Wilhelm Vogel Zitate
seite 3
Diplomatie ist Handelstechnik höheren Ranges. Gefeilscht wird hier ebenfalls, nur mit höherem Raffinement. „Diplomatisch vorgehen“ heißt soviel wie auf Umwegen und Hintertüren, dem Unrecht zum Recht zu verhelfen suchen.
In der sinnlichen Liebe verrät sich der Egoismus mit seinen herrischen Wünschen am deutlichsten; jedes erstrebt den Besitz des anderen, anstatt freiwillig zu geben.
Jeder lebt sein Leben – auch wenn es verpfuscht ist.
Jedes erreichte Glück hört auf – Glück zu sein.
Der Mensch wird gehässig, der sich in seinen Plänen, wenn sie unedel sind, durchschaut sieht.
Manche Menschen haben angstvoll ihren Auftritt vor Augen. Sie denken immerzu an ihre Scene… dabei ist der Abgang viel schwieriger. Hier den richtigen Zeitpunkt nicht zu versäumen, ist wichtig… viel wichtiger als der Auftritt.
Menschenschicksale sind lose Blätter, die vom Winde getrieben zur Erde fallen – vergehen – und keine Spuren hinterlassen.
In dem Maße, in dem du deine Leidenschaften beherrschest, bist du Mensch; je weniger du sie im Zügel hältst, desto mehr näherst du dich dem Tiere.
Der Dummheit Geschwister sind Heimtücke und Gemeinheit, doch richtet sich meistens selbst die Fallnetze, denn Gemeinheit kommt immer durch Gemeinheit zu Fall.
Es gibt auch Leute, die das Laster bewundern, aus Furcht, lächerlich zu erscheinen, wenn sie es verdammen.
Die großen Sprecher übersehen in dem stillen, nicht in die Rede eingreifenden Zuhörer, den minutiösen Kritiker.
Mancher dient anderen zum Vorbild der Wahrheit und spricht bei dem Worte wahr die erste Lüge aus.
Nichts ist dem Strebenden verhaßter wie der Streber.
Der beste Helfer des Arztes wie des Kranken ist das Zutrauen. – Und welches ist schließlich der eigentliche Kern eines jeden Zutrauens? – Selbsttäuschung.
In dem Geschick begegnen wir dem verkörperten Charakter.
Wer zu hoffen aufhört, streckt freiwillig die Waffen.
Das innere Hassen der bestehenden Verhältnisse ist die Haupttriebfeder des Erfolgs.
So mancher hat Talent zu „vielem“; aber um „eines“ richtig zu tun, dazu hat er kein Talent.
Im Unglück stehst du – wie im wahren Glück – allein.
Die Frau bringt in der Liebe größere Opfer als der Mann.
Die erhebendsten Stimmungen entspringen der Erwartung.
Die Stufe eines Volkes läßt sich zu einem guten Teil an der Rolle erkennen, welche die Frauen des Landes einnehmen, und an der Behandlung und Achtung, die ihnen entgegengebracht wird.
Man richtet eine Menschenklasse oder eine Nation nicht nach ihren guten, sondern nach ihren schlechten Eigenschaften.
Die sicherste Waffe, „Gehässigkeit“ zum Schweigen zu bringen, ist „Schweigen“.
Die Kette der Pflicht mag nur der Tod lösen – oder ein erloschenes Gewissen.
Daß Sinnlichkeit abstoßen kann, mit Abscheu beginnend und in tödlichem Hasse endigend, übersieht die Sinnlichkeit.
Sich über die Kleinigkeiten des Lebens hinwegzusetzen, ohne sich dadurch verbittern zu lassen, ist die Grundbedingung einer weisen Lebenskunst.
Das Gemeine kann einer nicht verbergen, und wenn er in Gold gekleidet ist.
Der kategorische Imperativ der Not ist der schnelllste Lehrmeister und der sicherste Führer.
Es gibt Menschen, deren ganzes Leben aus Genießen besteht – und die doch keinen Genuß vom Leben haben.
Wir glauben das Recht zumeist auf der Seite, wo uns das Herz hinzieht.
Die Schönheit des Körpers zieht an, die der Seele bindet.
Des Lebens Phasen wiederholen sich so unzählig vor unseren Augen, und doch erkennen wir die Tatsache, die uns zum Verhängnis wurde, zu spät. – Das innere offene Auge zum Schauen heranzuziehen, sollte eines unserer Hauptziele bilden.
Mißtrauen hat schärfere Augen als die Eifersucht – Eifersucht macht blind, Mißtrauen wachsam.
Als Unparteiischer sieht man am besten, wie unlogisch man in seinem Urteil wird, wenn man mit Gewalt das Recht auf seine Seite bringen will.
Es ist ein grausames Spiel der Natur, daß die Söhne ihren Vater meist erst dann verstehen, wenn sie von seinem Grabe kommen.
Ein kleines Samenkorn des Misstrauens findet in der bestgefügten Mauer eines noch so untrennbar scheinenden Vertrauens eine schwache Stelle, um sich einzunisten… und die Mauer rissig zu machen.
Ich tue meine Pflicht ist gleichbedeutend mit… mehr tu‘ ich nicht…!
Im Entsagen liegt die wahre Größe. – Begehren ist die Größe der Kleinen.
So mancher sieht sich von der Welt verkannt, weil er die Welt verkennt.
Das höchste Glück bringt uns der Augenblick eines unverhofften Gebens des Schicksals, wenn sich ihm jenes Zufriedensein zur Seite stellt, das keine Wünsche mehr hat.
Das Leben hat höhere Werte auszutauschen wie die Befriedigung niederer Triebe.
Man ahnt wohl die Gefahr, aber glücklicherweise nie den Tod, weil keiner seine Stunde für gekommen sieht.
Bei der Liebe wie beim Haß haben wir den Anfang wohl in der Hand – nie aber das Ende.
Die unerbittliche Härte so vieler Menschen ist nichts anderes als verlorener Glaube an das Wahre.
Man sollte nie mit seinem Wissen, seinem Glück und seinen Kräften prahlen… Das Schicksal läßt sich oft über Nacht zuviel Empfangenes zurückbezahlen.
Nur das Ungewisse und Unsichere der Gegenwart und Zukunft hält wach – das feste Jetzt wiegt in verderbliche Sicherheit.
Religion ist ein Grundpfeiler in dem Bau eines Staates. Wenn sie jedoch zur Politik wird, ist sie die größte Feindin des Fortschritts und des Gedeihens einer Nation.
Mit jedem Schritt der Erkenntnis, den uns die Erfahrung an die echte Wirklichkeit näher heranführt, geben wir jedesmal eine stolze Hoffnung von unserem Jugendbaume ab.
Nirgends zeigt sich der Mensch empfindlicher als in seinem Egoismus, und durch nichts ist er leichter zu besiegen als durch ihn.