August von Platen-Hallermünde Zitate
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Bezwinge den Eigenwillen. Es wird dir nicht an Gelegenheit fehlen, deine Festigkeit zu zeigen. Den Trotz aber verbanne von da, wo er nicht hingehört.
Die Welt ist, o Freund, ein Gedicht.
Die Wahrheit hat von jeher bloß den Schurken wehgetan.
Was stets und aller Orten Sich ewig jung erweist, Ist in gebundnen Worten Ein ungebundner Geist.
Verzeihen ist leicht, allein Vergessen schwer.
Bewahre die Unbescholtenheit deines Namens und bringe ihn rein und makellos auf die Nachwelt. Laß dich durch keinen guten Zweck zu zweideutigen Mitteln hinreißen.
Schön ist’s Großes zu tun und Unsterbliches, fühl’s, o Jüngling! Früh von der Stirn mühevoll rinne der männliche Schweiß.
Zwar kommt Erhörung oft geschritten Mit ihrer himmlischen Gewalt, Doch dann erst hört sie unsre Bitten, Wenn unsre Bitten lang verhallt.
In meine Tugend hüll‘ ich mich und schlafe.
Jede Arbeit behalte lange für dich und spare keine Feile, sie zu vervollkommnen.
An einen Despoten Teuflischer Heuchler! du machst mit der Rechten das Zeichen des Kreuzes, Doch mit der Linken indeß schlägst du die Völker an’s Kreuz.
Hohle Gefäße geben mehr Klang als gefüllte. Ein Schwätzer ist meistens ein leerer Kopf.
Ein Scherz hat oft gefruchtet, wo der Ernst nur Widerstand hervorzurufen pflegte.
Stets liegt, wo das Banner der Wahrheit wallt, Der Aberglaube im Hinterhalt.
Denken, was wahr ist! Fühlen, was schön ist! Wollen, was gut ist!
Sei niemals schüchtern und befangen ohne Ursache. Alle, mit denen du zu tun haben kannst, sind Menschen wie du, haben ihre Torheiten und Schwächen. Die Besseren und Weiseren unter ihnen hast du ohnedies nicht zu scheuen. Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben, sagt Goethe.
Im Wasser wogt die Lilie, die blanke, hin und her, Doch irrst du, Freund, sobald du sagst, sie schwanke hin und her! Es wurzelt ja so fest ihr Fuß im tiefen Meeresgrund, Ihr Haupt nur wiegt ein lieblicher Gedanke hin und her!
Andre mögen andre loben, Mir behagt dein reich Gewand, Durch sein eigen Lied erhoben Pflückt dich eines Dichters Hand.
Lerne zu reden; aber lerne auch zuzuhören.
Wer einem Sieger widerspricht, der widerspricht mit Unbedacht.
Bringe Abwechslung in deine Studien und Lektüren. Wer nur wenig auf einmal liest, behält dies Wenige desto besser.
Wie mancher dünkt sich virtuos und schlägt gewalt’ge Triller, Der bloß als leere Phrase drischt, was Goethe sprach und Schiller.
Sieh deine Freunde weder zu oft, noch zu selten.
Schlechtes verbietest du leicht; doch gegen des Genius Werke sind ohnmächtig und schwach Scherge, Minister, Despot.
Unsre Jugend, die sich so gern mit Theorien beschäftigt, wird sie vielleicht daran erinnern, daß man das, worüber man theoretisiert, erst erfahren haben muß, und daß dann die Dinge von selbst in ihr gehöriges Licht treten.
Bei allen Dingen liebe die Mäßigung, eine Tugend, die schwerer ist, als sie scheint, aber notwendiger als irgend eine.
Versäume den Körper nicht, von dem dein ganzes Erdensein abhängt. Unterrichte dich, was ihm frommt und was ihm verderblich ist.
Der Zweck deines Lebens sei Vervollkommnung im Guten. Gut ist alles, was zur Gesundheit deines eignen Körpers und Geistes wie jener anderer Menschen beiträgt.
Sei immer wahr und offen und hasse jede Art von Gezwungenheit und Verstellung. Scheue dich nicht, deine Unwissenheit, deine Ungeschicklichkeit zu gestehen. Deine Torheiten und Fehler vertraue nur wenigen.
Nicht Besitz ist alles, auch entsagen schwellt das Herz mit einem edlen Stolz.
Von gemeinen Menschen, von Leuten ohne Erziehung halte dich in kalter, obgleich nicht stolzer Entfernung. Denn, wie ein morgenländischer Spruch sagt, Kälte nur bändigt den Schlamm, damit er den Fuß nicht beschmutze.
Und des Himmels Lampen löschen mit dem letzten Dichter aus!
Wird dir das Los zu schwer, schau, eh du klagst auf die andern, schwerer beladen als du, muß mancher durchs Leben oft wandern.
Quäle dich nicht mit Mutmaßungen über ein künftiges Sein. Sobald du die Zwecke deines jetzigen immer vor Augen hattest, so ist dein Leben vollendet, wenn dich auch der Tod mitten unter deinen Hoffnungen und Plänen hinwegnimmt.
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe.
Hüte dich vor den Torheiten der Liebe.
Wie hatte ich mich nicht als Kind nach Hannover gesehnt, wenn ich meinen Vater von seiner Vaterstadt erzählen hörte. Von dort her mußte mir das Liebste kommen, was mir das Leben gewährte. Schon die hannoverische Sprache war mir immer von allen Dialekten der liebste, eine wahre Ohrenmusik.
Traum ist alles Irdischen Erscheinung, Wahn ist jede liebende Vereinung, Und was Wahrheit wird genannt, ist Meinung.
In kristallne Quellen schleudre keinen Stein, bete zu den Wellen: Wär‘ auch ich so rein!
Sei pünktlich. Laß nie Unordnung in deinen Habseligkeiten und Papieren einreißen. Mustere von Zeit zu Zeit deine Papiere, vernichte die unnützen.
Traue lieber zu sehr, als daß du mißtraust.
Lege deine Schriften Leuten vor, die aufrichtig darüber urteilen können und wollen. Urteilen sie, daß du invita Minerva (gegen den Willen der Göttin Minerva, d. h. unfähig zu geistig-literarischer Tätigkeit) schreibst, so entschwöre dich für immer den Musen, und mit Ernst.
Das hat die Freude mit dem Schmerz gemein, daß sie den Menschen der Vernunft beraubt.
Lern‘ aus der Welt Jahrbüchern Gerechtigkeit.
Es scheint, daß der Norden, nachdem ich einmal den Süden gesehen, nicht mehr recht begeistern will.
Um aber irgendein Verhältnis von jeder Bitterkeit, von jedem Mißverständnisse auf immer zu bewahren, gibt es nur ein Mittel, und dies heißt Zutrauen. Ohne dasselbe geht jede Freundschaft in kurzer Zeit zu Grabe.
Wer im Gesang schwach ist, schlage die Leier entzwei.
Halbdichter Das nicht heißt ein Gedicht, wenn irgend ein guter Gedanke, Irgend ein glücklicher Vers zwischen erbärmlichen steht: Jegliche Silbe verrate den Dichter, wofern er es ganz ist, Was er gedacht, scheint uns niedergeschrieben in Erz.
Befolge die Maxime Mark Aurels, jeden, auch den unbedeutendsten Schwätzer, aufmerksam und genau anzuhören. Du gewinnst dadurch, teils in der Neigung des Menschen, teils auch durch das, was er sagt, doch immer mehr, als wenn du zerstreut bist.
Man muß das, worüber man theoretisiert, erst erfahren haben, dann treten die Dinge von selbst in ihr gehöriges Licht.