Theodor Fontane Zitate
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So zweifelsohne ist niemand, daß man ihm nicht seine Dämlichkeit auf irgendetwas beweisen könnte.
Die prächtige Havel, mit jener Fülle von Seen, die sie, namentlich um Potsdam herum, an ihrem blauen Bande aufreiht, ist, auf weite Strecken hin, wie ein Spiegel unsrer königlichen Schlösser, deren Schönheit sie verdoppelt.
Heut geh nur in die Kirche und büße deine Schuld und bitte Gott den Vater um unverdiente Huld. Und kann er dir verzeihen, vergibt er wohl auch mir, daß ich seit vielen Jahren gebetet nur zu dir.
Übrigens darf ich bei allem Respekt vor meinem berühmten Hotel sagen, unberühmte sind meistens interessanter.
Die verfluchte Bildung hat alles natürliche Urteil verdorben; jeder quatscht nach.
Kummer sei lahm! Sorge sei blind! Es lebe das Geburtstagskind!
Germanistische Seminare sind die Katakomben der deutschen Literatur.
Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, daß man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und das man zufrieden sein muß, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu.
Die verachteten Menschen, wenn sie gut sind, sind die besten.
Ich muss frische Luft haben, vielleicht erstes Zeichen von Hydropsie. Kann eigentlich Fremdwörter nicht leiden. Aber mitunter sind sie doch ein Segen. Wenn ich so zwischen Hydropsie und Wassersucht die Wahl habe, bin ich immer für Hydropsie. Wassersucht hat so etwas kolossal Anschauliches.
Schmarotzer sind auf keine Art zu zügeln. Tu einen Schritt für sie, sie fordern vier.
Heldentum ist Ausnahmezustand und meist Produkt einer Zwangslage.
Oh Berlin, wie weit ab bist du von einer wirklichen Hauptstadt. Du bist durch politische Verhältnisse über Nacht dazu geworden, aber nicht durch dich selbst.
Die Wahrheit ist der Tod.
Der Anfang ist immer das Entscheidende; hat man’s darin gut getroffen, so muß der Rest mit einer Art von innerer Notwendigkeit gelingen, wie ein richtig behandeltes Tannenreis von selbst zu einer geraden und untadeligen Tanne aufwächst.
Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit einer Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.
Ich denke verschwundener Zeiten, Sie sind mein einziges Glück, Doch die mir die liebsten gewesen, Ich wünsche sie nicht zurück.
Nichts richtet das Gemüt so auf wie das Gefühl, geliebt zu sein.
Der Mensch kann nicht mehr tun als sein Herz und, wenn’s sein muß, sein Leben einsetzen, sich ehrlich zu was zu bekennen.
Die Kleinen von hier, trotz der „Loyalität bis auf die Knochen“, die mucken immer bloß auf, aber die wirklich Vornehmen, die gehorchen, nicht einem Machthaber, sondern dem Gefühl ihrer Pflicht.
Alles in allem – es war nicht viel.
Man lebt sich selbst, man stirbt sich selbst; man ist den Menschen gar nichts – ihnen höchstens im Wege -, und wenn sich drei Ausnahmen finden, so steht es auch mit diesen mau genug.
Großzügig zu sein ohne Verschwendung Leicht zu leben ohne Leichtsinn Heiter zu sein ohne Ausgelassenheit Mut zu haben ohne Übermut.
Bei Lichte besehen sind Ruhe und Glück überhaupt dasselbe.
Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner.
Erst der Ernst macht den Mann, erst der Fleiß das Genie.
Schrecklichkeiten, die kommen müssen, kann man nur dadurch ihres Schreckenscharakters entkleiden, daß man sie so rasch wie möglich an der Brust packt, und den Kampf auskämpft, der doch gekämpft werden muß.
An das besondere Glück der Studierten und Examinierten, der Staatswürdenträger aller Arten und Grade, glaube ich nicht recht und stehe mit meinen Sympathien dem freien Bürgertum näher, dem Handel und Wandel, der Kunst und Wissenschaft.
Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht wieder zurück.
Geizhälse sind die Plage ihrer Zeitgenossen, aber das Entzücken ihrer Erben.
Einsamkeit tut weh, aber doch nicht so wie falsche Geselligkeit.
Es ist Unsinn, jungen Leuten immer mit dem „Besten“ zu kommen. Man hat in das Beste hineinzuwachsen, und das dauert oft recht lange. Vor allem ist es ganz unnatürlich, mit Goethe zu beginnen.
Die Engländer sprechen von einem „honeymoon“ und geben damit ein gewisses Zeitmaß; die Deutschen sind Gott sei Dank gemütlicher und sprechen von Flitterwochen, die statt vier auch 52 und noch länger dauern können.
Die sich lieben, die fürchten sich nicht.
Genieße mit Phantasie! Alle Genüsse sind letztlich Einbildung. Wer die beste Phantasie hat, hat den größten Genuß.
Eine gute Frau muß die Augen immer aufhaben, aber sie muß sie auch zuzumachen verstehen, je nachdem. Sie muß alles sehen, aber sie muß nicht alles sehen wollen.
Die fromme Phrase ist die schlimmste.
Wenn man glücklich ist, sollte man nicht noch glücklicher sein wollen.
Das Herz, wenn es überhaupt sprechen will, spricht schnell.
Glück, Glück! Wer will sagen, was du bist und wo du bist!
Unablässige Arbeit, die Arbeit im Schweiße des Angesichts, besiegt alles.
In der Bresche stehen und aushalten, bis man fällt, das ist das Beste.
Ich bin immer, auch im Leben, für Ruhepunkte. Parks ohne Bänke können mir gestohlen bleiben.
Sei heiter und vergnügt und nimm teil an der Freude der anderen. Dabei fällt dann immer auch etwas eigene Freude ab.
Es ist nicht schwer, in diesem Lande den Propheten zu spielen, aber es bereitet wenig Vergnügen.
Das Langweiligste von der Welt ist bekanntlich die reine, weiße, durch nichts gefärbte Vorzüglichkeit.
Die Kunst soll nach Vollendung streben, soll ehrliche, gründliche Arbeit verrichten, und soweit dies die modernen „Impressionisten“ tun, schließe ich auch diese Richtung innerhalb der Kunst (Fr. von Uhde, Max Klinger) von der Kunst selbst nicht aus.
Solange keine Wolken da sind, freue man sich des himmlischen Lichts.
Sonderbar, die Menschen verlangen immer moralische Heldentaten, solange sie persönlich „nicht dran“ sind.
Gib Deinem Wunsche Maß und Grenze, und dir entgegen kommt das Ziel.