Berthold Auerbach Zitate
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Unruhe ist der ärgste Dämon im Leben.
In den kleinen Kaufläden kleiner Städtchen hängen rote Sacktücher, bunte Kattune; solche Muster macht kein geschmackvoller Fabrikant, sie sind aber populär beliebt. Auch in der Literatur geht es so. Eine gewisse Grellheit und Plattheit ist populär.
Die Liebe ist einäugig, aber Hass gänzlich blind.
Dieselbe Arbeit wiederholen und immer wieder – das erst ist Arbeit; alles Andere ist Lust, Liebhaberei. Die Natur wiederholt sich im Gesetz, der Mensch in der Pflicht.
Die meisten Menschen machen sich für ihre Teilnahme bei einem Mißgeschick oder einem Fehltritt gleich dadurch bezahlt, daß sie ihrem freundschaftlichen Ärger und ihren weisen Ermahnungen Luft machen.
Mitten im schwersten Kummer fühle ich manchmal, daß noch etwas in mir ist, was nicht angegriffen werden kann. Es ist wie ein in tödlichen Schmerz eingehülltes Stück Gesundheit.
Selbstbestimmung, Selbstregierung, Selbstführung sind die Grundbedingungen des modernen Lebens. – Je freier die Berufsart, um so stetiger bedarf es in ihr der Disziplin seiner selbst.
In großen Zeiten verschwindet alles kleine Leid und alle Einzelklage um eigenes Schicksal.
Wer Haß und Verachtung in der Seele trägt, ist schwer belastet und kann nie frei aus sich atmen.
Weichliche Naturen machen gerne energische Programme von weit ausgreifendem Umfang und erschöpfen im Programm ihren momentanen Enthusiasmus.
Um einen Toten verwest auch der Schmerz, wenn das Tote zu Erde geworden; um ein lebendes Verlorenes lebt der Schmerz ständig fort.
Die tiefste Kränkung, die ein Mensch erfahren kann, ist die von seinem Kinde.
Es rächt sich früher oder später, was man mit halber Wahrheit oder mit Widerspruch in der Seele unternimmt.
Die Liebe schließt die Strenge nicht aus, sie stellt die höchsten Forderungen.
Nicht die Freude, nicht die Ruhe ist Lebenszweck, Arbeit ist es, oder es gibt überhaupt keinen Zweck.
Die Furcht vor der Mathematik steht der Angst erheblich näher als der Ehrfurcht.
Was wäre die Erfüllung der Pflicht, wenn sie kein Opfer kostete?
Giebt es eine ewige Wahrheit? Ja; eine ewige Schönheit? Ja. Aber ihre Fassung mehrt und ändert sich. Die nachfolgenden Geschlechter sind nicht zum bloßen Aufnehmen des Gegebenen verdammt.
Eine Sache ist siegreich, wenn großgesinnte Frauen für sie begeistert sind.
Wenn man verheiratet ist, ist’s aus und vorbei mit dem Eigenwillen.
Das Licht aber haftet im Auge wie in der weiten Welt draußen, und das Auge vermag es nur zu schauen, weil das Licht in ihm ist. Du suchst den Urquell und er ist in dir wie in der Welt.
Freiheit und Arbeit, das sind die schönsten Vorzüge des Menschen. Einsam und arbeitsam, das ist mein Alles.
Soll der Wein lebendig bleiben und nicht wie man am Rheine sagt „Knochen“ werden, so muß immer nachgefüllt werden. So auch wer sein Wissen nicht mehrt und bewegt, dem stirbt es ab.
Was wäre die Menschengeschichte ohne die Heroen, die uns den weiten Blick ins Geistreich geben? Etwas vom freien reinen Atem der Berge zieht in uns ein, wenn wir uns neben die Heroen des Geistes versetzen.
Manche Gedanken sind wie ungespaltenes Holz. Wer den geeigneten Ofen hat, kann damit heizen. Andere müssen spalten und manche müssen die wärmehaltenden Scheite liegen lassen und derweilen frieren.
Wenn nur die Menschen zum Guten auch so rennten, wie zum Bösen! Wie oft gehen sie durch Wind und Wetter, über Stock und Stein ihren niederen Gelüsten nach; gilt es aber die Pflicht oder sonst etwas Gutes zu thun, ist ihnen jedes Windchen zu rauh und jedes Steinchen eine unübersteigbare Mauer.
Nur der Mensch ist frei, der sich seine eigenen Gedanken im Kopfe ausbildet, niemand etwas nachspricht, was er nicht versteht und selber einsieht; der die Gesetze kennt, die Gott in seine Brust geschrieben hat, und ohne Menschenfurcht ihnen gerecht zu werden strebt.
Das Gefahrvolle des Reichtums liegt nicht nur darin, daß er den Besitzer, sondern auch darin, daß er den Besitzlosen verderben kann.
Es ist keine Blume so einsam im stillen Thal, es kommt eine Biene, ihren Honig zu kosten.
Magere wissen immer, daß sie mager sind, fette Menschen selten, daß sie fett sind.
Vorwürfe und Lehren werden einem Unglücklichen gegenüber oft zu ungerechten Härten.
Alle Religionen sind schön, die uns zu guten Menschen machen.
Wer das Vaterland verläßt, steht in der Luft, hat keinen Boden unter sich, der ihn trägt.
Das selig stille Glück stirbt nicht aus, es siedelt sich hart neben den unbeugsam eisernen Gleisen der neuen Zeit an.
Die Geduld, das ist erst die rechte Liebe.
Es ist eine gebräuchliche Redensart, daß der am besten fährt, der auf die Dummheit der Menschen spekuliert; es ist aber damit nicht eigentlich diese gemeint, denn sie zu berechnen, ist das Schwierigste; man meint vielmehr mit jenem Wort die vorurteilsvolle Befangenheit und den Egoismus.
Man muß auch in der großen Geschichte nicht verzweifeln. Es gibt trotz schlechten Wetters doch stets eine Ernte.
Geh mit Gottes Gnade durch Schatten und Licht an ferne Gestade zu uns bitte nicht.
Die Natur tut immer das Gleiche, und wir müssen ihr dienen, es ihr nachtun. Die Natur wiederholt sich im Gesetz, der Mensch in der Pflicht.
Arbeit und Liebe, das ist Leib und Seele des Menschendaseins. Glückselig, wo sie eins ist.
Die Entschlüsse sind wohltuender als die Ausführung, weil wir bei Entschlüssen und Plänen uns im Wohlgefühl unserer scheinbar unendlichen Kraft befinden; bei der Tat aber werden wir sehr unserer Endlichkeit und unseres Mangels inne.
Die Liebe ist die Krone des Lebens, sie krönt auch das niedrigste Haupt.
Nicht bloß um graue Locken schwebt die Glorie der inneren Befreiung von Eigensucht; die Milde mögt ihr da wohl öfter finden, aber oft nicht mehr jenen lebendigen Feuereifer für die Menschheit.
Warmherzige Hingebung erwirbt Freunde, maßvolle Haltung bewahrt sie.
Es läßt sich niemand etwas ganz geben; jeder versetzt Speise und Trank mit seinem eigenen Speichel.
Ein gesundes Menschengemüt und ein gesunder Baum werden durch Sturm nicht geknickt, sondern – wenn nur erst der Stamm widerstandskräftig ist – noch wurzeltiefer und wurzelfester.
Nur ein in sich versöhntes und befriedigtes Herz kann versöhnend und befriedigend wirken.
Der Empfindsame ist der Waffenlose unter lauter Bewaffneten.
Nur was du in dir bist, bestimmt deinen Wert, nicht was du hast.
Wer mag ermessen, welches lautlose Naturleben die Brust eines […] Kindes bewegt?