Baltasar Gracián Zitate
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Man verliert oft mehr durch halsstarriges Behaupten, als man durch einen Sieg gewinnen kann.
Man verliert mehr durch ein halsstarriges Behaupten, als man durch den Sieg gewinnen kann; denn das heißt nicht ein Verfechter der Wahrheit, sondern der Grobheit sein.
Der Geschmack läßt sich ebenso kultivieren wie der Geist.
Man überlege mit der Vernunft, damit man nicht widerlegt werde vom unglücklichen Ausgang.
Viele sind durch das umgekommen, was sie stets gefürchtet hatten: was half aber das Fürchten, wenn sie nicht vorbeugten. Manche haben, als einen Vorzug ihrer begünstigten Natur, ein recht wahrhaftes Herz, welches sie allemal warnt und Lärm schlägt, wann Unglück droht, damit man ihm vorbeuge.
Sogar das Vortrefflichste hängt von Umständen ab und hat nicht immer seinen Tag.
Der Mann von Verstand kann genötigt werden, ein Widersacher, aber nicht, ein nichtswürdiger Widersacher zu sein.
Der Brief ist eine geschriebene Unterhaltung.
Aber jede Mißgestalt des Geistes ist häßlicher als die des Leibes, weil sie einer höheren Gattung von Schönheit widerstreitet.
Die meisten schätzen nicht, was sie verstehen; aber was sie nicht fassen können, verehren sie.
Sogar in der Freundschaft sei es eine Ausnahme, daß man seine Fehler dem Freund anvertraut; ja, sich selber sollte man sie, wenn es sein könnte, verbergen.
Man soll einen Fall wohl überlegen, zumal einen Unfall.
Man sei eher im Besitz einer verehrenden als einer hingebenden Liebe: so ist sie ganzen Leuten angemessen.
Der Aufmerksame begreife, daß keiner ihn sucht; sondern jeder seinen Vorteil in ihm, oder durch ihn.
Die einzige Zeit, die wir wirklich beherrschen können ist die Zukunft. Sie können wir nach unseren Wünschen formen.
Es gibt fremdartige Beschäftigungen, welche die Motten der kostbaren Zeit sind. Sich mit etwas Ungehörigem beschäftigen, ist schlimmer als Nichtstun.
Ist man zweifelhaft, so ist das Gescheiteste, sich zu den Klugen und Vorsichtigen zu halten, da diese früh oder spät das Glück einholen.
Dem Unglücklichen scheint es, daß das Glück und der Tod sich verschworen haben, ihn zu vergessen.
Fleiß und Talent: ohne beide ist man nie ausgezeichnet, jedoch im höchsten Grade, wenn man sie in sich vereint. Mit dem Fleiß bringt ein mittelmäßiger Kopf es weiter als ein überlegener ohne.
Schlimme Nachrichten soll man nicht überbringen, noch viel weniger empfangen.
Man muß in allen Dingen stets etwas in Reserve haben: dadurch sichert man seine Bedeutsamkeit.
Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme: sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück und ist das Freiatmen der Seele.
Ein Wort nachzuschicken, ist immer Zeit, nie, eins zurückzurufen.
Das Geheimnisvolle hat einen gewissen göttlichen Anstrich.
Einige Freunde führt ihre Zudringlichkeit, die meisten der Zufall uns zu. Und doch wird man nach seinen Freunden beurteilt: denn nie war Übereinstimmung zwischen dem Weisen und den Unwissenden.
Keinem werden wir und keiner wird uns ganz angehören.
Nie übertreiben! Es ist ein wichtiger Gegenstand unserer Aufmerksamkeit, nicht in Superlativen zu reden; teils um nicht der Wahrheit zu nahe zu treten, teils um nicht unseren Verstand herabzusetzen.
Mit Zurückhaltung muss man vorschreiten, wo tiefer Grund zu fürchten ist.
Nie übertreiben. Es sei ein wichtiger Gegenstand unsrer Aufmerksamkeit, nicht in Superlativen zu reden.
Den Beleidigungen zuvorkommen und sie in Artigkeiten verwandeln: es ist schlauer sie zu vermeiden, als sie zu rächen.
Die Affekte sind die krankhaften Säfte der Seele, und an jedem Übermaße derselben erkrankt die Klugheit: Steigt gar das Übel zum Munde hinaus, so läuft die Ehre Gefahr.
Jeder ist so viel, als er weiß, und der Weise vermag alles.
Ein Krieg ist das Leben des Menschen gegen die Bosheit des Menschen.
Alles schmeckt besser nach dem Entbehren. Der Besitz der Dinge vermindert nicht nur unseren Genuß, sondern er vermehrt auch unseren Verdruß.
Mehr Dinge hat Geschick durchgesetzt als Gewalt, und öfter haben die Klugen die Tapferen besiegt als umgekehrt.
Keine Sorgfalt ist besser angewandt als die gegen Spione.
Nie soll man über sich selbst sprechen. Entweder lobt man sich, was Eitelkeit ist – oder tadelt sich, was Kleinmut ist.
Man sei in seinem Benehmen nicht ungleich und widersprechend, weder von Natur noch aus Affektation. Ein verständiger Mensch ist stets derselbe, und Veränderungen können bei ihm nur aus äußeren Ursachen oder fremden Verdiensten entstehen.
Ein guter Witz hilft oft schneller als ein guter Rat, der durch langweilige Belehrung hervorgebracht wird.
Die Fähigkeit und die Größe soll man nach der Tugend messen und nicht nach den Umständen des Glücks. Sie allein ist sich selbst genug: Sie macht den Menschen im Leben liebenswürdig und im Tode denkwürdig.
Sich anderer Schande angelegen sein lassen, ist ein Zeichen, daß man selbst schon keinen fleckenlosen Ruf mehr hat.
Man sei daher so ganz Herr über sich und so groß, daß man sich weder im größten Glück, noch im größten Unglück die Blöße einer Entrüstung gebe, vielmehr, als über jene erhaben, Bewunderung gebiete.
Herz und Kopf: die beiden Pole der Sonne unserer Fähigkeiten: eines ohne das andere, halbes Glück. Verstand reicht nicht hin; Gemüt ist erfordert. Ein Unglück der Toren ist Verfehlung des Berufs im Stande, Amt, Lande, Umgang.
Schnell genug geschieht, was gut geschieht. Was sich auf der Stelle macht, kann auch auf der Stelle wieder zunichte werden: aber was eine Ewigkeit dauern soll, braucht auch eine, um zustande zu kommen.
Wer die Gefahr begriffen hat, geht mit Behutsamkeit seinen Weg. So leicht ein Wort dem scheint, der es hinwirft, so schwer dem, der es aufnimmt und wiegt.
Der Arzt beherrsche gleich viel Wissenschaft zum Nichtverschreiben wie zum Verschreiben, und oft besteht die Kunst gerade in Nichtanwendung der Mittel.
Was viel wert ist, kostet viel.
Keiner ist zu arm dafür, es kostet nichts, bewirkt doch viel und erhält seinen Wert erst, wenn man es weitergibt: ein böses Wort.
Hat man einmal die Meinung gewonnen, so ist es leicht, auch die Zuneigung zu gewinnen.
Ein Weiser nutzt seine Feinde besser aus als ein Narr seine Freunde.