August Pauly Zitate
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Was die Menschen Glück nennen, ist das Gemeinste am Leben, den Niederträchtigsten am leichtesten erreichbar.
Es gibt Dinge im Leben und in der Wissenschaft, welche nur die kühnste Phantasie zu erfassen vermag, und andere, die nur der ruhigste Verstand sieht. Darum gehören auch so oft zwei Menschen dazu, um eine Sache richtig zu sehen.
Wir können nicht leben ohne Menschen und leben nie mehr, als wenn kein Mensch um uns ist.
Steif und aufrecht wie Papierschifflein schwimmen die Tagesgrößen auf dem Strom der Zeit dahin. Aber schon bald löst sie der Strom jämmerlich auf.
Sehr, dass ihr die Torheiten aus der Mode bringt, anders könnt ihr sie ihnen nicht abgewöhnen.
Umgib dich mit Einsamkeit und großen Geistern, wenn du des Glückes inne werden willst, dass sich das Schicksal aus der Bewusstlosigkeit hervorrief, um in die Welt zu blicken.
Gute Bücher denken für uns, bei schlechten Büchern müssen wir für sie denken. Darum sind uns diese oft nützlicher als jene.
Es gibt Menschen, denen man zu einer Theorie, die man ihnen bietet, auch noch den Kopf liefern müßte, sie zu verstehen.
Wir haben auch unter uns Menschen solche Tiefseefische mit großen gierigen Augen und gewaltigen Mäulern, welche umherschießen, um den Nutzen zu verschlingen.
Ist der Tod nicht eine herrliche Flucht vor allen Verfolgern, menschlichen und Schicksalsmächten? Mit einem wahren „salto mortale“ bist du in einem andern Lande, und ohnmächtig stehen sie an deiner Leiche.
Der Mensch zieht sich mit dem Alter wie eine Schnecke vor der Winterkälte in immer tiefere Kammern seines Innern zurück.
Die Natur setzt uns bei unserer Geburt auf eine gewisse Höhe und überlässt es uns, von ihr aus weiter zu fliegen.
Urteile über Menschen und Dinge der Welt, die als Bilder in uns liegen und so viel Zweige haben, als ein Baum Wurzeln hat und ebenso langsam gewachsen sind wie ein solcher, lassen sich nicht in einem Sprung aus einem Kopf in den anderen verpflanzen.
Es ist dem Verstand selber nicht wohl, wenn er ganz allein zurückgeblieben ist in der Seele eines Menschen und alles fortgegangen ist, was warm war.
Mit den dicken Büchern geht es wie mit den dicken Leuten. Sie sehen stärker aus als sie sind.
Der einzige Mut, den der Feige aufzubringen weiß, ist der gegen die Kraft, die ihn vorwärts in die Gefahr treiben will.
Es gibt Frauen, welche durch ihre Laune zur Essigmutter der Familie werden, die fortwährend alle Süßigkeiten des Lebens in Säure verwandeln.
Die Unendlichkeit der Welt nach dem Größten wie nach dem Kleinsten hin und die Gewissheit ihrer Einheit eröffnet dem forschenden Geist eine so ungemessene Bahn der Gedanken, dass seine größte Kühnheit nie verwegen genug sein kann.
„Nein“ hat einen kalten Atem.
Alles Große und Vernünftige in der Welt muss Quarantäne halten, ehe es Eingang findet in die Menschheit; nur Irrtum und Unsinn gelten unter allen Umständen für kerngesund und passieren frei.
Der beste Verstand ist immer der bescheidenste, weil er ein schlechterer wäre, wenn er nicht merkte, wann er sich zu bescheiden habe.
Was sind wir, wenn all das, was wir zu sein glauben, was uns schwer und tastbar und wirklich macht, nur geliehene Bausteine sind, aus denen nach uns andere wieder aufgebaut werden können?
Das gehört auch zu den Wundern des Lebens, daß die Menschen das Größte, was sie besitzen, wieder vergessen können.
An dem Grenzenlosen muß Philosophie verzweifeln.
Gräser lassen sich früh mähen, Bäume liefern spät ihr Holz.
Unser Geist fliegt höher, wenn ihm ein anderer vorausfliegt.
So ist es: das kalte Geld erwärmt ihre Seelen, und die wärmste Kunst lässt sie kalt.
Ein Mensch ohne Phantasie ist wie ein Sumpf. Der Stein, den du hinein wirfst, erzeugt keine Wellen.
Arglosigkeit ist eine der schönsten Eigenschaften des Menschen.
Betrachte dir diese Folge von Zwecken, bis ein Panzerschiff zustande kommt, und frage dich, ob das durch Zufall sein kann.
Du kannst dich nicht von der Welt befreien, du bist verstrickt in sie mit tausend Fäden, die in deine Einsamkeit hineinreichen; nur ihre Nichtigkeiten kannst du von dir abwehren.
Nirgends sollst du stolz sein als im Geistigen. Aber dort sollst du nur mit Königen verkehren.
Die Bewegung unseres Gemüts vergrößert die Gegenstände, welche die Bewegung erregt haben, wie wenn wir die Kreise zu seiner Größe mitrechnen, welche ein ins Wasser geworfener Stein erzeugt hat.
Wenn wir die Gedanken anderer lesen, stecken wir unseren Geist in fremde Kleider, und dieser hat vor dem Körper die Eigenschaft voraus, dass er sich, wenn sie ihm zu groß sind, in die fremden Kleider hinein dehnen, sie ausfüllen und sogar noch eine Zeit lang diese erworbene Größe behalten kann.
Schichtenweise liegen die Schicksale der Menschen übereinander und bauen die Zeiten auf.
Der Organismus ist ein historisches Wesen, daher voll erzählender Momente im Eindruck seiner Erscheinung.
Unser ganzes Leben hindurch zieht die Erde an uns, als wollte sie uns Flüchtlinge wieder haben, und endlich bekommt sie uns auch.
Auge und Seele erhalten sich ein ganzes Leben lang im reinen zarten Genuß der Natur, nur die Hand nimmt Gewohnheiten an. Dieses verleiht dem Genießenden einen Vorzug vor dem Künstler, der in der Wiedergabe der Natur die bescheidene Unschuld seiner Jugend verliert und durch Gewohnheit ersetzt.
Meinungen und Wille von Toren sollen dem Vernünftigen wie Glas sein, das an dem Eisen seiner Entschlüsse zersplittert.
Es gibt keine größere Glückseligkeit, als in den vollen Besitz seiner selbst zu gelangen, in feierlichen Augenblicken zu einem feinern Instrument geworden zu sein, auf dem die Natur eines ihrer großen Stücke spielt.
Wir irren alle und leben in Irrtümern und können sie nicht vermeiden. Was wir aber können, das ist, sie aufzusuchen und inne zu werden und sie dadurch in unsere besten Lehrer zu verwandeln.
Buchbinder sind die Schneider der Bücher. Sie machen oft erst Leute aus ihnen.
Mit 32 Figuren auf 64 Feldern kann man endlos ein interessantes Spiel treiben. In seinem Geist aber hat der Mensch eine unbegrenzt wachsende Zahl von Figuren und Feldern. Darum kann die Menschheit bis zu ihrem Ende das Schachspiel der Gedanken nicht ausspielen.
Lege einen Graben zwischen dich und die Welt mit einer Zugbrücke für deine Freunde.
Wenn einem Menschen große Geister klein erscheinen, so ist das ein Zeichen, dass er weit von ihnen weg ist.
Es gibt Menschen, die nur so lange auf unserer Erde bleiben, als das Leben des Menschen ein engelhaftes ist, d.h. in der Kindheit, und uns dann lächelnd verlassen. Den Zurückgebliebenen ist es dann, als ob sie einen Blick in den Himmel hätten tun dürfen und Engel spielen sehen.
Echte Gedanken strömen hervor wie Lava aus dem Berg. Sie bringen die Wärme einer unbekannten Tiefe mit sich.
Wenn plötzlich in der Menschheit Vernunft einkehrte, so würde in allen ihren Dingen die größte Revolution eintreten, welche sie je gesehen hätte.
Wenn das Große einmal der Menge gehört, ist es ein Götze geworden.
Wir schreiten auf zweierlei Weise in der Wissenschaft vorwärts. Durch Sammeln, Beobachten, Untersuchen und Versuchen und durch Denkarbeit, kleine und große.