Wilhelm Heinse Zitate
seite 1
Der beste Rat bleibt immer Stück- oder Flickwerk: wer sich nicht selber raten kann, dem ist nicht zu helfen.
Gott ist für diejenigen, die an ihn glauben, weiter nichts, als ihnen alle unbekannten Ursachen.
Die Freude ist das Salz im menschlichen Leben. Ohne Freude ist alles abgeschmackt.
Die gute Erziehung ist, dem Körper und der Seele alle Schönheit und Vollkommenheit zu geben, deren sie fähig sind.
Derjenige Mensch ist vollkommen, welcher seine Rechte und des Staates Rechte kennt und ausübt.
Man mag sich wenden und drehen, wie man will, man kommt immer darauf zurück: wo die Staatsverfassung schlecht ist, das ist kurz: wo die einen alles und die andern nichts haben, ist auch bald die Moral schlecht. Sie gehen Hand in Hand, entweder beide gut, oder beide schlecht.
Die sind des Lobes wert, die durch ihre Taten der Menschen Glauben überschreiten.
Der Mensch für sich allein, überhaupt jedes Wesen abgesondert, ist unglücklich.
Das Glück kann man nicht machen, man muß es annehmen wie es kommt, aber mit Verstand brauchen.
Gestehen wir es nur, daß die Phantasie die Schöpferin aller Glückseligkeiten der Menschen ist, und daß die Wahrheit immer ihr Glück zu Boden schlägt.
Die Eigenliebe ist eine der größten Krankheiten, die wir mit auf die Welt bringen. Sie ist blind wie die Liebe (zu einem schönen Weibe). Wer sie nicht mäßigt, kann kein großer Mann werden. Der Unwissende scheint sich dadurch klug und begeht tausend vermeidbare Fehler.
Auf andre Menschen bauen, heißt auf eines andern Dach bauen, wo man gar bald lästig, und schon ein geringer Grad von Wind zum Sturm wird.
Aller Zwang hemmt und drückt die Natur, und sie kann ihre Schönheit nicht in vollem Reize zeigen.
Gewalt und Druck über sich macht gewiß weniger Elend als Leere, innere Leerheit.
Der Mensch, sich selbst überlassen, glaubt von nichts etwas zu wissen, bis er sich es einigermaßen sinnlich vorstellen kann: und wo der Sinn aufhört, fängt die Einbildungskraft an. […] Das ist die Quelle seiner Wahrheit, seines Irrtums.
Wer sich einmal an das Leichte gewöhnt, der kömmt mit dem Schweren gar selten fort.
Bewegung und Berührung, Wesen und Form, Bewußtsein und darin entstehender Gedanke, dies ist das äußerste, wohin wir reichen.
Was weiß der Mensch von der Zukunft? Was gestern war, ist ihm ja schon ein Traum; und das hatte er doch gelebt. Von der Zukunft hat er weder etwas gesehn noch gehört.
Das ist ein elendes Volk an Heldenmut und Verstand, wo bei jeder Kleinigkeit eine Ehrensäule muß aufgerichtet werden.
Mit der ersten Jugend ist der beste Umgang; alle Erwachsenen haben entweder Prätensionen, oder stellen sich wenigstens so an; und dies verbittert die herzliche Freude.
Die Mensch weiß nie recht, was er will; und wenn er einmal hat, was er gewollt hat, so sieht er, daß es das nicht war. Und so geht all unser Bestreben ins Unendliche.
Aller Herrschaft Druck ist schwer; man muß den Menschen immer freiwillig handeln zu lassen scheinen.
Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen.
Der Mensch ist ein kleines Ding, man hat ihn bald auswendig gelernt, wenn man mit ihm vertraut wird.
Das kleinste lebendige Ganze hat die Grundgesetze des größten.
Von Gott sich einen Begriff sich abstrahieren zu wollen ist ebenso, als ein ganzes Konzert sich als einen Ton denken.
Zu allem Genuß sind zwei Herzen notwendig, die sich lieben.
Es ist erstaunlich, wie unendlich mannigfaltig der Mensch die wenige Luft verändert, die er mit einem Zug einathmet!
Ich habe meinem Schicksal folgen müssen wie ein Bach, der sich vom Felsen stürzt, der anziehenden Kraft.
Alles Große besteht aus Kleinem. Wer von Kleinem nicht Besitz nimmt, kann das Große nie erwerben.
Wer lauter große Dinge sehen will, muß sich zu einer Mücke wünschen.
Die Künste sind das Wallen des Meers nach einem Sturm, wenn keine Winde mehr brausen. Wenn die Kraft im höchsten Leben sich geäußert hat, gewirkt hat und ohne wirklichen Gegenstand sich von neuem äußert: das ist Kunst. Deswegen blühten die Künste allezeit nach großen Kriegen.
Der Glaube der meisten Menschen ist Befangenheit ohne Klarheit.
Unser Gefühl selbst ist nichts anderes als eine innere Musik immer währender Schwingung der Lebensnerven.
Wer nicht sagt, was er für wahr hält, ist entweder ein Heuchler oder ein Feiger oder ein gebrechlicher Mensch. Wer den Star stechen will, muß können sehend machen und den Leuten beweisen, daß Sehen besser sei als Blindsein.
Leben und Tod; daraus ist alles zusammengesetzt.
Es kann eben keiner höher, als ihm die Flügel gewachsen sind.
Man darf bey einigen fehlgeschlagenen Versuchen den Muth nicht sinken lassen. So bald nur einmal ein verständiger Plan ins Werk gesetzt worden ist, geht alles leichter.
Ein Akkord, ein Ton Musik tötet mit seiner seelenergreifenden Bewegung alle bildende Kunst sogleich, als er sich hören läßt.
Das allgemeine Leben ist Gott oder die Natur, wie du’s nennen willst.
Jeder Mensch ist Despot: und keiner hilft dem anderen so sehr, wenn er nicht muß, daß er ihn von sich unabhängig macht.
Die Menschen gehen jeden am nächsten an.
Wir erkennen uns bloß als Zusammensetzung, als Wirkung und nicht als Ursache.
Daß die Menschen immer mehr sein wollen als sie sind, ist eine der stärksten Quellen unseres Elends.
Menschenkenntnis ist das Resultat vieler Beobachtungen über eine Menge verschiedener Menschen.
Das Leben zehrt den Tod auf, und nicht der Tod das Leben.
Je mehr man das Weltall und seine Verbindungen damit kennt, desto vortrefflicher die Religion.
Der Mensch ist allen Gesetzen unterworfen, die in der Natur sind.
Es bleibt dabei: Luft und Land macht den Hauptunterschied von Menschen; alsdenn kömmt Zufall und die Kette der Begebenheiten, Neuheit und Ablebung; alles geht im Kreis und Taumel, und die Bewegung läuft immer fort.
Ein schwacher Feind in der Festung ist fürchterlicher als der stärkste von außen.