Wilhelm Raabe Zitate
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Ist denn nicht unser ganzes Dasein meistens ein Kopfwegstecken vor dem Unvermeidlichen?
Wie viele treue Herzen und warme Hände fehlen uns immer in der besten Stunde!
Auch wenn man nur zum Fenster hinaus schaut, sieht man die Welt.
Nehmen Sie das Leben nur an den richtigen Stellen tragisch.
Es ist das Bedürfnis des Philisters, die Würde seiner Persönlichkeit sicherzustellen.
Man erlebt nicht das, was man erlebt, sondern wie man es erlebt.
Es ist immer etwas für einen Esel, durch das Weitergeben eines Gerüchtes auch einmal interessant zu werden und sich selber so vorzukommen.
Man kommt nicht in die Welt, um sich auszusuchen, sondern um „vorlieb“ zu nehmen.
Jeder Frühlings-Sonnentag schließt nur für ein paar Menschen, die imstande sind, ihn zu genießen, unter Millionen, die nicht dazu imstande sind, das Glück der Erde und also den Himmel auf.
Die Menschen steifen sich darauf, daß jeder um sie herum unrecht habe; meine Meinung jedoch ist, daß jeder in der Welt recht hat. Keiner mehr und keiner minder als der andere.
Knie dem Philister auf der Seele und du drückst doch keinen Geist heraus.
Es zeigte sich wieder, daß die Hoffnung und die Freude die besten Ärzte sind.
Es kommt auf Erden nichts um, auch nicht eine Träne, auch nicht ein Blutstropfen.
Man soll nur Bücher lesen, von denen man in den großen Krisen des Lebens keinen Ekel empfindet.
Unsere Pflichten wachsen aus unseren Schicksalen.
Es ist viel leichter geistreich zu tadeln, als zu loben.
Wir meinen alle, Eldorado läge nur eine Nasenlänge vor uns und es läge nur an uns, es zu erreichen.
Es kommt für den wirklichen Menschen die Zeit, wo er in den Werken der Autoren nicht mehr die Kunst, das Ästhetische sucht, um sich selber Ruhe zu schaffen im Sturm des Lebens, sondern die Fingerzeige, wie jene sich in dem großen Kampfe zurechtgefunden haben.
Man muß Bücher schreiben, die gewinnen, wenn das Geschlecht, das sie später liest, andere Röcke und Hosen trägt.
Hand in Hand jeliebtes Leben sagt die janze Naturjeshichte von vorne bis hinten.
Das schönste Gefühl auf dieser Erde: nicht mehr nötig zu sein. Nicht mehr gebraucht zu werden. Macht damit, was ihr wollt.
Wie vieles einem zu ausgetretenen Kinderschuhen werden kann!
Trotz aller Lehren, trotz aller Schulen steht der Mensch doch allein seinem Schicksal gegenüber, und er allein hat mit seiner Persönlichkeit Antwort zu geben.
So schönes Wetter – und ich noch dabei!
Was hat unsereiner Bessres von seiner Lebensarbeit, als daß er dann und wann erfährt, sein Werk habe Menschenkindern in guten Stunden noch ein wenig mehr Sonne und zu dunkeln, bösen wenigstens einen lichten Schein von Ferne in den Erdentag getragen.
Was ist der Mensch? Es ist schade, daß diese Frage nur von ihm selber aufgeworfen und beantwortet werden kann. Ich möchte wohl einmal die Meinung irgendeines anständigen Tieres, eines Esels, Ochsen, Pferdes oder auch nur eines Flohs darüber hören!
Es ist ein schauerlich Ding, nicht zu sein wie die andern.
Die Starken lachen selten auf dieser Erde, aber sie zeigen es auch nicht durch Tränen, wenn wir andern ihnen weh getan haben.
Eine Blume, die sich erschließt, macht keinen Lärm dabei: Unbemerkt kommt alles, was Dauer haben soll, in dieser wechselnden, lärmvollen Welt.
Jede gute Stunde an einem luftigen und trockenen Orte vorsorglich sicherstellen, auf daß man sie habe, und sie sofort vom Brett herunternehmen könne, wenn einmal die Zeiten teuer und die frischen Gemüse rar werden sollten!
Ich bin in meiner Jugend mit alten Leuten umgegangen und gehe in meinem Alter mit jungen um. Das ist die Weise, wie der Mensch möglichst behaglich durch die Welt kommen mag.
Wer aus armen, niederen Häusern kommt, dem darf man es nicht vorwerfen, wenn er die erste Strecke seines Weges nur scheu und zögernd zurücklegt, wenn ihn Nichtigkeiten blenden, wenn ihn falsche Trugbilder verwirren, wenn ihn Irrlichter weglocken.
Meine Tante teilt die Bücher in zwei Arten: gute, über welchen sie nach Tisch einschlafen kann, und schlechte, bei denen es nicht geht.
Hast du nach einer Krone gegriffen, so halt sie fest gegen Tod und Teufel.
Ein klassisches Kunstwerk: Man sieht die Fäden nicht heraushängen, an denen die Puppen gezogen werden.
Was sind wir allesamt anders als Boten, die versiegelte Gaben zu unbekannten Leuten tragen?
Hübsch ist es zwar, wenn ein Künstler nicht zu fett wird, aber unbedingt nötig ist’s gerade nicht, wenn er so mager bleibt.
Die träumerische Viertelstunde eines Poeten oder Philosophen ist oft wichtiger für die Menschheit als der Lärm einer tagelang währenden Feldschlacht.
Wir sollen die Liebe, welche wir den Toten mit ins Grab geben, nicht den Lebenden entziehen.
Die Welt ist einmal darauf gegründet, daß sich einer an dem andern ärgere, und diejenigen, welche die uralte Mode nicht mitzumachen wünschen, werden gewöhnlich am ersten zu Tode geärgert.
Mir ist gleichgültig der Rock, den ich trage, was ich esse und trinke und was die Narren von mir sagen.
Wir gehen tausendmal den nämlichen Weg, aber nimmer denselben.
Sie legen da Kränze hin, wohin sie gespuckt haben.
Ich halte das Lachen für eine der ernsthaftesten Angelegenheiten.
Wenn ihr wüßtet, was ich weiß, sprach Mahomet, so würdet ihr viel weinen und wenig lachen.
Den Narren gehört der Tag, die Nacht den Weisen – da sie gottlob nicht mehr zu wirken nötig haben, weil sie das Ihrige abgetan haben.
Wenn längere Zeit nach dem Tode eines geliebten Wesens einen der alte Schmerz überkommt, so überlege man, was der Tote versäumt habe, während man selbst und die andern weiterlebten.
Die beste Rechtfertigung hilft nur zu häufig nur dazu, den Verdruß noch größer zu machen.
Was ist unsereins, wenn er nicht wie Gott ist, wenn er nicht alle gelten läßt?
Durch „gewissenlos sein“ antizipiert man im Grunde nur die ewige Seligkeit.