Arthur Schopenhauer Zitate
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Das Neue ist selten das Gute, weil das Gute nur kurze Zeit das Neue ist.
Wenn man Ihre Arbeit vermehrt, können Sie dreist verlangen, daß man auch Ihren Gehalt vermehre. Nur nicht blöde!
Ich weiß mir kein schöneres Gebet, als das, womit alt-indische Schauspiele schließen: Mögen alle lebenden Wesen von Schmerzen frei bleiben.
Was für ein Neuling ist doch der, welcher wähnt, Geist und Verstand zu zeigen, wäre ein Mittel, sich in der Gesellschaft beliebt zu machen.
Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.
Man kann auch die Gesellschaft einem Feuer vergleichen, an welchem der Kluge sich in gehöriger Entfernung wärmt, nicht aber hineingreift, wie der Tor, der dann, nachdem er sich verbrannt hat, in die Kälte der Einsamkeit flieht und jammert, daß das Feuer brennt.
Das Christentum hat einen Standpunkt eingenommen, von dem aus es eine Spanne Zeit überblickt, der Buddhismus einen, von dem aus die Unendlichkeit in Zeit und Raum sich ihm darstellt und sein Thema wird.
Je jünger wir sind, desto mehr vertritt jedes Einzelne seine Gattung und hierauf beruht der so große Unterschied des Eindrucks, den die Dinge in der Jugend und im Alter auf uns machen.
Der Fortbestand der Menschheit beweist nur die Geilheit derselben.
Zur Philosophie verhält sich die Poesie, wie die Erfahrung sich zur empirischen Wissenschaft verhält.
Ruhm und Ehre sind Zwillingsgeschwister; jedoch so, wie die Dioskuren, von denen Pollux unsterblich und Kastor sterblich war.
Mir ist unter den Menschen fast immer, wie dem Jesus von Nazareth war, als er die Jünger aufrief, die immer alle schliefen.
Ich halte die Hoffnung für die Verwechslung einer erwünschten Begebenheit mit ihrer Wahrscheinlichkeit.
Die Menschheit hat von mir etwas gelernt, was sie nie vergessen wird, und ich habe den Schleier der Wahrheit weiter gelüftet, als irgend ein Sterblicher vor mir. – Aber den will ich sehn, der sich rühmen kann, eine elendere Zeitgenossenschaft gehabt zu haben als ich?
Wer im Luftballon aufsteigt, sieht nicht sich sich erheben, sondern die Erde herabsinken, tiefer und immer tiefer. – Was soll das? Ein Mysterium, welches nur die Beipflichtenden verstehen.
Wer sich vor Menschen fürchtet, wird feige genannt und zeigt Mangel an Vertrauen zu seiner Körperkraft. Wer sich vor der Einsamkeit fürchtet, zeigt Mangel an Vertrauen zu seiner Geisteskraft, wie soll man aber den nennen?
Die Welt hat Affen. Europa hat die Franzosen.
Menschen, deren Lachen stets affektiert und gezwungen herauskommt, sind intellektuell und moralisch von leichtem Gehalt; wie denn überhaupt die Art des Lachens, und andererseits der Anlaß dazu, sehr charakteristisch für die Person ist.
Daher nun ist die erste, ja schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils diese, daß man etwas zu sagen habe: O, damit kommt man weit!
Hingegen besteht die Güte des Herzens in einem tief gefühlten, universellen Mitleid mit allem, was Leben hat.
Durch die Individualität des Menschen ist das Maß seines möglichen Glückes im voraus bestimmt.
Ihr klagt über die Flucht der Zeit: sie würde nicht so unaufhaltsam fliehen, wenn irgend etwas, das in ihr ist, des Verweilens wert wäre.
Höflichkeit ist wie der Rechenpfennig eine offenkundig falsche Münze: Mit einer solchen sparsam zu sein, beweist Unverstand.
Der Beweis ist der einzige Weg, um anderen Wahrheiten begreiflich zu machen, welche sie unmittelbar nicht einsehen können.
Was uns am unmittelbarsten beglückt, ist die Heiterkeit des Sinnes, denn diese gute Eigenschaft belohnt sich augenblicklich selbst.
Erst im späten Alter erlangt der Mensch ganz eigentlich das horazische nil admirari, d.h. die unmittelbare, aufrichtige und feste Überzeugung von der Eitelkeit aller Dinge und der Hohlheit aller Herrlichkeiten der Welt: die Chimären sind verschwunden.
Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.
Das Spiel lehrt Contenance zu halten, indem man zum schlechten Spiel eine heitere Miene aufsetzt.
Die Gelehrten sind die, welche in den Büchern gelesen haben; die Denker, die Genies, die Welterleuchter und Förderer des Menschengeschlechts sind aber die, welche unmittelbar im Buche der Welt gelesen haben.
Kein größerer Irrtum als zu glauben, dass das zuletzt gesprochene Wort stets das richtigere jedes später Geschriebene eine Verbesserung des früher Geschriebenen und jede Veränderung ein Fortschritt sei.
Wer nachlässig schreibt legt dadurch zunächst das Bekenntnis ab, dass er selbst seinen Gedanken keinen großen Wert beilegt.
Ein Haupthindernis der Fortschritte des Menschengeschlechts ist, daß die Leute nicht auf die hören, welche am gescheitesten, sondern auf die, welche am lautesten reden.
Philosophen lernt man nur aus ihren eigenen Werken kennen, nicht aus dem verzerrten Bilde ihrer Lehren, welches sich in einem Alltagskopfe darstellt.
Der Selbstmörder will das Leben und ist bloß mit den Bedingungen unzufrieden, unter denen es ihm geworden. Der Selbstmörder verneint bloß das Individuum, nicht die Spezies.
Im Herzen steckt der Mensch, nicht im Kopf; der Sinn und Zweck des Lebens ist kein intellektueller, sondern ein moralischer.
Um durch die Welt zu kommen, ist es zweckmäßig, einen großen Vorrat von Vorsicht und Nachsicht mitzunehmen: Durch erstere wird man vor Schaden und Verlust, durch letztere vor Streit und Händeln geschützt.
Ein Weiser ist man nur unter der Bedingung, in einer Welt voller Narren zu leben.
Mein lieber Setzer! Wir verhalten uns zueinander wie Leib und Seele; müssen daher, wie diese, einander unterstützen, auf daß ein Werk zu Stande komme, daran der Herr (Brockhaus) Wohlgefallen habe.
Religionen sind Kinder der Unwissenheit, die ihre Mutter nicht lange überleben.
Wer ein gutes Gewissen hat, der braucht sich um den Verlust der Wertschätzung der anderen nicht zu kümmern.
Kritiker gibt es, bei denen jeder vermeint, bei ihm stände es, was gut und was schlecht sein sollt, indem er seine Kindertrompete für die Posaune der Fama hält.
Zu dem, was einer hat, habe ich Frau und Kinder nicht gerechnet; da er von diesen vielmehr gehabt wird.
Das Leben ist eine mißliche Sache: ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken.
Das Recht an sich selbst ist machtlos: von Natur herrscht die Gewalt. Diese nun zum Rechte hinüber zu ziehn, so daß mittelst der Gewalt das Recht herrsche, dies ist das Problem der Staatskunst.
Nichts ist verdrießlicher, als wenn man mit Gründen gegen jemanden kämpft in der Meinung, es mit dem Verstande zu tun zu haben, bis man entdeckt, dass man es mit seinem Willen zu tun hat, der sich verstockt der Wahrheit verschließt.
Die Sudler sollten ihre Dummheit an etwas anderm auslassen, als an der deutschen Sprache.
Was ist denn Bescheidenheit anderes als geheuchelte Demut, mittelst welcher man, in einer von niederträchtigem Neide strotzenden Welt, für Vorzüge und Verdienste die Verzeihung derer erbetteln will, die keine haben?
Der Stil ist die Physiognomie des Geistes. Sie ist untrüglicher als die des Leibes. Affektation im Stil ist dem Gesichterschneiden zu vergleichen.
Alle Ehre beruht zuletzt auf Nützlichkeitsrücksichten.
Alles wirkliche Dichten und Denken nämlich ist gewissermaaßen ein Versuch, den kleinen Leuten einen großen Kopf aufzusetzen: kein Wunder, daß er nicht gleich gelingt.