Billy Zitate
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Geld ist Angst, und Angst ist Geld.
Wundert euch nicht: auch das Leben hat was auf die hohe Kante gelegt.
Wir nennen es Denken oder Bewußtsein – in Wirklichkeit sitzen wir am Ufer unserer Innerlichkeit oder gehen auf und ab und beobachten die Brandung. Was die Wellen uns sagen, verstehen wir nicht, doch wie sie es sagen, ist uns bei weitem genug.
Über Fehler braucht man nicht nachzudenken – das besorgen die andern.
Moralist, auf gut Deutsch: Gutsbesitzer.
Die Kakerlaken haben kein Umweltproblem – wie die Dinge halt liegen, machen sie es besser als wir.
Elite: der ewige Kampf gegen den Abstieg.
Kürze sagt wenig, aber mehr.
Die Präsenz der Absenz war niemals grösser als heute.
Der Dreck hat eine noble Vergangenheit: er stammt von uns.
Der Aphoristiker nennt das tonlose Geräusch der Wirklichkeit den „Ton x“. Den Ton x hört jeder Mensch bei jeder Regung seines Verstandes – doch unsere Sinne wurden erzogen, das Rauschen des Sinns zu überhören.
Es ist leichter, ein Gott zu scheinen als sich selber zu sein.
Das Paradies der Schwierigkeiten: unsere Träume.
Es gibt Sprachen, die Appetit machen und Sprachen, in denen das Denken verhungert. Denke dir einen beliebigen Satz und sage ihn französisch. Ich kenne keine Sprache, in der sich das Tölpelhafte so geniesserisch anhört, das Fatale so schmackhaft und das Unschöne so nahrhaft.
Zivilisation: eine Kultur ohne Instinkt.
Auf dem Weg zum Ruhm begegnen wir der Vergangenheit – hoffentlich geht sie vorbei.
Die Dummheit spricht die nützlichste aller Sprachen: Vergessen.
Philosophie ist der Ersatz für hormonelle Vergnügen.
Aphorismen erläutern uns die Fassade der Würde.
Alles, was über die Arktis gesagt wird, gilt auch für das menschliche Herz.
Die Sünden der Vergangenheit hält man sich im Büchergestell.
Nichts ist so liederlich gemessen worden wie die größten Menschen.
Fragen arbeiten zu viel; schickt sie früher ins Bett!
Die besten Flüche haben Bauch und Bart gemeinsam ersonnen.
Raubtiere denken nie anders als professionell.
Moderne Seelen funktionieren nach dem Prinzip Tumbler.
Es gibt was Neues unter der Sonne: mehr Schatten.
Der Weise weiß mehr als wir: er weiß, wie man wartet.
Der Wortschatz eines redenden Menschen ist merkwürdig leuchtschwach und lichtlahm – die ausgesprochenen Wörter sausen uns ein bißchen um Kopf und Kragen herum, dann geht der Sprache das Licht aus, und die Erkenntnis schließt ihre Augen.
Zuerst kommt dein Name und dann das Problem: du.
Die Macht schaut sich um nach Niemandsland, brachliegenden Böden, vergessenen Landschaften – nach Territorien, die kein Mensch je betreten hat. Die Macht nimmt, was niemandem gehört, und sie nimmt es definitiv. Öffentlicher Besitz überlebt, Privatbesitz stirbt. So einfach ist die Wirklichkeit.
Zwei drei Worte über den Teufel, und Gott ist vergessen.
Das häufigste Talent ist die Begabung zum Scheitern.
Gott lebt in Frankreich – in Deutschland macht er den Umsatz.
Der Mensch ist das Sorgenkind seiner Wörter.
Die Wissenschaft hat die Welt kleiner gemacht; den Appetit nicht.
Denken ist ein Dialog mit der Wirklichkeit.
Maßvoll leben ist gut, sparsam denken ist besser – am besten aber ist, wer am längsten schweigt und am kürzesten redet.
Der schlimmste Feind der Entwicklung ist die glückliche Seele.
Faschismus und Kommunismus haben eines gemeinsam: die Verherrlichung billiger Menschen.
Wo der Glaube den Fixpunkt hat, setzt der Zweifel den Fluchtpunkt.
Praxis: das ist der Raum, in dem die Theorie ihre Siege vergißt.
Die Welt ist ein Raum ohne Türen.
Ohne seine Sprache wäre der Mensch ein Nichts mit einem Körper – er wäre nicht mal ein Tier.
Am meisten lernt der Mensch beim Zählen von Geld.
Das Abendland muß froh sein, daß Asien auch kein Jüngling mehr ist.
Ohne die Verrückten wüßten wir nichts Nennenswertes über die Seele.
Gott segnet die Langsamen mit einer Menge schneller Gefühle.
„Mon dieu“ – zwei Wörter, und alles, was ein Mensch sich denken kann, ist ausgedrückt: Auflehnung des Herzens, Selbstergebenheit, die Tiefe des Glaubens, die Weite des Mißtrauens, die Lust auf Herrlichkeiten, die Angst vor der Gerechtigkeit oder vor zu kaltem Kaffee.
Demokratie: Das ist die ewige Suche nach dem Plural der Mehrzahl.