Theodor Gottlieb von Hippel Zitate
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Was der Mensch vermag, kann er durch die Anstrengung seiner Kräfte erfahren; was die Menschheit vermag, wer kann dies Ziel ermessen?
Beim Witz muß alles wie von ungefähr kommen: alles ex tempore und pro tempore aus dem Ärmel. Es blitzt, ohne daß man vorher Wolken sieht.
Unser Wissen ist Vermutung und unser Tun ist Streben.
Viele Gesetze machen viele Richter und mindestens dreimal so viele Ratgeber.
Die meisten unserer Brüder sterben gemeinhin in Fragezeichen, einige in Verwunderungszeichen, viele in Komma; wer stirbt im Punktum?
Sich in einem Buche betrinken, heißt darüber Sehen und Hören vergessen und es so vorzüglich finden, dass nichts darüber ist.
Naivität ist eine Satire auf die Kunst, es bestehe diese Satire in Gedanken, Worten und Werken.
Erfahrungen und Handgriffe geben dem weiblichen Geschlechte in der Häuslichkeit nicht nur Realkenntnisse, sondern bewahren es auch vor jedem Zerstreuungsschwindel, der überall Ruhe sucht und sie nirgends findet.
Die Liebe macht gleichgültig gegen Ruhm und Glanz, allein gegen die Menschlichkeit nicht.
Ich bin der vorgreiflichen Meinung, daß kein Mädchen häßlich ist.
Vernunft fragt, das Herz lehrt zur rechten Zeit mit Fragen aufzuhören.
Wer kein Gewissen hat, hat gar nichts.
Die Ehe ist recht dazu gemacht, die Flügel der Einbildungskraft zu beschneiden und uns auf die Erde zu bringen.
Lehre und Leben müssen sich in die Hand arbeiten.
Wer nicht Vater ist, verdient auch den Namen Bürger nicht, und, um freigebig zu sein, nur halb den Namen Mensch!
Behalten heißt seinem Gedächtnis Wunden schlagen, und auf Gedächtnis-Gelehrsamkeit stolz tun, heißt seine Narben zeigen.
Geh‘ in die Gefängnisse, wo du willst, du wirst den größten Teil Ehelose finden.
Jeder Mensch hat einen Hang, seine Meinungen anderen mitzuteilen, und der Gelehrteste ist nicht gleichgültig gegen das Urteil seiner Wäscherin und seines Ofenheizers.
Der Mensch ist zum Scheiden geboren. Sterben lernen und philosophieren ist von jeher für einerlei gehalten worden, denn in Wahrheit, diese Welt ist entweder ein Vorbereitungsort oder wir sind die elendesten Geschöpfe.
Erst durch die Ehe wird das Weib in eben dem Grade durch den Mann vollendet, wie der Mann durch das Weib. Mann und Weib machen einen ganzen Menschen aus.
Der Mensch wirkt auf die Menschheit, und die Menschheit wirkt zurück auf den einzelnen Menschen. Von sich selbst denke der Mensch so klein, von der menschlichen Natur so groß als möglich!
In der Gesellschaft zeigt jeder einzelne Mensch nur ein Pröbchen, wie Krämer von Seiden- und Wollzeugen.
Geld sollte das Mittel sein, um zu genießen, allein der Reiche hat gemeinhin Mittel, um sich neue Mittel zu erwerben, und am Ende Mittel über Mittel – allein keinen Zweck.
Wer einen Brief schreibt, muss glauben, er schreibe ihn an die Welt, und wer ein Buch schreibt, er schreibe es an einen guten Freund, wenn man nicht in beiden Fällen alltäglich sein will.
Man ehrt den Mann, der nach Grundsätzen handelt, allein man liebt ihn nicht.
Die Pflichten gegen das Vaterland heben bei weitem nicht alle anderen Pflichten auf, und ein Bürger muß nie aufhören, ein Mensch zu bleiben.
Reden ist Kunst; recht Reden ist Natur.
Mensch, dieser Augenblick ist dein, der künft’ge wird’s vielleicht nicht sein.
Die letzten Worte sind alle in der Muttersprache, auch die letzten Seufzer so.
Ein Frauenzimmer, das einen jungen Menschen des Geldes wegen heiratet, setzt sich selber zur Konkubine herab.
Wer Torheit mit Klugheit verbessern will, gebe das ganze Geschäft auf. Torheit mußt Torheit heilen.
Ruhe und Ruhm sind selten gute Freunde.
Die größte Beredtsamkeit besteht in der Kunst zu schweigen.
Heirate nicht die Schönste in der Stadt.
Ein junger Mensch muß sich so in Gesellschaft führen, als einer, dem Geld zugezählt wird.
Denn in der Tat die Natur hält ein schreckliches, heimliches Gericht, das schrecklichste, das gedacht werden kann.
Erziehen heißt: aufwecken vom Schlaf, mit Schnee reiben, wo es erfroren ist, abkühlen wo es brennt.
Wenn man die Zeit abwarten kann, wird Wasser in Wein verwandelt.
Frauenzimmer gehören zum menschlichen Geschlecht, sind in dieser Qualität in die bürgerliche Gesellschaft als durchaus ohnentbehrliche Glieder mit eingetreten, und müßten also mit dem männlichen Geschlecht überall, wo diese Natur es nicht verbaut, gleiche Rechte haben.
Es war ein großer Mann des Altertums, der das Weib ein Ungeheuer der Natur nannte und doch – heiratete.
Vernunft ist Großgeld, Verstand Kleingeld.
Man sagt von großen Genies, ihre Irrthümer, ihre Fehler wären schön. – Schmeichelei!
Der Zeit kann und muß nichts vorgreifen, nicht Religion, nicht Weisheit, sie leidet es nicht; nur sie kann den Schmerz lindern.
Ein abgebrochener Gedanke bringt andere zum Denken; ein Gedanke in seiner vollen Lebensgröße ausgedrückt, ermüdet uns mitten auf dem Weg.
Die Natur bestimmt euch, Mütter zu werden; ihr sollt mit eurem Leibe die Natur preisen und den Staat bereichern.
Es gehört mehr Kraft zum Leiden als zum Tun, mehr Stärke zum Entbehren als zum Genießen.
So wie unsere Erde um die Sonne läuft und sich um sich selbst dreht, so geht es auch mit dem Menschengeschlecht und mit den einzelnen Menschen.
Sandkörner machen den Berg, Minuten das Jahr, flüchtige Gedanken ewige Taten. Haltet nichts für Kleinigkeiten.
Die Bosheit macht schwach und die Schwäche macht boshaft.
Der Schuldige flieht, auch wenn er nicht verfolgt wird.