August von Platen-Hallermünde Zitate
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Überlass dein Boot auf dem Meere des Schicksals nicht den Wellen, sondern rudere selbst; aber rudere nicht ungeschickt.
Aufrichtiges Wollen genügt, um das Gute rein zu erkennen. Aber nur Nachdenken und Aufmerksamkeit auf uns selbst führen zu jenem schnellen Scharfblick und jener Feinheit der Unterscheidungskraft, die bei den mannigfachen und verwickelten Ereignissen unsers Lebens so nötig sind.
Nur Einsamkeit ist Vollgenuß des Lebens; wo sind zwei Herzen, die sich ganz verstehen?
Wer vermöchte Gott zu strafen, der uns verdammte, Mensch zu sein!
Doch mundet umso süßer, Je flüchtiger ein Kuß.
Während du glaubst, das Genie zu beherrschen, beherrschest du höchstens bloß des Genies Leichnam, welchen die Seele verließ.
Sei auf deiner Hut vor Aufwallungen des Zorns. Laß deinen Unmut niemals Leute fühlen, die dir nichts darauf erwidern dürfen oder mögen.
Wenn du verdrießlich bist, so frage dich ernstlich selbst: Was ist die Ursache meiner Verdrießlichkeit? Läßt sie sich nicht heben? Was soll ich tun? Meistens wird sie zu heben sein.
Jedes Laster geht seinen eigenen Weg, aber alle gelangen zu demselben Ziel.
Ich möchte wieder wie ein junger Schwärmer Auf meinem Pegasus ein bißchen reiten.
Leicht zwar ist der Besitz, doch schwer zu erringen.
Hüte dich vor allzu vielem und schnellem Lesen. Lies vielmehr mit Bedacht, lege öfters das Buch beiseite, präge dir das Gelesene ein und sinne darüber nach.
Ein Dichter lädt an keinen kargen Tisch, Er fühlt sich reich und lebt verschwenderisch, Weil er sich eher jeden Teil verzeiht Nur nicht gedankenlose Nüchternheit.
Verliebte sehen in der Welt nur sich, doch sie vergessen, daß die Welt sie sieht.
Rede niemals, wenn du nicht den Drang fühlst. Erkläre dich an den Orten, die du besuchst, frei, wie du es hältst. Man wird sich an deine Weise gewöhnen.
Religion in des Griechen Gemüt war sittliche Handlung, aber sie ward Handwerk, schwatzender Pöbel, in dir!
Wenn du des Morgens erwachst, übersinne den Tag. Suche ihm seine günstige Seite abzugewinnen, wenn dir auch unangenehme Geschäfte bevorstehen.
Ich beginne meine Studien wieder, aber ich fühle daß sie mich nicht ausfüllen, daß mir die Praxis des Lebens fehlt. Das Studium ist immer nur eine halbtätige Wirksamkeit.
Glücklichen ist’s nicht verliehen Zu begreifen fremdes Weh.
Was forscht ihr früh und spat dem Quell des Übels nach, da doch kein anderes ist, als Kreatur zu sein?
Dem frohen Tage folgt ein trüber, Doch alles wiegt zuletzt sich auf.
Deine Reue sei lebendiger Wille, fester Vorsatz. Klage und Trauer über begangene Fehler sind zu nichts nütze.
Die Welt ist eine Tafel, noch viel ist unbeschrieben.
Gegen Geringere sei höflicher als gegen Höhere.
Glaube nicht, daß alle Personen, die deine Sympathie auf den ersten Anblick in Anspruch nehmen, für dich geschaffen wären; denn die Erfahrung widerlegt es.
Schränke deine Bedürfnisse ein, so viel es dir möglich ist, um so viel möglich deine Freiheit zu bewahren. Mancher, sagt Horaz, dient lieber in Ewigkeit, eh er lernt, mit wenigem zu leben.
Sprecht von den Alten mit mehr Ehrfurcht, ihr Jünger der Seichtheit, weil ihr ihnen ja doch alles verdankt: Kunst habt ihr von den Griechen erlernt, Politik von den Römern, habt selbst Religion bloß von den Juden gelernt.
Es ist weder möglich, noch denkbar, daß du mit menschlichem Verstande die Gottheit und die ursprüngliche Erschaffung der Dinge begreifen könnest, da du nur einen so kleinen Teil des Universums übersiehst und selbst diesen nur sinnlich und von außenher erkennst.
Das „Nichts bewundern“ soll mein Motto sein.
Versprich wenig, besonders nicht in Kleinigkeiten, halte aber, trotz aller Hindernisse, das Versprochene.
Rangstolz ist in Nichts gegründeter persönlicher Dünkel.
Sobald du Partei nehmen mußt, wähle nach eigener Überzeugung die gerechte.
Wäre der Geist nicht frei, dann wäre es ein großer Gedanke, daß ein Gedankenmonarch über die Seelen regiert.
Ihr fürchtet nichts, Tyrannen; allein den Tod, den fürchtet ihr!
Der Gute trägt nicht allein durch ausdrückliche Tat und Belehrung zum Wohl anderer bei. Sein Leben gleicht vielmehr einem fruchttragenden Schattenbaum, der unwillkürlich auf das umgebende Erdreich glückliche Keime ausstreut, wodurch er Gleiches, ihm selbst Ähnliches hervorbringt.
Exzerpiere aus den Schriften, die du liesest, doch nur die wahrhaft bedeutenden Stellen, nicht allein solche, die dir gefallen und deiner unwillkürlichen Stimmung zusagen.
Wer ganz mit seinem Schmerz allein, der lernt den Schmerz genießen.
Völlig elend ist der tät’ge Mensch nie; und Natur in ihrer wilden Schönheit heilt die Seele selbst des Leidensvollsten.
Fahre fort, wie bisher ein Tagebuch zu führen. Der Nutzen ist mannigfach und auch das Vergnügen. Aber mache dir strenge Aufrichtigkeit zur Pflicht. Es sei dir nicht bloß Erinnerung, es sei dir Mittel, dich selber kennen zu lernen.
Pöbel und Zwingherrschaft sind ewig verschwistert; die Freiheit hebt ein geläutertes Volk über den Pöbel empor.
Wenn es dir jemals erlaubt ist, in einem kleinen Zirkel befreundeter Menschen zu leben, so kannst du unter ihnen das Wohl der Menschheit mehr befördern, als wenn du ewig einem Fürsten dientest.
Wenn du zwischen Wahrheit und Lüge in die Enge kommst, entscheide dich ohne Nachsinnen für die Wahrheit. Sie ist immer die bessere, gesagt zu werden.
Sei niemals Enthusiast für neue Bekanntschaften, wenn sie dir auch gefallen. Schenke ihnen niemals dein Vertrauen. Rede nicht von dir selbst mit ihnen, wie du denn überhaupt so wenig als möglich von dir reden sollst.
Wo die Praxis des Lebens fehlt, ist das Studium immer nur eine halbtätige Arbeit.
Die Liebe scheint der zarteste der Triebe, Das wissen selbst die Blinden und die Tauben, Ich aber weiß, was wen’ge Menschen glauben, Daß wahre Freundschaft zarter ist als Liebe.
Uns glücklich macht nur lieben, ach, und geliebt zu sein.
Selig der Dichter, er kann festhalten das zeitliche Dasein, Aber verewigen auch alle Gestalten des Raums.
Wollt ihr etwas Großes leisten, setzet euer Leben dran!
Wenn was auf Erden heilig ist, so ist es eines Helden Wort.
Jeder muß entsagen lernen, bis er dem Leben selbst entsagt.