Billy Zitate
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Am Ende jeder Aktion steht ein Mensch, mit dem keiner gerechnet hat.
Merkwürdig: die Redner der Antike haben schon alles über unsereinen gewusst.
Mich interessiert an jeder Idee nur der Notausgang.
Es gibt viele Gründe für das Gute im Leben – doch die meisten kommen zu spät.
Schweigende sind süchtig nach Selbst-Begegnung und Fremd-Erfahrung. Nach jedem Rendezvous mit dir selber bist du eine Idee saftiger kernhafter wüchsiger, und nach jedem Schritt aus dir heraus eine Kleinigkeit fester und stärker.
Nebenbei, doch mit Betonung jeder einzelnen Silbe: Gleichnisse sind grundsätzlich mehr als nur wahr: das erste und zugleich beste aller Gleichnisse sind wir ja selber.
Die Psychologie befaßt sich mit Leuten, deren Seele an Kündigung denkt.
Bücher bewertet man nach der Qualität ihrer Saiten.
Es gibt eine Philosophie, die man kaufen kann: die Philosophie des Vergnügens.
Butter und Brot – eine wunderbar ephemere Beziehung.
Fantasien sind Gedanken, die schneller sind als unser Verstand.
Namen waren schon immer ideologisch wesentlich höher entwickelt als die Personen, die den Namen herumtrugen – was der Wirklichkeit nicht besonders gefällt. Wer sich zu clever etikettiert, riskiert naturgemäss die entsprechenden Unfälle.
Aphorismen sind das Muster einer jähen, unbeaufsichtigten Bewegung mit einem einzigen Ziel: wild sein, wild bleiben – möglichst lange irgendwo ausharren und irgendwann irgendwie sterben.
Der Weise redet erst, wenn er ein Zeichen von unten bekommt.
Nomen est Omen – nie wurde das eigentlich Selbstverständliche so stolz und so eiskalt gesagt.
Der Zynismus hat den Spin und Drall des Lebens kapiert: über Gut und Böse läßt er den Körper selber entscheiden. Was übrigens ziemlich modern ist: Zynismus, aktualisiert, ist dasselbe wie Quantenphysik.
Seid ehrlich: Was ihr vom Frieden erwartet, schafft nur der Krieg.
Werbung ist die Optimierung des Wortes billig.
Man hat edel gedacht über das Denken. Zu edel. Man hat es den Hochmütigen überlassen, den Tiefgründigen, Würdigen. Man hat es dem Hausgebrauch entfremdet. Man hat vergessen, woher es gekommen ist.
Das beste Werkzeug ist ein Gedanke, der Hände und Füße hat.
Gegen die Nebenwirkungen des Ja-Sagens hilft nur der Schlaf.
Philosophie ist die Kunst, das richtige Sieb zu benutzen.
„Maschine“ ist ein Begriff aus der Schatulle der Spötter; schon im 17. Jahrhundert war er ironisch gemeint.
Mein Rat für Kritiker: Schreibt lauter!
Wann hat der Mensch genug von der Realität seiner Träume?
Philosophen denken umfangreicher als wir, voluminöser wesenhafter und bis ins Letzte ultimativ – als gelte es nicht zu denken, sondern zu regieren.
Fußball in Deutschland ist kein Sport, Fußball ist ein Manifest der sprachlos gemachten Leute. Glaubt ja nicht, daß sich die Masse nichts denkt! Das nächste Deutsch wird von der Masse Mensch geschrieben – was dann mit unseren Wörtern geschieht, denkt man sich lieber nicht.
Das Ego ist der Teil der Seele, der Gage verlangt für seine Auftritte.
Wer einem lebendigen Satz begegnet, braucht nicht nach seinem Sinn zu fragen – er frage ihn nach dem besten Weg in die Vergänglichkeit.
Metaphern sind das Element, mit dem der Mensch denken gelernt hat. Metaphern sind der Knoten der Wort und Satz miteinander und gegeneinander verknüpft.
Die kollektivsten Formen der Beleidigung hat das Wetter ersonnen.
Erlöse uns nicht von dem Bösen, sondern von dem Zuviel.
Katzen leben so, wie die Hunde philosophieren.
Der Glaube gibt uns zurück, was das Leben uns nehmen wird.
Ein Satz, Punkt, fertig, und nichts geht mehr. So lapidar wird sonst nirgends in der Welt gearbeitet. Wo sonst gibt es einen Produktionsvorgang, der in der Stille des Denkens endet und in der Dunkelheit des Daseins?
Schade: die Demokratie läßt ihre Briefe vom Trend unterschreiben.
Wenn’s um die Rechnung geht, ist das Volk stark im Reden und schwach in Mathematik.
Nichts schadet dem Redner mehr als die Augen der Zuhörer.
Europa ist der Beweis, dass man ein Leben lang schlecht schlafen kann, ohne zu sterben.
Gültig ist erst, was die Uhr unterschrieben hat.
Wenn die Vernunft glänzt, rostet der Glaube.
Gratis ist vieles; umsonst eigentlich alles.
Entwicklung: ja. Aber nur bis zum Nein.
Ironie: das Präservativ gegen die Fruchtbarkeit unserer Fehler.
Es gibt die Kunst des Kartenspiels und die Kunst des Regierens. Es gibt Millionen von Spielern und, gottlob, nur eine Regierung.
Nichts ist mehr zu fürchten als der Zwiespalt reifer Menschen.
„Mon dieu“ ist ein Sturz aus dem Nonsens des Wissens und Könnens zurück ins Licht der Alltäglichkeit.
Am häufigsten gestohlen werden nicht Brieftaschen, sondern Begriffe.
Waschen kann man alles. Hände und Köpfe. Lebensläufe und Häute. Fassaden und Herzen. Seelen, Geld und Wörter.
Die Kirche sagt uns, was Gott zur Unterschrift vorgelegt wurde.