August Pauly Zitate

Es ist das dynamische Gesetz der Ästhetik, dass ein Kunstwerk von der Wirkung auf den Genießenden nur so viel wirklich sein nennen darf, als es seelische Kraft des Künstlers bei seiner Schöpfung verbraucht hat.

Für gewissen Naturforscher besteht das Welträtsel nur in der Existenz des Philosophen und der Philosophie.

Lieber sich für die Wahrheit schämen als für eine Unwahrheit.

Wie ohnmächtig stehen wir da vor dem Weltgang, indem es keine rückwärtsleitende Macht über geschehene Dinge gibt, welche wieder herstellen könnte, was wir verloren haben.

Mit Empfindung der Welt beginnen wir vor allem Wissen; und in Empfindung endigt das gereifte Wissen.

Es kann sich kein Sperling in Wolkenhöhe behaupten; und wenn ihn ein Adler hinauftrüge, er strebte wieder hinunter, wo ihm das Pferd seinen unverdauten Hafer hinterlassen hat.

Hinter allen Apparaten des Wissens und Erkennens liegt als sammelnder Hohlspiegel das menschliche Herz und spricht sein letztes Wort über die Welt.

Man begegnet zuweilen Menschen, deren Verstand sehr beschränkt, aber doch in einem Punkt stark genug ist, um den Weg hell zu beleuchten, auf welchem fremdes Geld in ihre Taschen zu wandern vermag.

Gleicht das Leben nicht einem Akrobaten, der auf einer rollenden Kugel läuft, sich mit Kunst lange oben hält, aber endlich doch herunter muß aus Müdigkeit?

Wenn der Verstand seine Rechnung abgeschlossen hat, setzt Empfindung die großen Zahlen ein, die er übersehen hat.

Die Baulinie, welche in unseren Städten eine so traurige Rolle spielt, ist jene Linie, durch welche eine Anzahl Philisterköpfe in einer Geraden miteinander verbunden werden.

Was schlechte Richter sind, können wir an uns selbst lernen, wenn wir die Vergehen unserer Kinder strafen.

In der Natur steht auf jede Geburt die Todesstrafe.

Es ist wohltuender, der Größe des Unerforschten inne zu werden, als sich im Genuß des Erforschten zu ergehen.

Bei den Dummen in dieser Welt kann einer ohne Kopf in neuen Kleidern sein Geschäft machen. Auf diese Weise sind schon viele so weit in die Höhe gekommen, bis sie endlich neben ihresgleichen saßen.

Für den Maulwurf ist die Welt nicht größer und weiter als seine Gänge.

Das Leben mäßigt uns immer, mäßigt uns so lange, bis wir als stille Leute mit idealen Leichengesichtern bedürfnislos in unseren Särgen liegen.

Was sucht ihr Ruhm? Könnt ihr denn mehr gewinnen von der Welt, als daß euch aus dem Menschenwald ein Herz, das wie das eure fühlt, das Glück zurückwirft, das ihr ihm zugesandt!

Die Köpfe mancher Menschen sind gebaut wie ihre Füße: vorne platt und in der Mitte hohl.

Gewöhnlichkeiten werden jedem geglaubt, zum Ungewöhnlichen bedarf es der Autorität.

Der sicherste Weg, an dem geistigen Inhalt eines Kunstwerks vorbeizugehen, ist: dass man zuerst den Verstand zu ihm hinschickt.

Man denkt sich den Priester der Kunst, der Wissenschaft oder der Religion so sehr in seine ideale Welt versunken, daß ihm die nutzbringende wirklich ganz darüber verloren geht; in Wahrheit aber vergessen die meisten von ihnen nicht diese, sondern jene.

Es gibt eine Sorte von Ignoranten, welche einem das Übergewicht der Unwissenheit fühlen lassen.

Was Mittelmäßigkeit verehrt, lebt nicht über sie hinaus.

Wenn man einen plattdeutschen Bauern französisch lehrt und er macht deutsch daraus, so ist es englisch.

Delinquenten des Lebens, die wir sind, von denen keiner eine Begnadigung zu erhoffen hat, bitten wir nun um eine schmerzlose Hinrichtung.

Überall, wo Autoritäten herrschen, gibt es verbotene Wege, und auf einem dieser Wege liegt gewöhnlich die nächste große Wahrheit.

Neben dem Metallgeld der Tatsachen zirkuliert im wissenschaftlichen Verkehr das Papiergeld der Meinungen, zu dessen Ausgabe jeder berechtigt ist, dessen Kurs er aber auch durch die Deckung bestimmt, die er denselben an Metallgeld zu geben vermag.

Wenn der Sprachapparat eines Menschen leicht angetrieben wird, besteht die Gefahr, daß ihn ein bloßer Wind in Tätigkeit setzt. Diese Art von Windmühlen sind wie die wirklichen in flachen Gegenden häufiger als in gebirgigen.

Das alte, lange in der Sprache verwendete Wort hat, wie der alte Mensch, einen größeren Lebensinhalt und ist darum das Wort des Dichters. Das junge oder gar das fremde Wort ist noch arm an solchem Gehalt und ist das Wort der Wissenschaft oder der kalten Welt.

Sie würden nicht mit dem falschen Geld der Höflichkeit zufrieden sein, wenn sie sich das echte Gold der Achtung verdienen könnten.

Ihr sucht den Wert der Welt zu ermessen. Lebet und nehmt sie mit allen Kräften auf, dann werdet ihr bald inne werden, daß sie alles Maß und allen Wert übersteigt.

Es ist Natur, es ist Ewigkeit in allen Dingen!

Das heilige Feuer der Wissenschaft wird von tausend Händen mit Eifer geschürt; viele aber kommen nur dazu herbei, ihre Kartoffel an ihm zu braten.

Die edelste und geheimste Würde des Menschen ist diejenige, die sich in der Vornehmheit seines Geistes ausspricht.

Für besser gehalten zu werden, als man ist, ist auch eine Art Verleumdung, die sich ein ehrlicher Mensch nicht gefallen lassen kann.

Eitelkeit ist eine untreue Dienerin. Sie macht ihren Herrn um soviel kleiner, als sie ihn größer zu machen vorgibt.

Kleine Köpfe, lange Zöpfe.

Bei dem Gestalten seiner inneren Welt helfen dem einen die großen Baumeister aller Zeiten, dem andern die Schulmeister, dem dritten die Narren.

Die moderne Zeit liefert uns tausend Bequemlichkeiten, aber keinen einzigen warmen Platz für die Seele.

Irrtum und Wahrheit breiten sich in der Wissenschaft gleich schnell aus, werden gleich willig aufgenommen und gleich stark festgehalten, aber nicht gleich lang.

Bescheidenheit ist die Schwester der Wahrheit.

Auch an der Spitze der wissenschaftlichen Armee marschieren Tamboure, d.h. Leute niedrigen Grades, welche Lärm machen.

Es hat ihn so in seinem Namen gefroren, daß er sich ein „von“ kaufen mußte.

Nicht bloß vor der Abkühlung seiner Erdkugel muß das Menschengeschlecht Angst haben, sondern noch mehr vor der gänzlichen Abkühlung seines Innern.

Jede Weltherrschaft ist auf so viel Verbrechen wider die Menschheit gegründet, dass sie an diesen die tragische Schuld ihres Charakters in sich trägt, an der sie endlich zugrunde gehen muss.

Was alles die Menschen als Zeichen von Vornehmheit ansehen, das macht sie gerade zum Pöbel.

Ist das Literatenvolk nicht wie die Enten Münchhausens? Einer läßt einen Gedanken fallen, der nächste verschluckt ihn und gibt ihn mit Druck unverändert wieder. Dann nimmt ihn der zweite auf und tut das Gleiche und so weiter. Und so geht er durch eine ganze Reihe von Federvieh unverdaut hindurch.

Der moderne Mensch hat auch in seinem Äußern das unscheinbare Gewand einer Ameise angenommen, der er in seinem Wesen jetzt so sehr gleicht, während er ehedem sich schmückte wie ein Schmetterling.

Erst wenn zur Größe eines Geistes Fülle kommt, wirkt er über Völker und durch Zeiten.