Denkende.
Mitten in unserem Herz sitzt ein blinder Passagier: die Neugierde.
Gute Musik krault uns im Ohr.
Der wirtschaftliche Wert der Erkenntnis war niemals höher als heute.
Wohltaten schweben irgendwo zwischen Geld und Güte.
Dem Befehl fehlt, was dem Geheul und Geschrei schon immer gefehlt hat: es fehlt ihm an Pointe.
Kunstfehler der einfacheren Art sind ohnehin nicht Sache des Dudens. In der Praxis der Sprache gibt es keine Sprechstunde – die Sprache wird operiert, wenn es unserer Gesundheit zu gut geht und unseren Krankheiten zu schlecht.
Die Stunde der Weisheit schlägt, wenn alles vorbei ist.
Auch die Wirklichkeit hat eine Logistik. Die Theorie hat nie verstanden, wie das Leben das Transportproblem löst: es löst die Knoten und Schlingen, wo sie entstehen – es löst sie in unserem Rücken.
Das Piano verkündet die Religion unserer Hände und Finger.
Kunst ist die Verwandlung einer Idee in ein Thema.
Gott ist überall – das ist das Hauptproblem aller Kirchen.
Denker stellen her, was niemand bezahlen kann.
Risiko: das ist die Avantgarde der Wahrheit.
Der in der menschlichen Akustik erfolgreichste Ton ist das Getrommel zu groß und zu mächtig gewordener Wörter
Wirklichkeit gibt es in jeder Schuhgrösse – doch modisch war sie noch nie.
Bücher sind ein grossartiges Mittel, um Hunger und Durst unter die Leute zu bringen.
„Größe“ läßt sich durch „Tiefe“ ersetzen, „Tiefe“ durch „Abgrund“ und „Abgrund“ durch „Nichts“.
Krähen und Spatzen sind uns zu ähnlich – das ist schlecht für ihr Image.
Engel morden nicht – sie lassen uns hängen.
Wir rühmen uns zwar, modern und allseits kompatibel zu sein, doch in Tat und Wahrheit glauben wir noch immer, das Purgatorium sei das wichtigste Zubehör unseres Lebens.
Den Krieg kann man nicht abschaffen – aber sein Werkzeug.
Die häufigste Utopie ist der Glaube an das Phantom Mathematik.
Für den Krieg gibt es viele Motive, aber nur einen Grund: uns.
Charakter: das ist der Körperteil, der viel zu oft spazieren geht.
Klamotten sind ein knallharter Partner; frage sie nie nach dem Preis.
Urteile erblicken das Licht der Welt verrückt schnell, und ebenso schnell wird wieder am Schalter gedreht – wer nicht vollkommen liederlich ist, fragt sich schon, was das eigentlich soll und wie verläßlich das „Ja“ oder „Nein“ eigentlich ist.
Das Charakteristische am Charakter ist die Ehrlichkeit seiner Lügen.
Das Beste am Thema Ich ist der fehlende Titel.
Seit es das Plantschbecken gibt, proben die Babys den Krieg.
Unter Staatsmännern ist das Staatsweib der König.
Der Sinn des logischen Denkens ist, eine Linie zu finden, die uns mit dem Großen und Ganzen der Welt verbindet – doch je klarer die Richtung, umso riskanter ist der Weg zu uns selber zurück.
Der Spaß ist der Quälmeister des Körpers.
Die deutsche Sprache hat manches erlebt. Dass sie die Verrücktheiten dieses germanisierten Jahrhunderts überstanden hat, grenzt an ein Wunder. Wer den Weg der Wörter zurückgeht und sich partout nicht umdreht, gerät in die Region der Sagen und Märchen.
Essen und Trinken sind die Komplizen der Taten, die uns niemals gelingen.
Das Herz der Philosophie schlägt alle hundert Jahre.
Der Aphoristiker blättert in den Seiten, die der Wirklichkeit fehlen.
Das Schutzalter für Sorgen war niemals tiefer als jetzt.
Das Gute, das Schöne und das Wahre sind die drei Giganten auf dem Markt der Enttäuschung.
Nichts kann so erniedrigen wie Gedanken – und nichts so aufrichten wie eine Idee.
Gesetze haben Löcher, damit der Reichtum Golf spielen kann.
Das Fundament unseres Reichtums sind die Lagerhäuser des Elends.
Für unsere Schulden brauchten wir mindestens drei Welten.
Der Aphorismus: Samtpfote erschlägt Amtspfote.
Im Leben des Philosophen wimmelt es von toten Ideen.
Mensch oder Mauer: die Rückseite ist nie optimal.
Es gibt nichts, was so viel Druck ausübt wie die Freiheit.