August Wilhelm von Schlegel Zitate
Das lyrische Gedicht ist der musikalische Ausdruck von Gemütsbewegungen durch die Sprache.
Das echte Neue keimt nur aus dem Alten; Vergangenheit muß unsre Zukunft gründen.
Poesie, im weitesten Sinne genommen, als die Fähigkeit das Schöne zu ersinnen und es sichtbar oder hörbar darzustellen, ist eine allgemeine Gabe des Himmels, und selbst sogenannte Barbaren und Wilde haben nach ihrem Maße Anteil daran.
Innere Freiheit und äußere Notwendigkeit, dies sind die beiden Pole der tragischen Welt.
Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein. Sobald man es zu sein glaubt, hört man auf, es zu werden.
Die Poesie der Alten war die des Besitzes, die unsrige ist die der Sehnsucht; jene steht fest auf dem Boden der Gegenwart, diese wiegt sich zwischen Erinnerung und Ahndung.
Auch die lebendigste Hervorbringung der Kunst, die dramatische Poesie, hat ihre contemplative Seite.
Im Stil des echten Dichters ist nichts Schmuck, alles notwendige Hieroglyphe.
Wie die schöpferische Wirksamkeit des Genius immer von einem gewissen Unbewußtsein begleitet ist, so fällt es auch der begeisterten Bewunderung schwer, und je ächter sie ist, um so schwerer, zu besonnener Klarheit über sich selbst zu gelangen.
Man bemerke zuvörderst, wie völlig getrennt die berühmten und verehrten Schriftsteller bei uns von den beliebten sind… Man stellt sie in Bibliotheken auf, aber liest sie wenig, geschweige, daß man sie sich zu beständigen Begleitern und vertrauten Freunden erwählen sollte.
Resultate tiefer Geschichtforschung Neue Fratzen statt der alten, Die man sonst für wahr gehalten! Gebt die alt‘ und neuen Fratzen, Die den Hunden, die den Katzen!
Man kann sagen, daß es ein charakteristisches Kennzeichen des dichtenden Genies ist, viel mehr zu wissen, als es weiß, daß es weiß.
Gesellige Ausbildung schärft den Sinn für das Lächerliche, und wird, bis zur Überfeinerung getrieben, für den Enthusiasmus tödlich.
Dichter sind doch immer Narzisse.
Die Poesie ist Musik für das innere Ohr, und Malerei für das innere Auge; aber gedämpfte Musik, aber verschwebende Malerei.
Die christliche Gesinnung bringt es mit sich, wenn man Ursache zur Zufriedenheit mit sich zu haben glaubt, sich in seinem Innern zu demütigen, damit nicht der Stolz auf das vollbrachte Gute die gefährlichste Versuchung werde.
Mit der echten Größe geht auch der Maßstab dafür verloren.
Genialischer Übermut reißt leicht zu wilden Ausschweifungen.
Alles, was mit einer gewissen Konsequenz durchgeführt ist, kann aus sich selbst nicht widerlegt werden.
Mag doch die Zukunft droh’n aus düstern Fernen; Sucht euren Weg, verbrüderte Geschlechter! Der Himmel leuchtet ja mit seinen Sternen.
Aus der Verbindung der kernigen und redlichen Tapferkeit des deutschen Nordens mit einer aus dem Orient gekommenen ganz geistigen Religion, dem Christentum, ging der ritterliche Geist hervor: eine mehr als glänzende, und bisher in der Geschichte beispiellose Erscheinung.
Das Urbild der Vollkommenheit muß seinem Geiste [dem Geist des Kritikers] inwohnen: sonst fehlt ihm ein zuverlässiger Maßstab für die Arten und Grade der Annäherung.
Klugheitsregel Verspottet, mache kein Gewinsel; Daran erkennt man erst den Pinsel.
Poesie ist eine Gabe des Himmels, und selbst sogenannte Barbaren und Wilde haben nach ihrem Maße Anteil daran.
Kenn‘ ich nur mich, was frag‘ ich nach den Dingen? In meiner Brust versteh‘ ich andrer Thaten. Die Weisheit muß mir Maß und Stille raten, Auf daß nicht blindlings meine Kräfte ringen.
Die Schriftstellerei ist, je nachdem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Handwerk, eine Kunst, eine Wissenschaft und eine Tugend.
Es gibt Tage wo man sehr glücklich gestimmt ist, und leicht neue Entwürfe machen, sie aber eben so wenig mitteilen, als wirklich etwas hervorbringen kann. Nicht Gedanken sind es; nur Seelen von Gedanken.
Man soll nicht aus Mitleiden bewundern, noch aus Menschenliebe Beifall zollen.
Aus deinem Inneren nimm dein Ideal; sonst geht dein Selbst an einen Traum verloren.
Schön ist, was zugleich reizend und erhaben ist.
Man kann nicht aus Menschenliebe Beifall zollen, noch aus Mitleiden bewundern.
Gespräche eines Autors mit seinen Lesern: Autor: Viel dick‘ und dünne Bücher hab‘ ich geschrieben: sind euch die nicht im Gedächtniß geblieben? Die Leser: Ach! so was vergißt man im Augenblick. Wir fanden die dünnen schon viel zu dick.
Was es auch sein mag, was Du unternimmst, lieber Bruder – handle groß, und wenn es nicht gelingt, so bleibe fest stehen.
Wo Liebe lebt und labt, ist lieb das Leben.
Der Geist der gesamten antiken Kunst ist plastisch, so wie der modernen pittoresk.
Literatur ist Unsterblichkeit der Sprache.
Tätigkeit ist der wahre Genuß des Lebens, ja das Leben selbst.
Der Verfasser der Räuber [Anm.: gemeint ist Friedrich Schiller], in dessen früheren Gedichten und Dramen so manche Züge jedes zarte Gefühl verletzen, mußte wissen, wie leicht genialischer Übermut zu wilden Ausschweifungen fortreißt.
Nicht alle Irrtümer haben eine Ahnentafel.
Mancher betrachtet Gemälde am liebsten mit verschloßnen Augen, damit die Fantasie nicht gestört werde.
Humor ist gleichsam der Witz der Empfindung.
Die Gesellschaft ist ein unentbehrliches Mittel zur Bildung.